Roger Schmidt: "Ich hänge an meinem Team"

Roger Schmidt haenge meinem
Roger Schmidt haenge meinem(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Felix Roittner)
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Salzburg-Trainer Schmidt sprach vor dem Bundesliga-Schlager gegen Rapid mit der "Presse am Sonntag" über seine Philosophie, Werte und Ziele.

Salzburg hat auch heuer den Sprung in die Champions League nicht geschafft, ist in der Bundesliga allerdings seit nun 25 Spielen ungeschlagen. Ist die Meisterschaft – um es provokant zu formulieren – sportlich nichts wert?

Roger Schmidt: Also ich sehe das ganz und gar nicht so. Die Liga ist eine Herausforderung, sie ist wirklich nicht leicht zu gewinnen. Das haben wir am eigenen Leib gespürt. Das ist doch in anderen Ligen auch so, dass es ein Gefälle gibt. Wer im Europacup erfolgreich sein will, der muss sich da gewaltig steigern. Ich denke, in Österreich wird guter Fußball gespielt. Die Mannschaften versuchen, sich an den modernen Fußball anzupassen. Hier wird nicht nur verteidigt, sehr viele Teams unternehmen einiges, um selbst aktiv zu werden. Auch die sogenannten Kleinen – Admira und Grödig – haben gegen uns zuletzt auch sehr erfrischend agiert. Wenn man da siegreich sein will, muss man hart arbeiten. Also, die Bundesliga als Dorfliga abzutun finde ich falsch.

Wird Salzburg heuer Meister?

Wir haben uns in den vergangenen Monaten sicher weiterentwickelt, die Spielweise vorangetrieben, und deshalb sehe ich uns besser vorbereitet. Wir glauben an unsere Spielidee und setzen diese konsequent und geschlossen um. Das ist wichtig, weil die Art und Weise des Fußballs sehr anspruchsvoll ist und die Mannschaft extrem fordert. Dass wir Favorit sind, weil wir das höchste Budget haben, ist normal, und damit haben wir auch kein Problem. Aber im Fußball gibt es viele Unwägbarkeiten. Ich sage es so: Wir haben gute Möglichkeiten, Meister zu werden. Aber ich glaube nicht, dass wir da vorn so einfach wegmarschieren. Ausgeschlossen ist es nicht, aber wenn wir am letzten Tag vorn sind, dann ist das auch o.k.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Red-Bull-Boss Didi Mateschitz? Gibt es regelmäßigen Kontakt?

Es gibt natürlich Kontakt, aber erster Ansprechpartner ist natürlich mein Sportdirektor, Ralf Rangnick. Und dann gibt es noch Gérard Houllier.

Welche Vorgaben gibt es für den Trainer des FC Red Bull Salzburg?

Die Ziele sind bei uns klar definiert: erfolgreich sein auf eine bestimmte Art und Weise! Wir wollen attraktiv, modern, dynamisch sein. Und auch so spielen. Daran arbeiten wir. Es geht darum, diesen Geist zu verkörpern und unseren Zuschauern auch zu vermitteln. Ich bin jetzt seit 14 Monaten da und hoffe, dass man sieht, dass wir nun eine andere Art von Fußball praktizieren.

Spielt Salzburg schon so, wie Sie sich das vorstellen?

Man wird als Trainer mit seiner Arbeit nie fertig. Es gibt immer wieder Situationen, in denen du nachjustieren musst und aufs Neue gefordert bist. Das ist der Reiz. Gegen Fenerbahçe daheim sind wir unseren Zielen schon sehr nahe gekommen – das war eigentlich ein fast perfektes Spiel. Mit dem Zusatz: bis auf die Chancenverwertung.

Die bitterste Niederlage als Salzburg-Trainer?

Ja, das war sehr bitter, weil wir für unsere Leistung nicht belohnt wurden.

Red Bull leistet sich neben Salzburg auch noch andere Fußballvereine. RasenBallsport Leipzig soll künftig die neue Trägerrakete spielen. Wird Salzburg dann zum Ausbildungsverein, und sind Sie in diese Pläne eingeweiht oder involviert?

Leipzig wird ja für die deutsche Bundesliga aufgebaut. Der Weg dorthin ist zweifellos sehr schwierig. Eines ist klar: Leipzig soll in die Bundesliga, und mit Red Bull Salzburg wollen wir international eine gute Rolle spielen. Beide Ziele sind vereinbar.

Kommen wir zum Schlagerspiel der Runde gegen Rapid. Ihr Urteil über die Hütteldorfer?

Ich habe sie zuletzt in der Südstadt gegen die Admira gesehen. Das wird sicher ein schwieriges Spiel, das war in der Vergangenheit auch so. Rapid hat nach wie vor eine gute Mannschaft, im Moment haben sie sich unter Wert geschlagen. Wir lassen uns da sicher nicht blenden. Auch wenn der Gegner in den letzten Runden wenig Tore erzielt hat – grundsätzlich kann das die Mannschaft. Wir sind gewarnt und gewappnet.

Wann wird Salzburg öfter in einem vollen Stadion spielen?

Wir werden weiterhin konstant unseren Fußball spielen und damit auch immer mehr Fans mobilisieren. Davon bin ich überzeugt.

Sie haben Maschinenbau studiert, sind Diplomingenieur. Warum sind Sie dann Fußballtrainer?

Ich habe den Trainerjob zu Beginn nebenbei gemacht, musste mich dann irgendwann entscheiden und bin meinem Herzen gefolgt.

Wer war dabei Ihr Vorbild?

Ich denke, dass es als Trainer wichtig ist, seinen eigenen Weg zu finden. Da muss man dem eigenen Charakter folgen. Es geht um die Art und Weise, wie man Fußball interpretiert und wie man eine Mannschaft führt. Die Authentizität muss gewährleistet sein. Ich war früher selbst ein Offensivspieler, das merkt man, glaube ich. Mein Ziel ist es, einer Mannschaft eine Handschrift zu geben. Es kommt darauf an, wie man mit und gegen den Ball arbeitet. Und es geht mir auch darum, dass meine Mannschaft durch ihr Auftreten eine gewisse Mentalität verkörpert.

Wie halten Sie die Ersatzspieler bei Laune?

Bei Laune halten? Es geht um den mannschaftlichen Erfolg. Das geht nur, wenn alle diesen auch im Fokus haben. Mir ist letztendlich egal, wer spielt. Das entscheiden die Spieler selbst durch ihre Leistung. Ich nominiere diejenigen, mit denen die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass wir gewinnen. Ich erwarte von Spielern in schwierigen Situationen, dass sie trotzdem positiv für die Mannschaft bleiben. Und sie bekommen von mir auch die hundertprozentige Unterstützung, sich weiterzuentwickeln, um ihre Position zu verbessern. Das ist quasi ein Geben und Nehmen und Basis für ein funktionierendes Team.

Darum sind Sie im Sommer auch geblieben?

Das erste Jahr war schwierig. Aber wir haben viel auf den Weg gebracht. Es stimmt, es hat Anfragen gegeben. Aber ich wollte nie weg, das stand für mich außer Frage. Glauben Sie mir, ich hänge an dieser Mannschaft. Sehr sogar.

Steckbrief

1967
Roger Schmidt wurde am 13.März 1967 in Kierspe geboren. Studium Maschinenbau.

Er spielte bei Kiersper SC, Lüdenscheid, Plettenberg, Paderborn-Neuhaus, Verl, Paderborn, Lippstadt, Delbrück.

2004
Schmidt begann als Trainer beim Delbrücker SC, wechselte dann zu Preußen Münster und dann zum SCPaderborn 07.

Seit 2012 bei Red Bull Salzburg.

Vizemeister hinter Austria Wien mit 77Punkten und 91erzielten Toren.

Mit Salzburg für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2013)

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