ÖFB-Länderspiel: Und irgendwann soll es Spaß machen

(c) GEPA pictures (GEPA pictures)
  • Drucken

Österreichs Teamchef Marcel Koller sieht das Duell mit WM-Teilnehmer USA als Test, der allerdings ernst genommen werden sollte. Neue Spieler auf dem Prüfstand.

Wien. Beim österreichischen Fußballbund hat man sich das alles ein wenig anders vorgestellt. Der Traum von Play-off-Duellen, der ist geplatzt, die letzten Tickets für die WM in Brasilien, die schnapsen sich andere Teams aus. Stattdessen haben die Österreicher ein Trainingslager in Spanien aufgeschlagen, zum Abschluss der intensiven Vorbereitung gibt man ein Länderspiel im Happel-Stadion gegen die USA (20.45 Uhr, live ORF eins). Der freundschaftliche Vergleich mit dem WM-Teilnehmer bildet gleichzeitig auch den Jahresabschluss, das nächste Länderspiel steht erst wieder im Frühjahr 2014 auf dem Programm.

Im Prater beginnt heute die Ära II von Teamchef Marcel Koller, der Schweizer hat sich dazu entschlossen, seine Arbeit in Österreich fortzusetzen, weil er keine halben Sachen hinterlassen will. Das nächste Qualifikationsspiel wartet erst im September, bis dahin bietet sich die Gelegenheit, neue Dinge auszuprobieren. Aber es bietet sich auch die Chance, den einen oder anderen Spieler auf den Prüfstand zu stellen. Gute Erfahrungen hat Koller damit bislang noch keine gemacht, ungenützt will er die Gelegenheiten aber nicht verstreichen lassen. Koller steht mehr oder weniger vor einer Zerreißprobe, er muss den Spagat zwischen Test und Ernstfall schaffen.

Hinteregger und Hinterseer

Marcel Koller neigt dazu, die stärkste ihm zur Verfügung stehende Elf ins Rennen schicken zu wollen. Manche Umstellungen ergeben sich zwangsweise. Zlatko Junuzović beispielsweise wird immer noch von einer Sprunggelenksverletzung geplagt, er kommt gegen die USA nicht infrage. Sebastian Prödl ist ebenso nicht ganz fit, Koller wird auf den Werder-Legionär verzichten. Der Innenverteidiger konnte in Spanien auch nur auf Sparflamme trainieren.

Vieles spricht dafür, dass am heutigen Abend gleich zwei Spieler ihr Debüt geben werden. Der eine ist Martin Hinteregger, der andere Lukas Hinterseer. Bestätigt hat das der Teamchef in seiner typischen Art freilich nicht, Überraschung wäre es keine. Auch Emanuel Pogatetz ist nicht dabei, das heißt, es könnte überhaupt eine völlig neu formierte Abwehr zum Einsatz kommen. Kiew-Legionär Aleksandar Dragović, der gegen die Schweden im defensiven Mittelfeld agiert hat, hätte sich eine Chance auf seiner angestammten Formation schon länger verdient.

Lukas Hinterseer wurde zuletzt schon für das Auswärtsspiel auf Färöer nachnominiert, diesmal war er von Beginn an in Kollers Aufgebot dabei. Der Kitzbüheler ist der Sohn von Ex-Skirennfahrer Guido Hinterseer und Enkel von Slalom-Olympiasieger Ernst Hinterseer. Mit seinem Halbonkel Hansi Hinterseer hat er allerdings kaum Kontakt. Die Karriere ist einige Zeit etwas holprig verlaufen, vor zwei Jahren wäre sie fast schon beendet gewesen, ehe sie so richtig beginnen konnte. Hinterseer litt an Herzrhythmusstörungen, er musste sich einer Operation unterziehen. Der Tiroler litt unter Herzrasen, auch ohne Belastung. Seit dem Eingriff ist er wieder topfit.

Der Knopf ist dem 22-jährigen Lukas Hinterseer erst heuer aufgegangen. Er begann bei Wacker Innsbruck, wurde jedoch im Frühjahr 2012 an den FC Lustenau verliehen. Im Herbst sollte er sich auf der Hohen Warte versuchen. Und wurde von einer Position auf die andere geschoben. Dabei ist der Tiroler ein echter Offensivspieler. Der auch Torgefahr ausstrahlt. Mittlerweile hält er bei neun Saisontreffern.

Die Werbetrommel rühren

Nicht gelungen ist es, das Interesse an der Nationalmannschaft hochzuhalten. Der ÖFB rechnet mit 20.000 Zuschauern, Marcel Koller hätte sich ein volles Haus gewünscht. „Das soll uns aber nicht davon abhalten, eine starke Leistung abzurufen. Wir wollen die Fans so stark auf unsere Seite bringen, dass sie unabhängig vom Gegner ins Stadion kommen. Und zwar, weil sie uns sehen wollen und Spaß an dieser Mannschaft haben. So weit sind wir anscheinend noch nicht.“

Der Gegner ist stark, das US-Team ist seit 1990 bei jeder WM dabei gewesen, ist die Nummer 13 der Welt. „Und daher klarer Favorit.“

Mögliche Aufstellungen: Österreich: Almer (Energie Cottbus/GER, 12/0) – Klein (Red Bull Salzburg, 16/0), Dragović (Dynamo Kiew/UKR, 26/0), Hinteregger (Red Bull Salzburg, 0), Fuchs (Schalke/GER, 59/1) – Kavlak (Beşiktaş Istanbul/TUR, 28/1), Alaba (Bayern München/GER, 30/6) – Harnik (VfB Stuttgart/GER, 41/10), Hinterseer (Wacker Innsbruck, 0), Arnautović (Stoke City/ENG, 31/7) – Janko (Trabzonspor/TUR, 36/15). USA: Howard (Everton/ENG, 94/0) – Evans (Seattle Sounders, 16/1), Gonzalez (Los Angeles Galaxy, 15/0), Cameron (Stoke City/ENG, 22/1), Beasley (Puebla/MEX, 112/17) – Bradley (AS Roma/ITA, 81/11), Jones (Schalke/GER, 36/2) – Bedoya (Nantes/FRA, 24/1), Kljestan (Anderlecht/BERL, 43/4), E. Johnson (Seattle Sounders, 60/19) – Altidore (Sunderland/ENG, 64/21)

www.diepresse.com/ticker

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.