Der Tabellenführer begeisterte beim klaren 4:0-Heimsieg mit einem Offensivspektakel. Die violetten Titelträume scheinen beendet.
Austrias Trainer Nenad Bjelica hatte das Gastspiel in Salzburg kurzerhand zum Endspiel erklärt. Wenn sein Team noch von der Titelverteidigung reden wolle, dann müsse es beim Tabellenführer gewinnen. Ein ambitioniertes Vorhaben, das sich in der Realität nicht umsetzen ließ. Mit 3:0 gewann Salzburg ein Duell, das über weite Strecken wie auf einer schiefen Ebene verlief. Mit dem Anpfiff setzte das Team von Roger Schmidt die Akzente, zu allererst stellte sich Andre Ramalho in der fünften Minute mit einem Weitschuss bei Austria-Schlussmann Heinz Lindner vor.
Die Angriffe der Salzburger folgten phasenweise im Minutentakt. Sadio Mane (16.) und Ramalho (17.) fanden gute Möglichkeiten vor, die violette Hintermannschaft klagte nicht über Unterbeschäftigung. Der amtierende Meister aus Wien, der wenige Tage zuvor beim 4:1-Sieg in der Champions League gegen Zenit St. Petersburg begeisterte, war schlichtweg überfordert. Es gelang kaum, sich zu entfesseln. Zu groß war der Druck, den Salzburg konsequent ausübte. Die personelle Mixtur aus Kämpfern wie Ramalho und Franz Schiemer sowie Zauberern wie Mane, Alan oder Kevin Kampl schien perfekt.
Die logische Folge
In der 23. Minute war es aus Salzburger Sicht endlich soweit. Eine in den Rückraum der Abwehr geschlagenen Freistoß-Flanke von Andreas Ulmer verwertete Ramalho aus kurzer Distanz per Kopf. Schon vier Minuten später bot sich den Gastgebern die Chance zur Vorentscheidung. Nachdem Lindner gegen den heranstürmenden Leitgeb zu spät kam, entschied Schiedsrichter Harkam auf Elfmeter.
Alan traf erst im Nachschuss, zu diesem Zeitpunkt hatte der Unparteiische jedoch schon abgepfiffen. Schiemer war zu früh in den Strafraum gelaufen. Salzburg bejubelte trotzdem noch vor der Pause das 2:0. Eine glänzend herausgespielte Aktion über Mane und Alan schloss Valon Berisha im Strafraum ab (38.). Die Austria wirkte zu diesem Zeitpunkt schon ratlos, ihr gelang es nicht, Zugriff auf das Spiel zu gewinnen. Mit Fortdauer der Begegnung griffen die Wiener zunehmend zu unerlaubten Mitteln. Die Zirkuseinlangen von Kampl und Co. schlugen sich auf das Gemüt, insgesamt sammelten die Austrianer sechs Gelbe und eine Gelb-Rote Karte (Kienast/90.).
Den Salzburgern war an diesem Nachmittag die Spielfreude in praktisch jeder Aktion anzusehen. Auch nach dem Seitenwechsel verschwendeten sie keinen Gedanken daran, das Tempo zu drosseln. In der 54. Minute verhinderte Lindner, der beste Austrianer, noch das 0:3, das sich zwölf Minuten später doch einstellen sollte: Alan traf zum 13. Mal in dieser Saison. Den Schlusspunkt setzte schließlich der überragende Mane in der 87. Minute. Vier Austrianer tanzte der Senegalese aus, ehe er den Ball durch die Beine von Kapitän Manuel Ortlechner und an Lindner vorbei ins lange Eck schob.
Royer: "Salzburg ist einsame Spitze"
Salzburg machte damit einen weiteren großen Schritt Richtung Titelgewinn. Der Vorsprung auf die viertplatzierten Wiener beträgt bei einem Spiel weniger bereits 14 Punkte.
Auf Seiten der Austria gratulierte man nach Schlusspfiff artig dem wahrlich übermächtigen Gegner. "Salzburg war uns heute in allen Belangen überlegen, sie sind zurzeit einsame Spitze", meinte etwa Daniel Royer. Sein Trainer, Nenad Bjelica, schloss sich ihm an. "Der Gegner war heute viel besser als wir, wir haben auch in dieser Höhe verdient verloren. Ich habe viel Entschlossenheit und Leidenschaft bei uns vermisst."
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2013)