Neo-Rapid-Sportdirektor Müller: "Das Kribbeln war da"

Andreas Müller
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Andreas Müller setzte sich gegen vier Konkurrenten durch. Der Deutsche spricht von Grün-Weiß als "Art neue Familie" und hat klare Vorstellungen.

Andreas Müller hat sich in der Endauswahl unter fünf Kandidaten durchgesetzt. Der 51-jährige Deutsche tritt mit Jahresbeginn 2014 die Nachfolge seines zu Fortuna Düsseldorf abwandernden Landsmannes Helmut Schulte als Sportdirektor bei Rapid an. Der Ex-Schalker blickt optimistisch voraus. "Ich habe das Gefühl, dass ich ein neues Zuhause gefunden habe, eine Art neue Familie da ist", sagte Müller.

Der Ex-Mittelfeldspieler war überrascht, als er von Rapids Interesse erfuhr, fand in der Folge aber schnell Gefallen am Posten. "Ich hatte nach dem ersten Gespräch schon ein sehr gutes Gefühl, das Kribbeln im Bauch war da, deshalb bin ich sehr zuversichtlich", erklärte der Deutsche bei seiner Präsentation am Donnerstag in Wien. Er hofft auf eine längerfristiges Engagement. "Ich denke, dass ich normalerweise sehr froh und glücklich bin, wenn ich bei einem Verein länger bin."

Müller will sich in den nächsten Wochen ein Bild vom Club machen, wird dabei auch Gespräche mit seinem Vorgänger führen. Sein offizieller Amtsantritt ist mit dem Trainingsstart am 7. Jänner. Das Jänner-Trainingslager in der Türkei will er auch dazu nützen, die Spieler genauer kennenzulernen. "Ich kann mich zu 100 Prozent mit den Zielen identifizieren. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer eigenen Jugend eine gute Chance haben, die Kampfmannschaft zu verstärken. Es ist für mich eine große Herausforderung und ich gehe den Job mit der Überzeugung an, dass ich mit einem Team die Dinge so in die Wege leiten kann, dass wir in Zukunft erfolgreich sein können", sagte Müller.

Müller: "Zuerst Basis legen"

Auf genaue Ziele wollte der designierte Rapid-Sportchef noch nicht eingehen. "Es ist natürlich klar, dass Spieler Titel gewinnen wollen. Aber bevor man solche Ziele ausgibt, muss man auch die Basis dafür legen. Ganz wichtig ist den zweiten nicht vor dem ersten Schritt zu machen", betonte Müller.

Für ihn ist in erster Linie wichtig, dass "die Fans ins Stadion kommen und sagen, da ist eine Mannschaft, die sich den Hintern aufreißt, wirklich Gas gibt und Leidenschaft und Emotion hat. Dann verzeihen die Fans auch Fehler", gab Müller Einblick. Für ihn sind drei Themen entscheidend. "Loyalität steht für mich an erster Stelle, dazu kommen auch noch absolute Leistungsbereitschaft und Leidenschaft, die man mitbringen muss", ergänzte Müller. Wenn man einen klaren Plan und einheitlichen Gedanken habe und gut arbeite, werde auch einmal der eine oder andere Titel dazukommen.

Die Arbeit bei einem Traditionsverein ist für den Sportchef nichts Neues, hatte er doch mehr als 20 Jahre als Sportler und Funktionär bei Schalke 04 verbracht. "Rapid ist ein Klub mit viel Tradition. Ich kenne die Situation", betonte Müller. Obwohl er in den letzten Jahren nicht nur den deutschen Fußball beobachtet hat, betritt Müller jetzt mit seinem Engagement in Österreich "Neuland". "Ich bin aber überzeugt, dass ich mich sehr schnell innerhalb des Vereins und Österreichs integrieren kann."

Mit den zuletzt schwachen Zuschauerzahlen in sehr vielen Bundesligastadien hat er kein Problem. "Ich habe in den letzten Jahren sehr viele Fußballspiele (U17 und U19) gesehen, bei denen nur 100 oder 150 Zuschauer waren, und es hat trotzdem Spaß gemacht da zuzuschauen. Das ist für mich kein Kriterium", sprach Müller Klartext.

Müller plant "regen Austausch" mit Barisic

Müller wird in Zukunft sehr eng mit Trainer Zoran Barisic zusammenarbeiten, einmischen will er sich in die sportlichen Belange aber nicht. "Wir werden einen regen Austausch miteinander pflegen. Der Trainer kennt die Mannschaft am besten. Dinge, die die Mannschaft betreffen, sind ganz klar seine Hoheit", erklärte Müller, der sich innerhalb des Vereins vor allem als Kommunikator sieht. "Kommunikation innerhalb des Vereins sollte die Hauptaufgabe des Managers sein."

Barisic freute sich über die Verpflichtung einer Persönlichkeit. "Er war schon als Spieler bekannt als harter Arbeiter und großer Kämpfer, dass wird sich wahrscheinlich auch jetzt nicht geändert haben. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, die zu 100 Prozent befruchtend sein wird", sagte der Wiener. Der gebürtige Stuttgarter Müller ist im Besitz der Trainer-Lizenz, war allerdings bisher nur als Manager, Sportchef, Vorstand oder bei einer Spieleragentur tätig.

Erfahrung als Hauptkriterium

Rapids Vorstand hatte im Vorfeld ein genaues Anforderungsprofil für den neuen Sportdirektor definiert. "Wichtig war für uns, dass der Sportdirektor komplementäre Stärken zum Trainerteam einbringt. Wichtig war eine große Erfahrung auf Management-Ebene sowie internationale Erfahrung, samt einem Netzwerk, das genutzt werden kann. Wir haben zudem einen Menschen mit großer Lebenserfahrung gesucht, der teamfähig, aber auch entscheidungsstark ist und es im Idealfall auch gewohnt ist, in einem traditionsreichen, emotionalen Umfeld zu arbeiten", gab Präsident Michael Krammer Einblick.

Nach einem "dreistufigen Prozess" fiel die Wahl auf Müller. "Wir haben ein Screening mit den öffentlich verfügbaren Informationen gemacht, Referenzen eingeholt und Telefoninterviews gemacht. Fünf Personen wurden dann zu einem Hearing eingeladen und Müller war der Kandidat, der uns am meisten überzeugt hat", berichtete Krammer. Müller erhielt einen Vertrag bis Saisonende 2015/16. "Er wird unseren Verein bereichern", war sich Krammer sicher, eine positive erste Personalentscheidung in seiner noch kurzen Amtszeit getroffen zu haben.

(APA)

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