Wenn eine Niederlage sogar zum Segen wird: Ohne Düdeligen wäre vieles anders

FUSSBALL-CHAMPIONS-LEAGUE - 2. RUNDE: RED BULL SALZBURG - F91 DUeDELINGEN
FUSSBALL-CHAMPIONS-LEAGUE - 2. RUNDE: RED BULL SALZBURG - F91 DUeDELINGENAPA/DANIEL KRUG
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Die neue Salzburg-Philosophie wurde durch die Blamage gegen die Amateure aus Luxemburg zweifellos beschleunigt.

Geld schießt Tore – oder doch nicht? „Geld schießt Tore, wenn es richtig eingesetzt wird.“ Sagt auch Otto Barić, der einst Austria Salzburg zu einem sportlichen Höhenflug geführt hat. Nicht nur zu nationalen Ehren, sondern auch im Europacup. Zwanzig Jahre ist es her, dass die Salzburger das Wiener Stadion gefüllt haben, als erste österreichische Mannschaft einen deutschen Klub in K.-o.-Spielen eliminieren konnten. Eintracht Frankfurt und Karlsruhe mussten daran glauben, im Endspiel des Uefa-Cups wartete dann Inter Mailand. Für den ganz großen Coup hat es dann doch nicht gereicht, aber man hat dem renommierten Großklub zweimal einen offenen Schlagabtausch geliefert.

Die Stars von damals hießen Otto Konrad, Wolfgang Feiersinger, Heimo Pfeifenberger und Nikola Jurčević. Die Salzburger stellten in den besten Zeiten die halbe österreichische Nationalmannschaft, Wolfgang Feiersinger hat es mit Borussia Dortmund sogar ins Endspiel um die Champions League gebracht. Ausgerechnet im Finale fand er sich auf der Tribüne wieder, im Weltpokalfinale aber wurde er wieder berücksichtigt.

Als die Gelder versiegten, das Familiensilber verscherbelt war, dem Präsidenten Rudi Quehenberger auch mit seiner Spedition der Sprit ausging, da schlug die Stunde von Didi Mateschitz. 2005 begann die Ära von Red Bull: mit allen Anfängerfehlern, die man sich nur vorstellen kann. Der Kardinalsfehler? Die Änderung der Klubfarben.

Am Beginn stand Kurt Jara, die Salzburger probierten es mit teuren Altstars wie Zickler, Knavs, Lokvenc und Co. – die Rechnung ging nicht auf. Die Trennung vom Trainer endete vor Gericht. Die großen Erfolge konnten sich nicht so schnell einstellen, ein Ernst Happel hat in seiner ersten Tirol-Saison auch noch keine Bäume ausgerissen. Und im Europacup auch nicht.

In den neun Red-Bull-Jahren wurde in den Fußball viel Geld investiert, auch in die Infrastruktur und in den Nachwuchs. Aber es wurden auch Millionen verbrannt, wenn man bedenkt, dass seit dem Einstieg von Didi Mateschitz rund 80 Legionäre Beschäftigung gefunden haben. So wirklich eingeschlagen haben nur wenige.

Sechsmal hat Salzburg bisher versucht, die Tresortür zur Champions League zu öffnen. Ebenso oft ist man gescheitert. Auch ein Giovanni Trapattoni, ein Lothar Matthäus oder Huub Stevens, jetzt wieder in der deutschen Bundesliga, haben es nicht geschafft. Der zwanghafte Trieb, unbedingt in die europäische Eliteliga zu kommen, hat vieles zerstört. Als die Salzburger im Sommer 2012 dann bereits in der zweiten Qualifikationsrunde gegen Amateure aus Luxemburg aus dem Bewerb flogen, hatte das weitreichende Konsequenzen.

Und Düdelingen sollte zur wichtigsten Niederlage in der Red-Bull-Ära werden. Der Verein hielt an Roger Schmidt, der eben erst das Traineramt übernommen hatte, fest. Und ließen ihn werken. Und Sportdirektor Ralf Rangnick (früher Trainer bei Schalke und Stuttgart) änderte die Philosophie des Vereins – geholt wurden ausschließlich junge und hungrige Spieler mit Perspektiven.

Ralf Rangnick hat Red Bull den entscheidenden Kick versetzt, der fünfte Meistertitel bedeutet noch lange nicht Endstation Sehnsucht. Er will gemeinsam mit Roger Schmidt in die Champions League. Denn was die Austria im Sommer (Einzug in die Gruppenphase) geschafft hat, sollte auch für Red Bull machbar sein.

Neubeginn

Die alte Austria lebt
Der Verein wurde am 13. September 1933 als SV Austria Salzburg gegründet und am 3. Juni 2005 nach der Übernahme durch Red Bull als FC Red Bull Salzburg neu konstituiert. Unzufriedene Fans von Austria Salzburg gründeten daraufhin einen neuen SV Austria Salzburg, der aktuell in der Regionalliga spielt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2014)

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