Fan-Prügel für Austria-Spieler: „Es wurden Grenzen überschritten“

Valentin Grubeck
Valentin Grubeck(c) GEPA
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Österreichs Fußballwelt ist schockiert. Austrias Amateurspieler Valentin Grubeck wurde in Favoriten brutal verprügelt und verletzt. Bei den Tätern soll es sich um Rapid-Anhänger handeln.

Wien. Österreichs Fußballwelt ist schockiert. Schockiert aufgrund eines Gewaltakts, wie er in der Geschichte der Bundesliga bislang noch nicht vorgekommen ist. Auch aus dem benachbarten Ausland ist ein solcher Vorfall nicht in Erinnerung. Dass ein Bus einer gegnerischen Mannschaft mit Steinen beworfen wird, das erregt kaum jemanden mehr, das gehört in diesem Geschäft offenbar manchmal dazu. Erst vor wenigen Tagen wurde der neue Mannschaftsbus der Wiener Austria verschandelt. Was sich nun aber am Donnerstag in den Abendstunden zutrug, das galt bisher sogar in der Szene der Hardcore-Fans als tabu. Da wurde nämlich auf dem Parkplatz der Generali Arena in Favoriten ein junger Austria-Spieler brutal verprügelt und verletzt. Es handelt sich dabei um Valentin Grubeck (Austria Amateure), aktueller U19-Nationalspieler.

„Ich bin über diese unfassbare Aktion zutiefst erschüttert“, sagt ÖFB-Präsident Leo Windtner. „Jede Form der Gewalt im Fußball ist auf das Schärfste zu verurteilen, diese Art überschreitet jede Grenze. Es ist undenkbar, dass sich ein Spieler außerhalb seiner Trainingszeiten nicht mehr sicher sein kann, und ich hoffe auf eine restlose Aufklärung dieses Vorfalls sowie auf eine scharfe Verurteilung der Übeltäter mit aller Konsequenz. Diese kriminellen Elemente haben im Fußball nichts verloren, sie verursachen immensen Schaden!“

Angst vor Racheakt

Auch Bundesligapräsident Hans Rinner zeigt sich fassungslos. „Die gewaltsamen Übergriffe auf den Spieler Valentin Grubeck sind auf das Schärfste zu verurteilen. Nun liegt es bei den ermittelnden Behörden, diesen Vorfall so rasch wie möglich aufzuklären. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass es sich bei den Tätern tatsächlich um Anhänger des SK Rapid Wien handelt, ist der Klub gefordert, die bereits angekündigten Sanktionen mit sofortiger Wirkung zu ergreifen.“ Austria-Manager Markus Kraetschmer sprach am Freitag davon, dass es sich bei den Tätern um rund 15 vermummte Rapid-Fans gehandelt hatte. Nach Angaben des Vereins hat der Spieler Prellungen im Bereich der Rippen, des Rückens und Brustkorbs erlitten, obendrein eine Knieverletzung. Er musste die Nacht in einer Klinik verbringen.

Rapid reagierte mit einer raschen Presseaussendung. „Trotz (noch) fehlender detaillierter Informationen zu den Geschehnissen möchte der SK Rapid auf diesem Wege wiederholt klarstellen, dass Gewalt, egal, ob gegen Fans bzw. gar Spieler oder Funktionäre, auf das Schärfste zu verurteilen und nicht akzeptabel ist. Die mutmaßlichen Täter müssen mit strikten Konsequenzen rechnen, so sie tatsächlich in irgendeinem Naheverhältnis mit dem Klub (Vereinsmitglieder, Jahreskartenbesitzer, Fanklubmitglieder etc. mit Vereinsausschluss, Entzug der Mitgliedschaft, Stadionverboten, etc.) stehen. Rapid hofft in diesem Zusammenhang auf eine möglichst enge Kooperation mit den zuständigen öffentlichen Stellen.“

Austrias AG-Finanzvorstand Markus Kraetschmer meint: „Was da passiert ist, sind ganz massive Angriffe auf die Austria-Familie. Rivalität ja, Gewalt nein!“ Der junge Austria-Spieler wurde nach dem Training attackiert – von einer Gruppe, die zuvor versucht hatte, das Austria-Fanzentrum zu stürmen. Dort wurde gerade die Choreografie für das Wiener Derby am Sonntag vorbereitet. „So ein Vorfall ist unentschuldbar. Wir erwarten uns seitens der Polizei sowie des SK Rapid, dass man rigoros gegen diese Leute vorgeht. „Wir wollen am Sonntag ein Fußballfest feiern, müssen bei solchen schrecklichen Vorfällen aber aufpassen, dass die Lage nicht umschlägt. Die Zeiten der Gesetzgebung des Hammurabi mit Auge um Auge, Zahn um Zahn sind vorbei. So etwas wollen wir keinesfalls, und das wäre auch für uns unentschuldbar. Wir freuen uns lediglich auf ein Fest auf dem Rasen, alles andere muss zunächst schnell und detailliert von der Polizei aufgeklärt werden. Dann müssen die Bundesliga und die Klubs weitere Schritte setzen.“

Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Derby werden nun erhöht, 400 Polizisten und 200 Ordner werden im Einsatz sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2014)

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