Arnautović in Kufstein: Selfies und ein Pfeifkonzert

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Die Arena Kufstein war Schauplatz des Testspiels zwischen Schalke und Stoke City. Neben Stars wie Peter Crouch standen vor über 4000 Zuschauern auch Christian Fuchs, aber ganz speziell Marko Arnautović im Fokus.

Der Parkplatz vor der Arena Kufstein war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Besetzt-Zeichen am Schranken verhieß für zu spät Kommende nichts Gutes. Es herrschte Ausnahmezustand in Tirols zweitgrößter Stadt, das Testspiel zwischen Schalke und Stoke City hatte die Massen in Bewegung gesetzt.

Für gewöhnlich wird den Zuschauern in dem Alpenidyll drittklassiger Fußball aus der Regionalliga West geboten. Beim ersten Saisonspiel des FC Kufstein gegen Kitzbühel vergangene Woche fanden sich 350 Zuschauer auf den Tribünen, diesmal waren es weit über 4000. Für Klubs aus der deutschen Bundesliga und der englischen Premier League öffnet man auch gern sein Portemonnaie, der Vollpreis für ein Ticket betrug immerhin zwölf Euro. Auf den Rängen herrschte schon vor dem Anpfiff teils ausgelassene Stimmung, ein Blick auf die Aufstellungen ließ die Vorfreude weiter steigen. Bojan Krkic oder Peter Crouch sieht man in Österreich schließlich nicht alle Tage.

Ein Elfmeter, viel Hohn

Nicht wenige waren auch wegen Marko Arnautović gekommen. Die Nummer zehn der „Potters“ stand in seiner Heimat freilich unter besonderer Beobachtung. Wer ihn über die gesamte Spieldauer aufmerksam verfolgte, sah einen „typischen“ Arnautović. Genie und Wahnsinn wechselten sich munter ab. Feinen Außenristpässen folgten haarsträubende Abspielfehler, die auch seiner bekannten Lässigkeit geschuldet waren. Phasenweise tauchte der Wiener für mehrere Minuten vollends unter, auch wegen seines eingeschränkten Bewegungsradius. Der Spott der Schalke-Fans war ihm gewiss. „Hey Astronautović, das ist ein Bewegungssport“, rief ein Herr im blau-weißen Trikot und lachte schelmisch.

Als Arnautović in der 41. Minute im Strafraum zu Fall kam, war die Aufregung über die potenzielle Schwalbe groß. Der Stürmer trat selbst an – und scheiterte an Goalie Fährmann. Die folgenden Ballberührungen des 25-Jährigen wurden von Pfiffen begleitet. Arnautović ist es gewohnt, dass ihm selbst in der Heimat Antipathie entgegengebracht wird.

Abgang mit Schweigen

Mit dem Halbzeitpfiff schlich der ÖFB-Stürmer, den Kopf gesenkt, in die Kabine. Aufmunternde Worte seines Trainer Mark Hughes vermochten die Laune nicht zu heben. Auch nach 90 Minuten nicht. Stoke war zwar durch einen sehenswerten Treffer des einstigen Wunderkindes, Bojan Krkic, in Führung gegangen (55.), Joel Matip (58.) und Tranquillo Barnetta (85.) entschieden das Spiel aber zugunsten der Königsblauen.

Während Christian Fuchs für Schalke nach monatelangen Knieproblemen sein Comeback gab und danach Medien wie Fans offen begegnete, spielte Arnautovic sein eigenes Spiel. Nach dem Auslaufen wurde er von etwa 20 Fans auf Schritt und Tritt verfolgt, doch nur wenige Selfie-Wünsche erfüllte er. Für die wartende Journalistenschar hatte er gar nichts übrig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2014)

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