Fußballbundesliga: Höhepunkt der Salzburger Frustspiele

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Salzburg erlebt eine Krise von historischem Ausmaß. Das 2:3 gegen Austria Wien war das fünfte Spiel in Folge ohne Sieg. Die Trainerfrage stellen aber bislang nur die Fans.

Salzburg/Wien. Vor wenigen Wochen war die Salzburger Welt noch in Ordnung. In der Bundesliga eilte die Mannschaft von Sieg zu Sieg, nur dessen Höhe stand eigentlich noch zur Debatte. Und im Europacup träumte man von der erstmaligen Qualifikation für die Königsklasse. Das höchste aller Ziele wurde letztlich wieder einmal klar verpasst, die 0:3-Niederlage bei Malmö FF war der Beginn eines Negativlaufs, wie ihn Salzburg in der Ära Red Bull seit 2005 noch nie zuvor erlebt hat. In der Meisterschaft folgten Pleiten gegen Sturm Graz (2:3), Wolfsberg (0:1) und Austria Wien (2:3), dazwischen remisierte das Team von Trainer Adi Hütter in der Europa League gegen Celtic Glasgow (2:2). Fünf Spiele in Folge ohne Sieg stellen ebenso ein Novum dar wie drei Bundesliga-Niederlagen en suite.

Hütter unter Beschuss

Beim 2:3 gegen die Austria erreichten die Salzburger Frustspiele ihren vorläufigen Höhepunkt. Die Souveränität im Spiel des Meisters ist verflogen, Mechanismen funktionieren längst nicht mehr so wie noch zu Saisonbeginn. Das erfolgsverwöhnte Publikum in Wals-Siezenheim quittierte dies zum wiederholten Male mit Pfiffen, auch mit solchen waren Jonatan Soriano und Co. noch nicht allzu oft konfrontiert worden. Auf Facebook betreiben Fans Frustabbau, die meisten geben Hütter die Schuld an der momentanen Situation.

Ihm wird vorgeworfen, aus einer eingespielten Truppe, die in der Vorsaison noch Ajax Amsterdam an die Wand gespielt hat, ein Durchschnittsteam gemacht zu haben. Eines, das nicht einmal mehr in der heimischen Liga Angst verbreite. Auch sei Salzburg für den Ex-Grödig-Trainer eine Nummer zu groß. Der Grundtenor lautet: „Unter Roger Schmidt, jetzt Leverkusen, war alles besser . . .“

Hütter selbst muss mittlerweile gebetsmühlenartig baldige Besserung geloben. Er sieht im Spiel seiner Mannschaft nicht alles so schlecht wie das Gros an Beobachtern und Experten, die Verunsicherung seiner Spieler sei „der Hauptgrund für die Negativserie“. In Interviews wird die Haut des 44-Jährigen allmählich dünner, Hütter reagiert auf unangenehme Fragen zunehmend sensibler. „Wenn man bei einem Verein wie Red Bull Salzburg fünf Spiele nicht gewinnt, dann wird die Kritik groß. Das ist normal und auch verständlich. Ich versuche, so zu arbeiten, dass wir in die richtige Spur kommen.“

Aktuell tun sich in allen Mannschaftsteilen mehr oder weniger große Baustellen auf. Die größten Sorgen bereitet die Defensive. Die Innenverteidigung hat zuletzt arge Schwächen offenbart, das fängt beim Stellungsspiel an und hört bei Zweikämpfen auf. „Wenn man so verteidigt wie wir, dann hat man den Sieg und die Tabellenführung nicht verdient“, konstatierte Hütter. Noch deutlichere Worte fand Sportdirektor Ralf Rangnick. Er ortete „laienhaftes Verhalten“ und sprach sogar von „Schülerniveau“.

Keine Trainerfrage

Rangnick sieht die Wurzel allen Übels immer noch im Verpassen der Champions League. Ein Nackenschlag, von dem sich die Mannschaft mental nach wie vor nicht erholt habe. „Das alles hat sehr viel mit Selbstvertrauen zu tun, aber irgendwann muss Malmö abgehakt sein“, forderte der Deutsche, der seinem Trainer öffentlich den Rücken stärkte. „Ich glaube nicht, dass es am Trainer liegt. Und ich stelle ihn auch nicht infrage.“ Schließlich war es Rangnick, der sich bei Mäzen Dietrich Mateschitz für eine Verpflichtung Hütters als Trainer eingesetzt hatte.

Austria wiederum scheint nach zunächst sieben sieglosen Ligaspielen auf dem richtigen Weg angekommen. Der zweite Erfolg en suite könnte laut Omar Damari, Torschütze zum 3:2, „der Anfang einer Siegesserie sein“. In der Tabelle rangieren die Violetten auf Platz sieben, der Drittplatzierte Rapid hat jedoch nur vier Punkte mehr auf dem Konto. „Bis Dezember wollen wir in den Top drei sein“, sagte Trainer Gerald Baumgartner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2014)

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