Altach: Ein Dorfklub auf dem Vormarsch

FUSSBALL - Erste Liga, Altach vs A.Lustenau
FUSSBALL - Erste Liga, Altach vs A.Lustenau(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Oliver Lerch)
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Altach möchte in Ried zum zehnten Mal in Folge ungeschlagen bleiben. Sportdirektor Georg Zellhofer sagt: „Es gibt keine Märchen, nur harte Arbeit.“

Ried/Wien. Altach ist in der Bundesliga das Team der Stunde. Seit mittlerweile neun Runden sind die Vorarlberger ungeschlagen, zuletzt bejubelte man sogar Heimsiege gegen Rapid (2:0) und Liga-Krösus Salzburg (4:1). Für den Aufsteiger scheint keine Aufgabe zu groß, dabei konnte nicht gerade von einem gelungenen Saisonstart gesprochen werden. Die drei bisherigen Niederlagen kassierte die Mannschaft in den ersten sechs Runden. „Da hat es schon geheißen, wir wären der schlechteste Aufsteiger seit Langem“, erinnert sich Sportdirektor Georg Zellhofer. Doch nach dem 0:5 in Salzburg Ende August ging es steil bergauf, startete der Klub seine imposante Serie. „Und jetzt heißt es, wir sind der beste Aufsteiger...“

Seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2009 versuchte der Ländle-Klub verzweifelt, wieder in die höchste Spielklasse aufzusteigen. Immer wieder scheiterte man knapp, in der Saison 2010/2011 genügten selbst 74 Punkte nicht, weil die Admira einen Punkt mehr vorzuweisen hatte. Im fünften Anlauf klappte das Vorhaben, mit 14 Punkten Vorsprung auf Lokalrivalen Austria Lustenau sogar ausgesprochen souverän. „Für uns war dieser Aufstieg eine Belohnung“, sagt Zellhofer, der seit Winter 2012 die Altacher Geschicke lenkt. Der 54-Jährige, einst Trainer bei Rapid, Austria, Pasching und auch Altach, meint die Gründe für den Erfolgslauf zu kennen.

„Wenn du den Leidensweg eines Aufsteigers gehst, Runde für Runde Spiele gewinnen zu müssen, dann fällt nach dem Erreichen des Ziels ein gewisser Druck von den Spielern ab. Seitdem herrscht Euphorie rund um den Verein, die irrsinnig beflügelt. Und wenn dann große Gegner wie Rapid oder Salzburg nach Altach kommen und du siehst, dass du Paroli bieten kannst, dann ist das einfach schön.“

In Altach greifen sämtliche Räder ineinander, mit Damir Canadi sitzt auch der richtige Mann auf der Trainerbank. Er war Zellhofers erklärter Wunschtrainer. Der Wiener, 44, hat eine Mannschaft geformt, „die mit uns diesen Weg gegangen ist. Das sind Typen, die es packen können.“

Der unterschätzte Aigner

Einer dieser Typen ist Hannes Aigner. Der 33-jährige Tiroler kennt die Bundesliga, er ging schon für Wacker, Austria und Wiener Neustadt auf Torjagd. Seine Leistungsdaten hinterlassen durchaus Eindruck. In 82 Spielen für Altach traf er 50-mal. Auch in der laufenden Saison ist Aigner interner Topscorer. „Viele bezweifeln bis heute seine fußballerischen Qualitäten, aber für uns ist Hannes unheimlich wertvoll“, bekräftigt Zellhofer im Gespräch mit der „Presse“. Der Routinier sei „ein absoluter Vorzeigeprofi“ und ein Vorbild „auf und abseits des Platzes“.

Der dritte Tabellenplatz ist für Altach eine tolle Momentaufnahme, nicht mehr und nicht weniger. „Im Fußball“, sagt Zellhofer, „gibt es keine Märchen, nur harte Arbeit.“ An die Qualifikation für einen europäischen Bewerb wagt man nicht zu denken „wir träumen noch immer von der Bundesliga“. Deswegen lautet das laut ausgesprochene Ziel nach 15 Runden immer noch Klassenerhalt. Es sei wichtig, sich über Jahre in der Bundesliga zu etablieren, als Vorbild könnte etwa der heutige Gegner, die SV Ried, dienen. Zellhofer möchte den Verein kontinuierlich wachsen sehen, Themen wie Infrastruktur, Stadion und Sponsoren stehen auf der Agenda. Der Niederösterreicher mahnt aber dennoch zur Geduld. „Wir können nicht in einem Jahr diesen Sprung machen, für den andere Vereine acht Jahren brauchen.“ Die Voraussetzungen für ein gesundes Wachstum sind gegeben. Altach hat dabei auch den Vorteil, derzeit der einzige Vorarlberger Verein in der Bundesliga zu sein. „Das ist eine riesige Chance für uns.“

Ein Altacher im Nationalteam?

Woche für Woche empfehlen sich Spieler der Canadi-Elf, für Marcel Kollers Nationalteam war jedoch bislang niemand interessant. „Von Altach ins A-Team zu kommen, ist ein steiniger Weg, aber auch dieser Aufgabe stellen wir uns gern“, betont Zellhofer, der sich an seine Zeiten als Pasching-Trainer erinnert. „Da hätte es auch niemand für möglich gehalten und plötzlich waren drei, vier Paschinger im Nationalteam. Aber klar, heute ist es aufgrund der vielen Legionäre viel schwieriger.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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