Fußball: Austrias Warten auf den großen Knall

SOCCER - BL, Wr.Neustadt vs A.Wien
SOCCER - BL, Wr.Neustadt vs A.Wien(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Walter Luger)
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In Favoriten rumort es, Trainer Gerald Baumgartner steht trotz aller Dementis vor dem Aus. Das Spiel gegen Sturm, womöglich auch noch das Derby, als letzte Chance.

Wien. Austria-Trainer Gerald Baumgartner ist, trotz aller Dementis der Klubführung, angezählt. Mehrmals war der Salzburger in dieser Fußballsaison infrage gestellt worden, Vorwürfe gab es aus dem Umfeld des Klubs auch sonder Zahl. Es mangle an Erfahrung und Einsatz, Baumgartner habe keinen „Draht“ zur Mannschaft – und nicht nur Spieler würden das offensiv schwache System kritisieren...

Es sind subjektive Beobachtungen, an der Tabelle gibt es jedoch kein Umhinkommen, die Zahlen sind ernüchternd. Austria unterlag beim Tabellenletzten Wr. Neustadt mit 0:1, ist Sechster und weit vom Minimalziel des Europacupstartplatzes entfernt. Eine zweite Saison in Serie ohne Teilnahme am internationalen Geschäft wird wahrscheinlicher, es wäre ein immenser finanzieller Rückschlag – doch die Klubführung hält weiter zu Baumgartner. Der von Thomas Parits aus St. Pölten geholte Coach könne nichts für enttäuschende Einkäufe wie Shikov, Leitgeb, Meilinger, Larsen etc. oder viele Verletzungen.

Diese Form der Personalpolitik ist im Profifußball eine Seltenheit, in Ermangelung finanzierbarer bzw. ad hoc verfügbarer, profunder Alternativen jedoch nachvollziehbar. Zu Zeiten emotional dominant agierender Klubchefs à la Joschi Walter oder Frank Stronach wäre Baumgartner in Favoriten jedenfalls längst Geschichte.

Fragwürdige Ratlosigkeit

Verlieren die Violetten auch heute gegen Sturm Graz, haben AG-Vorstand Markus Kraetschmer und Neo-Sportdirektor Franz Wohlfahrt dringenden Erklärungsbedarf. Das stete Zuwarten, das Ausbleiben der üblichen Reaktion nach blamablen Vorstellungen irritiert ebenso wie Baumgartners anhaltende Ratlosigkeit, die der 51-Jährige Runde für Runde vorzugsweise mit dem Wort „unerklärbar“ abhandelt. Damit liefert er seinen Kritikern, die ihn ohnehin für eine Fehlbesetzung halten, weitere Munition. Noch sagt Kraetschmer: „Wir gehen auch in schlechten Zeiten gemeinsam unseren Weg weiter. Er konnte mir vermitteln, dass er nach wie vor voll motiviert ist. Er sieht die Stimmung in der Mannschaft vor dem Spiel gegen Sturm intakt.“

Die Partie gegen Sturm wird zeigen, ob zwischen Trainer und Mannschaft Kontakt besteht oder ob diese Zusammenarbeit ein enden wollendes Missverständnis ist. Kraetschmer wollte den heutigen Auftritt in Graz zwar nicht als Schicksalsspiel verstanden wissen, dass aber des Trainers Zukunft daran hängt, bedurfte keiner gesonderten Betonung. Zudem wartet am Sonntag das Wiener Derby, und besonders in diesem Spiel gilt für die Violetten: „Verlieren verboten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2015)

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