Austria Wien: Ogris, der Auftritt einer Klublegende

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Wiener Austria reagierte auf die prolongierte sportliche Talfahrt und beurlaubte Gerald Baumgartner. Bis Sommer übernimmt Andreas Ogris.

Wien. Vor zwei Wochen schien die Welt der Wiener Austria oberflächlich betrachtet wieder ein wenig in Ordnung zu sein. Das 2:1 im Derby gegen Rapid hat Trainer Gerald Baumgartner vorübergehend den Job gerettet und am Verteilerkreis leise Hoffnungen auf Besserung geweckt. Der im Sommer bestellte und mit einem Zweijahresvertrag ausgestattete Salzburger galt schon als Spezialist für Schicksalsspiele. Nach zunächst sieben sieglosen Bundesligapartien war er früh angezählt, doch immer dann, wenn seine Beurlaubung gefühlt unmittelbar bevorstand, zeigte Baumgartners Mannschaft eine Reaktion.

Samstagabend blieb diese aus. Die ernüchternde 0:1-Heimniederlage gegen Ried forderte Konsequenzen. Austrias Führungsriege handelte, am Sonntag wurde Gerald Baumgartner freigestellt. „Wir haben nach dem Spiel eingehende Diskussionen geführt, sehen unsere sportlichen Mindestziele gefährdet und müssen als Klubverantwortliche die aktuellen Entwicklungen sehen und Impulse setzen. Demnach habe ich Präsidium und Vorstand einen Vorschlag unterbreitet, der einstimmig angenommen wurde“, erläuterte der im Jänner installierte Sportdirektor Franz Wohlfahrt, der für seine konzeptlosen Auftritte in der Öffentlichkeit ebenfalls in die Kritik geriet. Wohlfahrt wurde von den Gremien ab sofort damit beauftragt, sich auf die Suche nach einem neuen Cheftrainer für die kommende Saison zu begeben.

Hoher Trainerverschleiß

Es ist eine Bewährungsprobe für den ehemaligen Stuttgart-Legionär, der erst vor zweieinhalb Wochen gegenüber der „Presse“ versicherte, über ein „sehr gutes Netzwerk“ zu verfügen. Um die interimistische Lösung auf der Trainerbank zu finden, war ein solches nicht notwendig. Andreas Ogris übernimmt die Agenden und leitet heute sein erstes Training als Cheftrainer der Violetten.

Ogris trainierte seit Februar 2014 die Austria Amateure, die Mannschaft rangiert aktuell auf Platz vier der Regionalliga Ost. Nun soll der 50-Jährige in der laufenden Spielzeit für Violett retten, was noch zu retten ist. Zehn Spieltage vor Schluss liegt Austria nur auf Rang sieben, auf die viertplatzierten Grazer fehlen bereits acht Punkte.

Ogris ist eine Klublegende, er ist nun der sechste Austria-Trainer in den vergangenen drei Jahren. Einzig unter Peter Stöger spielten die Wiener in der Saison 2012/13 erfolgreich Fußball und krönten sich sogar zum Meister. Ivica Vastić, Nenad Bjelica, Herbert Gager, Gerald Baumgartner – sie alle scheiterten. Apropos Baumgartner: „Die Presse“ versuchte ihn Sonntagnachmittag telefonisch zu erreichen, doch schon der Klingelton ließ auf Urlaubsstimmung schließen. Es erklang „Surfin' U.S.A.“ von den Beach Boys...

Salzburg in der Krise

Unruhe herrscht derzeit nicht nur in Wien-Favoriten, auch in Salzburg hat man schon ruhigere Tage erlebt. Zwar sind die Probleme des Tabellenführers vergleichsweise harmlos, dennoch wird der Ligaprimus in den vergangenen Wochen den eigenen hohen Ansprüchen immer seltener gerecht. Das 2:3 in Wolfsberg war die zweite Niederlage in den jüngsten drei Spielen.

„Eine ziemlich peinliche Niederlage“, urteilte Trainer Adi Hütter. „Wir haben gegen einen heroisch kämpfenden Gegner eine schlechte Leistung geboten, die Gegentore allerdings durch schwere Eigenfehler kassiert.“

Beim zwischenzeitlichen 2:2 kurz vor der Pause war es ein Schnitzer von Torhüter Peter Gulacsi, in der Nachspielzeit schließlich ein gravierendes Missverständnis zwischen Gulacsi und Stefan Ilsanker, das Wolfsberg den Sieg ebnete. „Solche Situationen dürfen nicht passieren. Da muss Klarheit herrschen. Solche Tore kann man nicht akzeptieren“, kritisierte Verteidiger Christian Schwegler. „Wir müssen langsam aufwachen, in den nächsten Wochen wieder in die Spur kommen.“

Wolfsberg-Trainer Dietmar Kühbauer war von der Vorstellung seiner Mannschaft, die auch im dritten Vergleich mit Salzburg in dieser Saison ungeschlagen blieb, schlichtweg begeistert. „Wenn mir vor dem Spiel einer gesagt hätte, wir gewinnen, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Mein Team hat unglaublich gespielt“, befand der Burgenländer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2015)

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