Österreichs talentierter Nachwuchs steht vor seiner Reifeprüfung

FUSSBALL - UEFA U19 EM 2013, Quali, AUT vs FRA
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Die ÖFB-Auswahl von Manfred Zsak möchte bei der Endrunde in Bulgarien überraschen. „Wir kommen nicht mit dem Touristenflieger.“

Wien. Manfred Zsak kann seine Vorfreude nicht verbergen. „Es kribbelt, das muss ich ehrlich zugeben“, sagt der 50-Jährige kurz vor dem Auftakt der U17-Europameisterschaft in Bulgarien (6. bis 22. Mai). Österreich ist eine von 16 teilnehmenden Nationen und trifft in Gruppe A auf den Gastgeber, Spanien und Kroatien. Die beiden besten Teams jeder Gruppe erreichen das Viertelfinale, für Teamchef Zsak das erklärte Ziel. Wie dieses Vorhaben gelingen soll? „Wir müssen uns etwas zutrauen, etwas riskieren“, gibt der Mödlinger die Marschroute vor.

Zum Auftakt wartet am Mittwoch Spanien. Die Iberer sind traditionell eine Großmacht im Nachwuchsbereich, Österreich bleibt während der 90 Minuten nur die Außenseiterrolle. Zsak hat den Titelanwärter studiert, fünf DVDs mit Szenen der Spanier gesichtet. Viel wird vom Gegner abhängen, aber Zsak möchte den Fokus auf sein eigenes Team richten. „Die Frage ist: Wie weit sind meine Spieler?“

Zwei Legionäre, ein Team

Der Niederösterreicher hofft auf reife Auftritte „und wenige Fehler“ der jungen Auswahl. In der Vergangenheit wurde Zsak selten enttäuscht. Die Bilanz der U17 ist vielversprechend. Von zehn Spielen wurden acht gewonnen, nur gegen Italien verlor man. „Viele Fehler haben wir nicht gemacht“, weiß Zsak, der wenige Personalrochaden vornahm.

Der 18-Mann-Kader für Bulgarien weist mit den Mittelfeldakteuren Kevin Danso (Augsburg) und Anes Omerovic (Aston Villa) nur zwei Legionäre auf. Für Zsak hat dies zwei Gründe: „Zum einen sind die Spieler für einen Wechsel ins Ausland noch sehr jung. Und zum anderen wird die Ausbildung in den heimischen Akademien immer besser.“ Aus seinem Kollektiv hervorstreichen ließe sich niemand. „Es gibt keinen, der extrem herausragt. Die Mannschaft ist qualitativ enorm kompakt.“ Jene interne Ausgeglichenheit soll die Konkurrenz bei der EM vor Probleme stellen. Zsak vertraut auf eine kompakte Defensive, ohne das Spiel nach vorn missachten zu wollen. „Es bringt doch nichts, wenn wir uns hinten reinstellen. Bevor ich 0:1 verliere, verliere ich lieber 2:3.“ Der Teamchef versichert: „Wenn wir die Gruppenphase überstehen, ist sehr viel möglich. Dann dürfen wir auch zu träumen beginnen.“

Violette Sorgenfalten

Wenn man sich mit Manfred Zsak unterhält, so kommt man rasch auch auf „seine“ Austria zu sprechen. Der einstige Mittelfeldspieler trug das Trikot der Violetten über 300-mal, dementsprechend groß ist seine Verbundenheit mit dem Verein. Die Leistungen in der aktuellen Saison bereiten ihm Sorgen, gegenüber der „Presse“ sagt er: „Es tut mir im Herzen weh, wenn ich diesem Team zuschaue und Andi Ogris leiden sehe.“

Das Erreichen des Cupfinales lässt die Wiener zwar weiterhin auf eine Europacup-Teilnahme in der kommenden Spielzeit hoffen, am Gesamteindruck ändert dies allerdings nichts. Zsak fordert Konsequenzen am Verteilerkreis: „Es gehört irrsinnig viel an der Mannschaft verändert. Es gibt viele Spieler, die einfach nicht die nötige Klasse haben.“ Auch in der Trainerfrage vertritt Zsak einen klaren Standpunkt. „Ich bin immer für eine österreichische Lösung. Wenn der Slomka in Deutschland einen Job fände, bräuchte er doch nicht nach Österreich zu kommen . . .“

ÖFB-KADER FÜR U17-EM

Tor: Fabian Ehmann (AKA STMK/Sturm Graz), Dominik Krischke (AKA FK Austria Wien)
Abwehr: Boris Basara (AKA Admira Wacker), Jan Heilmann (AKA Rapid), Niklas Kölbl (AKA Ried), Raphael Nageler (AKA WAC), Florian Prirsch (FC Dornbirn), Paul Sahanek (AKA Rapid), Aleksandar Skrbic (AKA Rapid)
Mittelfeld: Kevin Danso (Augsburg), Sandi Lovric (Sturm Graz), Anes Omerovic (Aston Villa), Samuel Oppong (AKA Rapid), Albin Ramadani (Ried Amateure/Neuhofen), Maximilian Wöbler (AKA Rapid)
Angriff: Oliver Filip (AKA Red Bull Salzburg), Arnel Jakupovic (AKA FK Austria Wien), Patrick Schmidt (AKA Admira Wacker)

AUF EINEN BLICK

Österreichs U17-Nationalteam trifft bei der EM-Endrunde in Gruppe A auf Spanien (6. Mai, 14 Uhr), Kroatien (9. Mai, 12 Uhr) und Gastgeber Bulgarien (12. Mai, 16 Uhr). Sollte Österreich die Gruppe unter den Top zwei abschließen, steigt die Truppe von Teamchef Manfred Zsak in das Viertelfinale auf.
Die weiteren Gruppen
Gruppe B: Tschechien, Slowenien, Belgien, Deutschland.
Gruppe C: Griechenland, Russland, Schottland, Frankreich. Gruppe D: Irland, Niederlande, Italien, England.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2015)

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