Austria Wien: Qualität kommt von Qual

Schalke 04 coach Magath whistles as his team plays Hertha Berlin during their German first division Bundesliga soccer match in Berlin
Schalke 04 coach Magath whistles as his team plays Hertha Berlin during their German first division Bundesliga soccer match in Berlin(c) REUTERS (THOMAS PETER)
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Felix Magath, einst Meistermacher von Bayern, steht bei Violett ante portas. Seine Ex-Schützlinge Andreas Herzog und Stefan Maierhofer erinnern sich.

Wien. Auch am Dienstag war es verhältnismäßig ruhig am Verteilerkreis. Die Wiener Austria hielt anlässlich des heutigen Heimspiels gegen Admira zwar ihre obligate Pressekonferenz ab, eine Vollzugsmeldung in der Trainerfrage gab es allerdings nicht. Für die ohnehin strapazierten Fans der Veilchen heißt es also weiter warten, warten auf die Verkündung des neuen Trainers, unter dem ab Sommer alles besser werden soll.

Namen wurden öffentlich etliche gehandelt, die Palette reichte von Armin Veh bis Werner Gregoritsch. Vergangenes Wochenende dürfte sich der Klub intern einig geworden sein. Felix Magath soll die Violetten mit eiserner Hand in die Zukunft führen. Ein offizielles Statement zur Bestellung des 61-Jährigen wird im Lauf der Woche erwartet.

Mit Magath werden sich in Favoriten viele Dinge ändern, angefangen bei der Gestaltung des Trainings. „So hart wie unter Magath habe ich in meiner Karriere nie wieder trainiert“, sagt Andreas Herzog, der in Bremen in der Saison 1998/1999 zu Magaths Spielern zählte. Der Deutsche sollte die Hanseaten vor dem drohenden Abstieg bewahren und ließ dementsprechend kompromisslos trainieren. „Er wollte uns wieder in die Spur bringen, war knallhart. Körperlich und geistig hat uns Magath wirklich alles abverlangt.“

Nach nur einem halben Jahr stieg der 43-fache DFB-Teamspieler vorzeitig aus seinem Vertrag aus. Zu groß waren die Differenzen mit Vorstand, Spielern und Fans. Herzog: „Ich war Kapitän und das Sprachrohr der Mannschaft. Es gab einige Konflikte.“

Der Anti-Kumpel-Typ

Felix Magath war schon damals und ist bis heute als nicht gerade einfacher Charakter bekannt. Er pflegt eine lehrerhafte Distanz zu seinen Spielern, man könnte ihn als Anti-Kumpel-Typ bezeichnen. Legendär sind seine schweißtreibenden Einheiten mit Medizinbällen, die ihm den Spitznamen „Quälix“ einbrachten. Sein bis heute gültiger Leitspruch: „Qualität kommt von Qual.“ Jan Åge Fjørtoft sagte nach dem Klassenerhalt mit Frankfurt 2000: „Ob Felix Magath die Titanic gerettet hätte, weiß ich nicht. Aber die Überlebenden wären topfit gewesen.“ Dass Medizinbälle jeden Tag zum Einsatz kommen, sei allerdings eine Mär, berichtet Herzog. „Aber hin und wieder sind sie auch in Bremen aufgetaucht.“

Bei seinem letzten und bislang einzigen Auslandsengagement bei Fulham kamen die eigenwilligen Ansichten des Altmeisters keineswegs gut an. Stefan Maierhofer, damals beim FC Millwall unter Vertrag, sagt: „Die Engländer waren es nicht gewohnt, so hart zu trainieren. Deshalb haben einige Spieler das Spiel nicht mitgemacht und sich von ihm abgewendet.“

Magath und Maierhofer verbindet eine gemeinsame Vergangenheit bei Bayern München. Unter Magath kam der Niederösterreicher zu zwei Bundesliga-Einsätzen für den Rekordmeister, sogar im Kader für das Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon schien er auf. Die Wege der beiden sollten sich Jahre später beinahe nochmals kreuzen, als Magath den Angreifer zu Schalke lotsen wollte. Ein Wechsel zu den Königsblauen scheiterte an den zu hohen Ablöseforderungen seines damaligen Arbeitgebers Wolverhampton.

Ob das Duo im Sommer am Verteilerkreis doch noch zueinanderfinden könnte, wollte Maierhofer nicht kommentieren. Die Verpflichtung Magaths, den der 32-Jährige als „harten Hund und zugleich liebevollen Familienmensch“ bezeichnet, sei jedenfalls „ein absoluter Transfer-Coup“, der für Andreas Herzog hingegen doch überraschend kommt. Er sagt: „Ich hätte nicht geglaubt, dass die Austria die finanzielle Kraft hat, um Magath zu verpflichten.“

In Wien-Favoriten beginnt in Bälde eine neue Ära, die laut Herzog auch so schnell kein Ende finden wird. „Bevor Magath scheitert, sind alle Spieler weg.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2015)

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