Philipp Hosiner: Ein Fußball-Drama mit Happy End

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Nach dem geplatzten Transfer im Winter geht der von einem Nierentumor genesene Philipp Hosiner nun doch für den 1. FC Köln auf Torjagd.

Köln/Wien. Am Nachmittag des 30. Jänner brach für Philipp Hosiner seine bislang heile Welt zusammen. Der angestrebte Wechsel vom französischen Klub Stade Rennes zum 1. FC Köln platzte in letzter Sekunde, Hosiner hatte den obligatorischen Medizincheck nicht bestanden. „Es tut uns wahnsinnig leid für den Jungen“, sagte Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke damals in einer ersten Reaktion. Es kommt nur äußerst selten vor, dass Profis, die im täglichen Training stehen, durch den Medizincheck fallen. Hosiners Situation war eine besondere, eine äußerst unangenehme. Der Internist entdeckte bei der Untersuchung einen Tumor an Hosiners linker Niere, zwei Kilo schwer.

Hosiners Prioriäten hatten sich urplötzlich geändert. Im Vordergrund stand das Leben, nicht mehr der Fußball, der ihn aber zu keinem Zeitpunkt ganz losließ. Am 20. April, keine drei Monate nach der Operation (die linke Niere wurde entfernt), stand der Burgenländer wieder auf dem Rasen, machte schon bald wieder Pass- und Schussübungen im Kreis seiner Teamkollegen. Die Skepsis war groß, aber der Körper spielte mit. Philipp Hosiner ist heute wieder ein gesunder, junger Mann, voller Tatendrang. „Mir geht es gut, ich habe überhaupt keine Beschwerden und mehr Kraft als zuvor. Der Tumor hat sehr viel Energie aus meinem Körper gezogen“, erklärte Hosiner dem „Express“.

Wiedervereint

Der 26-Jährige hatte seinen Traum vom Wechsel nach Köln trotz des schweren Rückschlags nicht aus den Augen verloren, während der wochenlangen Rehabilitation darum gekämpft. Der Kontakt zu Kölns Trainer Peter Stöger riss nie ab, nun wagte der Bundesligaklub einen erneuten Vorstoß und nahm Hosiner leihweise für ein Jahr samt Kaufoption unter Vertrag. „Für mich schließt sich ein emotionaler Kreis.“ In Köln ist man von den Qualitäten Hosiners überzeugt. Er soll das Offensivspiel, das in der vergangenen Saison oftmals nicht nach Wunsch funktionierte, beleben, die Geißböcke unberechenbarer machen. „Philipp macht uns mit seiner Schnelligkeit, seiner Beweglichkeit und seinem Torinstinkt noch einmal flexibler“, glaubt Schmadkte. Für Hosiner, der heute in das Mannschaftstraining einsteigt, ist das Engagement an der Rheinmetropole ein Glücksfall.

Mit Stöger und dessen Ko-Trainer Manfred Schmid trifft er auf alte Bekannte, sie alle waren Teil der Austria-Meistermannschaft 2013. Unter Stögers Regie erlebte Hosiner die beste Phase seiner Karriere, schoss Tore wie am Fließband. „Aber man darf nicht erwarten, dass Philipp nächste Saison wieder 32 Tore schießt“, erklärt Stöger im Gespräch mit der „Presse“. Der 49-Jährige möchte Hosiner zu alter Stärke verhelfen, will ihn behutsam an das Niveau der deutschen Bundesliga heranführen. „Er hat Qualität, das wissen wir. Aber nach all dem, was passiert ist, hat er vorab nicht den Wahnsinnsdruck, sich sofort beweisen zu müssen.“

Die Situation im Jänner, als Hosiners Erkrankung festgestellt wurde, war auch für Stöger „extrem, das hatte nichts mit Sport zu tun“. Der Wiener hatte sich in der Folge regelmäßig beim fünffachen ÖFB-Teamspieler nach dessen Wohlbefinden erkundigt, „ich habe immer verfolgt, wie es ihm geht“. Schmid reiste sogar nach Rennes, um Hosiner beim Training zu beobachten, sein Verhalten in Zweikämpfen zu studieren. Stöger: „Er hat rasch Fortschritte gemacht. Und als klar war, dass Philipp ohne Einschränkung Fußball spielen kann, haben wir noch einen Anlauf unternommen.“

Auf einen Blick

Philipp Hosiner unterschrieb beim 1. FC Köln einen Leihvertrag für ein Jahr, der Klub besitzt zudem eine Kaufoption. Hosiner ist vertraglich noch bis 2017 an den französischen Erstligisten Stade Rennes gebunden. Der Burgenländer wäre bereits im Jänner nach Köln gewechselt, er bestand jedoch den Medizincheck nicht. Ein Internist stellte einen Nierentumor fest, bei einer Operation musste Hosiners linke Niere entfernt werden. Einschränkungen hat der 26-Jährige heute keine. „Ich bin wieder vollkommen fit.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2015)

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