Richtige Reaktion auf den Derby-Dämpfer

SOCCER - BL, A. Wien vs Mattersburg
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Die Wiener Austria rehabilitierte sich nach empfindlicher Derby-Niederlage mit einem Schützenfest gegen Aufsteiger Mattersburg. Auch Salzburg siegte, Christoph Leitgeb übte dennoch Selbstkritik.

Wien. Mit dem 5:1 über Mattersburg hat die Wiener Austria ein klares Statement nach der Derby-Schlappe gegen Rapid abgegeben. „Das war die richtige Richtung“, sagte Trainer Thorsten Fink, ließ sich von der Höhe des Siegs aber nicht blenden: „Wir haben noch viel zu verbessern.“ Rundum verbessert präsentierte sich jedenfalls der als Chancentod verunglimpfte Lary Kayode mit seinem Doppelpack. Beim 2:5 gegen Rapid hatte er noch viel Künstlerpech vor dem gegnerischen Tor, gegen Mattersburg sandte er eine deutliche Botschaft an seine Kritiker. Kurz nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Gäste war er zur Stelle. „Das ist nur der Anfang, ich glaube, ich werde viele Tore schießen“, gab sich Kayode zuversichtlich. Kollege Alexander Gorgon freute sich mit dem 22-jährigen Nigerianer: „Ich bin sehr glücklich, dass dem Larry vielleicht der Knoten geplatzt ist.“

Auch Fink, der tags zuvor noch gemutmaßt hatte, dass man das Toreschießen wohl auf mehrere Mann verteilen müsse, verspürte Genugtuung. „Man hat gesagt, wir haben keinen Torjäger, Kayode braucht zu viele Chancen“, erinnerte der Deutsche. „Aber man hat gesehen, dass wir einen haben. Heute hat er zwei Tore gemacht, außerdem schon drei Treffer in sechs Spielen. Mit dieser Quote wäre ich am Ende der Saison zufrieden.“

Nicht nur Kayode machte Fink froh, der Trainer durfte sich auch über den höchsten Sieg der „Veilchen“ seit 22.November 2014 (4:0 über die Admira) freuen. „Ich bin zufrieden über die Reaktion (auf das Derby, Anm.), von dem Auftreten der Mannschaft“, erklärte Fink. „Wir haben in den richtigen Momenten die Tore geschossen. Ich habe schon viele Spiele erlebt, bei denen eine Mannschaft in der Überzahl verloren hat.“ Auch Gorgon schöpfte Hoffnung aus dem Trefferreigen: „In den vergangenen Spielen war die Chancenauswertung nicht so optimal. Diesmal hat man gesehen, was passiert, wenn wir die Chancen nützen.“

In die Zufriedenheit über den klaren Erfolg mischte sich aber auch die Erkenntnis, fahrlässig mit der eigenen Überlegenheit umgegangen zu sein. Denn nach einem guten Start der „Veilchen“, die durch den Elfmetertreffer von Gorgon („Ich schaue nicht auf den Tormann, weiß oft schon vor dem Spiel, wo ich hinschießen will“) schon in der 18. Minute in Führung gingen und zudem vom Ausschluss Frans profitierten, ließ der Druck deutlich nach. Prompt kassierte man zwanzig Minuten später den Ausgleich und wirkte dabei reichlich indisponiert. „Mit dem Defensivverhalten können wir noch etwas besser machen. Das liegt aber am gesamten Defensivverhalten der Mannschaft“, bemängelte Fink und ergänzte: „Nach dem 1:0, mit einem Mann mehr, das muss man besser spielen. Da hat man geglaubt, man kann einen Gang zurückschalten. Das geht natürlich nicht. Das merkt der Gegner“, sagte Fink und führte dies auf die Derbynachwehen zurück. Ähnlich sah es Robert Almer. „Ich glaube schon, dass wir vom Derby noch etwas müde waren. Das verarbeitet man auch nicht so einfach. Wenn du fünf Gegentore bekommst, bist du speziell in der Abwehr nicht so sattelfest.“

Erleichterung und Kritik

Langsam, aber sicher kehrt auch bei Meister Salzburg das Selbstvertrauen zurück. Überzeugend war die Leistung beim 2:0 gegen Altach zwar noch nicht, ihren Zweck hat die Generalprobe für das Play-off-Hinspiel um die Europa-League-Teilnahme am Donnerstag bei Dinamo Minsk aber erfüllt: Die Bullen reisen nach ihrem zweiten Ligasieg in Folge mit etwas breiterer Brust nach Weißrussland. „Wir gehen durchaus zuversichtlich in dieses Auswärtsspiel gegen Minsk“, versicherte Salzburg-Trainer Peter Zeidler.

Spielerisch vermochte sein Team allerdings nur in der Anfangsphase zu überzeugen. „Trotzdem kann man auf diesen Sieg aufbauen, der ist sehr viel Wert“, meinte Zeidler. „Aber es gilt, noch sehr viel zu arbeiten.“ Seine Spieler sehen das nicht anders, beleuchten die Situation wie Christoph Leitgeb durchaus kritisch. „Es fehlt derzeit schon einiges in unserem Spiel“, bemerkte der Routinier. Gegen Altach seien viele falsche Entscheidungen getroffen worden. Leitgeb: „Wir brauchen ganz einfach wieder mehr Sicherheit am Ball.“

Zwei Spiele in Folge haben die Salzburger nun gewonnen, wenngleich „nur“ gegen die beiden Tabellennachzügler Ried(4:1) und Altach. Das Duell mit den Vorarlbergern bescherte Zeidler allerdings auch ein weiteres Sorgenkind. Torschütze Omer Damari erlitt eine knöcherne Absprengung des Fußwurzelknochens und fällt rund drei Wochen aus. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2015)

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