Rapid: „Unser Weg ist noch nicht zu Ende“

CHAMPIONS LEAGUE: SCHACHTAR DONEZK - SK RAPID WIEN
CHAMPIONS LEAGUE: SCHACHTAR DONEZK - SK RAPID WIEN(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Rapid haderte nach dem Play-off-Aus gegen Schachtar Donezk mit Fortuna. Trainer Zoran Barišić lobte seine Mannschaft, die nun in der Europa League auftrumpfen will.

Wien. Mit hängenden Köpfen schlichen die Rapid-Spieler vom Rasen der Lemberger Arena, auch bei der Ankunft in Wien war ihnen die Enttäuschung über das Aus im Play-off der Champions League ins Gesicht geschrieben – daran konnte auch der aufmunternde Applaus der wartenden Fans nichts ändern. Mehrmals war für Grün-Weiß im Rückspiel gegen Schachtar Donezk die dritte Teilnahme an der Königsklasse zum Greifen nah, doch der 2:2-Endstand ließ nach dem 0:1 in Wien den großen Traum platzen. Stattdessen wartet nun die Gruppenphase der Europa League (Auslosung am Freitag, 13 Uhr).

„Das Glück war diesmal nicht auf unserer Seite“, meinte Trainer Zoran Barišić und spielte damit vor allem auf die zwei vergebenen Matchbälle im Finish an. Erst köpfelte Robert Berić frei stehend aus kurzer Distanz neben das Tor (90.), dann traf Philipp Prosenik nach einem Freistoß-Abstauber nur die Stange (95.). „Normalerweise machen wir diese Chancen, aber es hat leider nicht sein wollen“, erklärte Prosenik, auch Berić haderte: „Ich würde alle meine Tore gegen dieses eine eintauschen.“

Nur wenig Trost spendeten in dieser Situation die anerkennenden Worte des Gegners. „Ich muss gestehen, dass ich noch nie so viel Druck gehabt habe wie in diesem Spiel. Das Glück war auf unserer Seite. Rapid war sehr diszipliniert, taktisch gut und hat uns an unsere Grenzen gebracht“, sagte Schachtar-Trainer Mircea Lucescu mit der Erfahrung von 35 Trainerjahren.

„Wir waren so knapp dran“

Nach nervösem Beginn bewies Rapid wie schon gegen Ajax Amsterdam Moral und Kaltschnäuzigkeit, drehte den frühen Rückstand (Marlos, 10.) durch Treffer von Louis Schaub (13.) und Steffen Hofmann per Freistoß (22.). Das 2:1 hätte für den Aufstieg genügt, doch der Traum währte nur fünf Minuten lang, bis Gladkij nach einem Patzer zum Ausgleich traf (27.). Nach der Pause stand Rapid stabiler, leistete sich deutlich weniger Unkonzentriertheiten und hatte die nicht mehr ganz so schnell vorgetragenen Konter der Ukrainer besser im Griff. Einmal mehr zeigte die Mannschaft bis zur letzten Minute viel Herz und Leidenschaft und erarbeitete sich trotz des Ausschlusses von Mario Sonnleitner (88.) in der Schlussoffensive gleich zwei Matchbälle – allein die Belohnung in Form des entscheidenden dritten Tores wollte sich nicht mehr einstellen. „Es ist sehr traurig, weil wir so knapp dran waren und uns den Sieg verdient hätten, vielleicht sogar mehr als in Amsterdam“, meinte Hofmann, der von einem der schlimmsten Erlebnisse seiner Profi-Karriere sprach. „Wenn wir fünf Stück bekommen hätten, wäre es einfacher gewesen.“

Trotz des bitteren Endes sprach Rapid-Trainer Barišić seinen Spielern ein großes Lob aus. „Meine Mannschaft hat eine großartige Leistung gebracht. Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich auf Augenhöhe mit einem europäischen Spitzenteam befindet“, erklärte der 45-Jährige, der nicht an einen mentalen Rückschlag glaubt. „Wir werden die richtigen Schlüsse aus diesem Spiel ziehen. Wir haben in den vergangenen Jahren viele schlimme Niederlagen eingesteckt, doch die haben uns nie erschüttert, sondern stärker gemacht.“ Es gelte, das Ausscheiden rasch abzuhaken, und den Fokus auf die Europa League zu richten, schließlich sei auch dort viel möglich, wie Barišić betonte: „Unseren Weg sind wir noch nicht zu Ende gegangen.“

Berićs Zukunft weiter offen

Ob Berić international noch einmal im Rapid-Trikot jubeln wird, ist aber weiter offen. Reading und St. Etienne umwerben den 24-jährigen Stürmer, ein Abschied in den kommenden Tagen ist nicht ausgeschlossen. Der Slowene selbst wollte sich nach der Partie nicht zu seiner Zukunft äußern. Barišić nimmt das ebenso gelassen wie aufkommende Spekulationen um Florian Kainz oder Louis Schaub (beide mit Vertrag bis 2017), die sich ebenfalls ins Rampenlicht spielten. „Sie haben sich für andere Klubs interessant gemacht, aber so soll es sein“, meinte der Wiener. „Es wäre schlimm, wenn wir schlecht wären und keiner unsere Spieler haben will.“ Präsident Michael Krammer beruhigte die Fans: „Bei uns gibt es definitiv keinen Ausverkauf.“

Finanziell kann die Europa League freilich nicht mit der Königsklasse mithalten. 2,4 Millionen Euro Antrittsgeld, Einnahmen aus Heimspielen und etwaige Punkteprämien sind Rapid aber sicher.

AUF EINEN BLICK

Rapid schied nach dem 2:2 im Rückspiel des Play-off der Champions League gegen Schachtar Donezk mit dem Gesamtscore von 2:3 aus und spielt nun in der Gruppenphase der Europa League weiter. Die Auslosung dafür erfolgt am Freitag (13 Uhr).

Die Zukunft von Robert Berić, 24, bei Rapid ist weiter ungewiss, der englische Zweitligist Reading und der französische Erstligist St. Etienne locken den Slowenen. Das Transferfenster ist noch bis 31. August geöffnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2015)

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