Schwarzer Samstag als grün-weißes Rätsel

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Das 2:4 gegen Mattersburg kann Rapid nicht nur an der Roten Karte für Torhüter Strebinger festmachen: Es fehlten Kraft, Konzentration und etliche Leistungsträger. Berić-Transfer sei kein Grund, beteuert Trainer Zoran Barišić.

Wien. Der großen Enttäuschung in der Champions-League-Qualifikation gegen Schachtar Donezk folgte nun auch in der Bundesliga das bittere Ende einer Erfolgsserie. Erstmals seit knapp einem halben Jahr musste sich Rapid in der Meisterschaft wieder geschlagen geben. Mit einem beherzten Auftritt nutzte just Aufsteiger Mattersburg im Happel-Stadion die Gunst der Stunde und gewann mit 4:2.

Erleichtert wurde dieses Kunststück durch die frühe Rote Karte des etwas zu ungestüm agierenden Ersatztorhüters, Richard Strebinger. Ein zu riskanter Ausflug in der fünften Minute, nur ein Handspiel als rettende Option – er könnte etwas mehr Zeit zum Nachdenken erhalten, als ihm lieb ist.

Der Schreck für Großklubs

Den Burgenländern, angeführt von Trainer Ivica Vastić, war das ganze Szenario freilich nur recht. Wann spielt man schon im großen Stadion, gewinnt obendrein? Vastić – zur Erinnerung: Er war im Happel-Oval Österreichs einziger Torschütze im Rahmen der Euro 2008 (1:1 gegen Polen, 93., Elfmeter) – strahlte, es war ein höchst erfreulicher Auftritt: clever, ruhig, mutig nach vorn gespielt, Rapids Abwehr ein ums andere Mal düpiert, schöne Tore. Er sagt: „Es war ein schöner Tag für uns alle. Es war sehr wichtig für den Verein, für die Mannschaft und das Trainerteam.“

Der vierte Saisonerfolg wurde von den Mattersburgern minutenlang lautstark in der Kabine gefeiert, in dieser Saison ist nur der Klassenerhalt das erkläre Ziel, und da sind jeder Punkt, jeder Sieg besonders wichtig, vor allem, wenn es gegen einen großen Klub wie Rapid oder auch Salzburg (2:1) gelingt. „Zwölf Punkte aus sieben Spielen sind sehr gut, das war nicht zu erwarten. Niemand hätte uns zugetraut, dass wir gegen Salzburg und Rapid gewinnen, aber wir haben das geschafft, und die Punkte kann uns keiner nehmen!“

Rapid sucht neuen Stürmer

Anders war der Anblick bei Rapid. Still, nachdenklich, vom Erlebten getroffen, aber nicht vollends niedergeschlagen – so zeigte sich Rapid-Trainer Zoran Barišić bei seinem Resümee. „Wir haben uns schwergetan, waren physisch und psychisch nicht bei 100 Prozent.“

Alar mühte sich, aber als einziger Ersatz für Berić – vor dem Transfer zu St.Etienne für 5,5 Millionen Euro Ablöse und weiteren möglichen Bonuszahlungen bis 1,5 Mio. € – ist sein Können nicht ausreichend. Auch Prosenik, so sehr er sich einsetzt, bewegt und auch Chancen generiert, schafft es allein nicht, den Slowenen zu ersetzen. Barišić hielt sich zu diesen Fragen auffällig bedeckt, Berić' Abgang wäre ein herber Verlust, aber, und da leuchteten seine Augen, die Philosophie von Rapid sei es doch, „junge, entwicklungsfähige Spieler zu holen“. Sofern sich diese Einkäufe mit der Wirtschaftlichkeit des Klubs vereinbaren ließen. Namen kursieren sonder Zahl, zwei fielen jedoch zuletzt öfter: Sharifi (Iran, Sepahan), Jelić (CRO, 22, Žilina). An Alternativen mangelt es nicht, am Feilschen um den Torjäger und an der Suche nach einem Nachfolger aber das 2:4 – es ist die erste Heimniederlage des Jahres – aufzuhängen sei falsch. Das weiß Barišić, der die nun folgende zweiwöchige Länderspielpause mit Handkuss nimmt. Er sagt: „Man kann zu 100 Prozent ausschließen, dass Berić Einfluss auf diese Niederlage hatte. Der Ausschluss hat uns natürlich nicht in die Karten gespielt. Aufgrund der vielen Spiele haben wir zuletzt nicht wirklich viele Mannschaftstrainings gehabt.“

Erst Austria, jetzt Österreich

Austria ist nun erster Verfolger des Erzrivalen. Die Violetten fügten Admira mit dem 0:1 die erste Saisonniederlage zu, ein heroisches Spiel war es freilich nicht. Gorgon erzielte den Siegtreffer aus einem Foulelfmeter (61.). Er hält nun bei sieben Saisontoren, einen Wechsel zu Kaiserslautern schloss er nach dem Spiel übrigens aus.

Doch der wahre Matchwinner der Favoritner in der Südstadt war Schlussmann Robert Almer. „Robert ist nicht umsonst Teamtormann, er hat uns den Sieg festgehalten“, wusste Austria-Trainer Thorsten Fink. Auch Admira-Chefcoach Ernst Baumeister lobte den Keeper in höchsten Tönen. „Wenn Almer die nächsten zwei Spiele auch so hält, sind wir sicher für die Euro 2016 qualifiziert“, meinte der Ex-Austrianer mit Blick auf die bevorstehenden EM-Qualifikationsspiele am Samstag in Wien gegen Moldau und Schweden. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2015)

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