"Altach hadert mit den Schiedsrichtern"

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Altach-Trainer Damir Canadi kritisierte nach der 1:2-Niederlage gegen die Austria das österreichische Schiedsrichterwesen. "Auch in dieser Richtung muss sich Fußball weiterentwickeln."

Altach. Die Altacher Enttäuschung war nach der 1:2-Niederlage gegen die Austria groß. „Die Austria war für mich nicht vorhanden. Meiner Mannschaft kann ich keinen Vorwurf machen, sie hat alles richtig gemacht – bis auf das Ergebnis“, betonte Trainer Damir Canadi und trauerte den vergebenen Chancen nach. „Wir hätten schon nach der Führung den Sack zumachen können, haben unsere Situationen nicht genutzt.“ Doch nicht nur das fehlende Spielglück, auch die Schiedsrichterleistung brachte Canadi in Rage – vor allem das klare Foul von Philipp Zulechner an Philipp Netzer vor dem Ausgleich. „Über diese Entscheidung ärgere ich mich maßlos.“ Umgekehrt hatten auch die Altacher Glück, denn Netzer entlud seinen Frust unmittelbar danach in einem brutalen Revanchefoul an Kayode und hätte eigentlich Rot sehen müssen.

„Ich habe eine Fehlentscheidung getroffen“, bekannte Referee Andreas Heiß, forderte jedoch zu einem ruhigeren Umgangston auf. „Wir werden ständig generell darauf geschult, dass wir deeskalierend arbeiten und uns korrekt verhalten sollen. Wir versuchen das. Ich würde mir das nach einer umstrittenen oder falschen Entscheidung auch von einem Trainer erwarten.“

Pfiffe „kleinlich und nicklig“

Von Deeskalation wollte Canadi jedoch nichts wissen, vielmehr nahm er die Partie zum Anlass für eine regelrechte Brandrede über die fehlende Qualität im österreichischen Schiedsrichterwesen. Seiner Meinung nach werden Zweikämpfe viel zu oft abgepfiffen. „Da sind wir sehr, sehr kleinlich und nicklig.“ Die Kritik richte sich aber nicht an einzelne Personen, vielmehr handle es sich um einen generellen Missstand. „Es gab desolate Entscheidungen in beide Richtungen. Das ist leider Woche für Woche so. In zehn Spielen der Bundesliga – erste und zweite Liga – gibt es vier bis sechs desolate Entscheidungen“, kritisierte der Wiener im Interview mit „Sky“. „Wir versuchen als Trainer, die Mannschaft und viele Spieler weiterzuentwickeln, und in Österreich wird auch guter Fußball geboten. Aber auch in dieser Richtung (Schiedsrichter, Anm.) muss sich der Fußball weiterentwickeln.“

Canadi sieht dabei insbesondere Schiedsrichter-Manager Fritz Stuchlik in der Verantwortung. „Er ist der, der ausbildet. Er soll Farbe bekennen und schauen, dass er einen Schiedsrichter auf internationale Ebene bekommt“, sagte der 45-Jährige.

Sein Gegenüber Thorsten Fink wollte sich dazu nicht äußern, konzentrierte sich stattdessen auf die positiven Aspekte der etwas glücklichen Aufholjagd seiner Mannschaft. „Es war ein gutes Spiel von beiden Mannschaften auf sehr hohem taktischen Niveau. Jeder hat gesehen, dass wir dieses Spiel gewinnen wollten, auch wenn der Sieg letztlich auch etwas glücklich war“, meinte der Deutsche.

Mit Ismael Tajouri hatte ausgerechnet eine Austria-Leihgabe Altach in Führung gebracht – auf kuriose Art und Weise. „Eigentlich wollte ich den Ball nicht so schießen“, kommentierte der 21-Jährige, der erst am letzten Transfertag erneut leihweise ins Ländle wechselte, den direkt verwandelten Eckball. Am Ende aber jubelte die Austria dank der Tore von Kayoda und Koch und hielt Anschluss an die Tabellenspitze.

Rückendeckung für Kühbauer

Schlusslicht ist weiter der WAC, der das Kellerduell mit Ried klar dominierte, sich jedoch mit einem 1:1-Remis begnügen musste. „Wir haben das beste Saisonspiel gemacht, schlimmer wäre es, wenn wir wie die ersten Menschen gespielt hätten. Es muss der Scheißball endlich in dieses Scheißtor“, sagte Trainer Dietmar Kühbauer, dessen Mannschaft erst sechsmal getroffen hat. Angesichts der leidenschaftlichen Vorstellung schloss Präsident Dietmar Riegler personelle Konsequenzen vorerst aus. „Ich glaube, der Trainer kann nichts dafür. Die Mannschaft spielt gut, es gehen ja nur die Tore ab.“

Auch die Spieler stehen hinter ihrem Trainer. Torhüter Andreas Kofler, der beim Ausgleich keine gute Figur machte, wollte von einer Ablöse Kühbauers nichts wissen: „Der Trainer kann nicht reingehen und die Tore für uns machen. Da sind wir schon selbst schuld.“ (swi)

AUF EINEN BLICK

14 Schiedsrichter pfeifen in der Bundesliga. Mit Oliver Drachta, Markus Hameter, Alexander Harkam, Harald Lechner, Dominik Ouschan, Robert Schörgenhofer, Manuel Schüttengruber sind sieben davon als Fifa-Referees nominiert. Schörgenhofer kam als letzter heimischer Unparteiischer in der Gruppenphase der Champions League zum Einsatz (2011). Österreichs letzter WM-Schiedsrichter war Günter Benkö (1998).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2015)

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