Im Europacup hat Rapid die weiße Weste verloren, in der Liga ist gegen Altach kein Ausrutscher erlaubt. Grödig bittet Salzburg zum ungleichen Derby.
Wien/Grödig. Altach wichtiger als Villarreal? Vor der Europa-League-Partie gegen den spanischen Topklub ist doch tatsächlich diskutiert worden, ob für Rapid nicht das bevorstehende Bundesligaspiel gegen Altach wichtiger sei. Der Grund: International war der Aufstieg ins Sechzehntelfinale bereits fixiert, in der heimischen Meisterschaft zeigt sich vor der 17. Runde ein anderes Bild: Platz drei in der Tabelle, vier Punkte Rückstand auf Leader Austria, drei auf Titelverteidiger Salzburg. Ist es da angebracht, sich gegen den Vierten der Primera Division zu schonen?
Rapid-Trainer Zoran Barišić hat sich jedenfalls entschieden, in Villarreal mit seiner Bestbesetzung den Gruppensieg in Angriff zu nehmen. Am Ende kassierten die Hütteldorfer eine 0:1-Niederlage, die erste nach zuvor vier Europacupsiegen. Eine Partie vor Schluss verlor Rapid damit auch die Tabellenführung an die Spanier. Die Entscheidung über den Gruppensieg fällt nun im Fernduell in der letzten Runde am 10. Dezember, wenn die Wiener Schlusslicht Dinamo Minsk empfangen und Villarreal auswärts auf Viktoria Pilsen trifft.
„Nur das Resultat ist bitter, die Leistung überhaupt nicht“, zeigte sich Barišić dennoch zufrieden. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie die nächsten Entwicklungsschritte gemacht hat. Das stimmt mich positiv für die Zukunft.“
Die Zukunft heißt zuerst einmal Altach. Am Sonntag gastieren die Vorarlberger im Happel-Stadion. Rapid sollte der Auftritt in Spanien sowie der 6:1-Kantersieg am Wochenende in Mattersburg Auftrieb geben. „Jetzt möchte ich eine Superleistung gegen Altach sehen, und dann im letzten Europa-League-Match gegen Minsk hoffen wir auf ein volles Stadion“, sagt Barišić.
Doch der Europacup hat seinen Preis, Rapid kehrte mit zwei verletzten Stammspielern zurück. Bei Goalie Jan Novota ist die rechte Schulter lädiert, Innenverteidiger Christopher Dibon erlitt eine Bänderverletzung im Knöchel. Für beide ist die Herbstsaison zu Ende.
Respekt vor dem Nachbarn
Rapids Schwankungen in der Liga hat auch Grödig mit einem 2:1-Heimsieg vor drei Wochen ausgenutzt. Heute fährt Meister Salzburg die paar Kilometer in den Süden, um die Heimstärke der Grödiger zu testen. Fünf Heimspiele ist der Tabellensiebente nun ungeschlagen.
An der Favoritenrolle des Lokalrivalen besteht allerdings kein Zweifel. „Das Salzburger Derby ist ein Kampf David gegen Goliath, es spielt der Klub mit dem größten Budget gegen den mit dem kleinsten “, erklärte Grödig-Trainer Peter Schöttel, dessen Truppe gegen die Salzburger in insgesamt neun Duellen bisher erst einen Punkt geholt hat.
Salzburg-Coach Peter Zeidler zeigte Respekt und warnte vor dem Nachbarn. Die jüngsten Heimsiege von Grödig sind auch dem Deutschen nicht verborgen geblieben. „Wer gegen Rapid gewinnt, hat Qualität“, meinte Zeidler. Zu Hause hat bisher nur sein eigenes Team mehr Punkte (19) geholt als der heutige Gegner (17).
Dennoch: Das Abstiegsthema ist im Grödiger Lager trotz der guten Leistungen vor Heimpublikum irgendwie immer präsent. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Abstand zum Tabellenende noch ein bisschen größer ist, aber unsere Punkteausbeute ist durchaus in Ordnung“, befand Schöttel. (joe)
Tipico-Bundesliga 17. Runde
1.Austria16952292032
2.Salzburg16943402131
3.Rapid16916342228
4.Sturm Graz16736222124
5.Admira16664212324
6.Mattersburg16718253422
7.Grödig16547232419
8.Altach16619182219
9.Ried16349142813
10.WAC163310112212
Heute: Sturm Graz – Mattersburg (16 h), Grödig – Salzburg, WAC – Admira (je 18.30).
Sonntag: Ried – Austria (16 h, live ORF eins), Rapid – Altach (19.30).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2015)