Fußball: Das Wappnen für den Aderlass

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Angesichts der Verletztenmisere kann für Rapid die Winterpause nicht früh genug kommen. Neuverpflichtung ist vorerst keine geplant, obwohl prominente Abgänge drohen.

Wien. Am Sonntag geht für Rapid mit dem Auswärtsspiel in der Bundesliga gegen Salzburg ein aufreibender Herbst mit ständiger Doppelbelastung zu Ende. Doch auch das Frühjahr wird nicht minder anstrengend. Ab 6. Februar 2016 warten auf die Hütteldorfer neun Pflichtspiele in 29 Tagen.

Auch in dieser Phase wird Rapid noch auf drei Schlüsselspieler verzichten müssen. Die verletzten Jan Novota, Louis Schaub und Christopher Dibon werden erst im Lauf des Frühjahrs wieder voll bei Kräften sein. Sportdirektor Andreas Müller verzichtet dennoch auf Spielerkäufe in der bevorstehenden Transferzeit, er vertraut auf die Stärke des aktuellen Kaders.

Auch die Situation in der Innenverteidigung – dort stehen mit Mario Sonnleitner und Maximilian Hofmann nur zwei gestandene Abwehrspieler zur Verfügung – bereitet Müller kein Kopfzerbrechen. Vorerst soll Maximilian Wöber, 17, von den Amateuren aushelfen.

Ansonsten dürfte es in der Kampfmannschaft im Jänner keine neuen Gesichter geben. Auch weil sich die Verpflichtung von Karim Onisiwo von Mattersburg kompliziert gestaltet. „Er ist ein sehr interessanter Spieler, aber es gibt große Konkurrenz aus dem In- und Ausland“, verriet Müller. Der Neo-Teamspieler ist auf der Suche nach einem äußerst lukrativen Vertrag. „Wenn es nur darum geht, das meiste Geld rauszuschlagen, sind wir der falsche Ansprechpartner“, betonte der Sportdirektor.

Die Entdeckung der Saison

Im Sommer droht allerdings der eine oder andere Abgang. Neben Linksverteidiger Stefan Stangl (Vertrag bis 2017) stehen auch die Offensivspieler Florian Kainz (2017), Schaub (2017) und Philipp Schobesberger (2018) in den Notizbüchern diverser Vereine. Stangl ist für Müller gar die Entdeckung der Saison. „Er ist derjenige, der in den vergangenen Monaten den größten Sprung nach vorn gemacht hat.“ Der 24-Jährige avancierte im Sommer zum Stammspieler und nützte seine Chance – die linke Seite mit Stangl und Kainz war meist der stärkste Mannschaftsteil.

Dies blieb auch Teamchef Marcel Koller nicht verborgen. Der Schweizer ließ Kainz gegen die Schweiz debütieren und setzte Stangl in den jüngsten drei Länderspielen auf die Abrufliste. Daher lebt der Traum des Steirers von einer Teilnahme an der Euro 2016.

Doch die Konkurrenz in der ÖFB-Auswahl auf seiner Position ist groß. Kapitän Christian Fuchs ist gesetzt, weitere Anwärter auf einen EM-Kaderplatz sind Markus Suttner und Andreas Ulmer. „In Österreich gibt es viele gute Linksverteidiger, das spricht für unseren Fußball“, meinte Stangl. Mittlerweile sind auch internationale Klubs auf Stangl aufmerksam geworden. Gespräche gab es bereits, konkretes Angebot noch nicht.

Für ein Butterbrot will Müller seine begehrten Spieler jedenfalls nicht ziehen lassen – auch weil im kommenden Sommer die Verträge von Steffen Hofmann und Thanos Petsos auslaufen. Der Kapitän bleibt den Hütteldorfern zwar erhalten – ob als Spieler, wird sich in wenigen Monaten entscheiden. Die Gespräche mit Petsos haben derzeit „allerhöchste Priorität“, erklärte der Sportdirektor.

Der Aderlass soll sich in Grenzen halten, versprach Müller. „Die Zeiten, in denen man bei Rapid Spieler geklaut hat, sind vorbei.“ Inzwischen sei man in der Lage, Angebote abzulehnen. „Trotzdem müssen wir uns wappnen für das, was im Sommer wahrscheinlich auf uns zukommen wird.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2015)

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