Rapid und Austria starteten mit Siegen in das Frühjahr, speziell die Hütteldorfer haben Steigerungspotenzial.
Wien. Das erste Pflichtspiel nach der Winterpause ist stets begleitet von Ungewissheit. Ergebnisse aus Vorbereitungsspielen dienen nur als Gradmesser, sie lassen hoffen oder bereiten Sorgen. Wahre Form und Leistungsstärke zeigen sich erst unter Druck, die beiden Wiener Großklubs haben ihre Prüfungen erfolgreich bestanden. Während die Austria mit einem 1:0 aus Grödig abreiste, gewann Rapid vor 13.700 Zuschauern im Happel-Stadion mit 3:0 gegen den WAC.
Das Resultat gegen den Tabellenletzten täuscht allerdings, denn fast eine Stunde lang begegneten sich die Teams auf Augenhöhe. Rapid agierte vor dem Seitenwechsel harmlos, es war ein enttäuschender Auftritt der Hütteldorfer, die im Herbst speziell für ihre Auftritte im Europacup gelobt wurden. „Da waren wir zu pomadig und der WAC immer gefährlich“, befand Zoran Barišić. Erst eine Kabinenpredigt des Trainers in der Pause brachte Veränderung, „in der zweiten Hälfte haben wir ein anderes Gesicht gezeigt, mehr in das Spiel investiert, sind besser in die Zweikämpfe gekommen“.
Zwei Sorgenkinder zeigen auf
Drei Tore innerhalb von sechs Minuten brachten die Wiener schließlich in die Erfolgsspur. „Man weiß nie genau, wo man vor dem ersten Spiel steht. Vielleicht ist man da in einigen Situationen zu verkrampft, das hat man bei uns gesehen“, erklärte Barišić, auf dessen Mannschaft in den kommenden Wochen mit acht Spielen in 25 Tagen ein intensives Programm wartet.
Dass der Sieg gegen den WAC derart deutlich ausfiel, dafür zeichnete auch Richard Strebinger verantwortlich. Der im Herbst noch häufig kritisierte Torhüter verhinderte in der ersten Hälfte mit einer spektakulären dreifachen Abwehr einen Rückstand. „In dieser Phase hat uns Richard im Spiel gehalten. Aber nicht nur diese Paraden, sein ganzes Auftreten war großartig“, befand Barišić. Der 22-jährige Strebinger sah in seiner Vorstellung wohl einen Befreiungsschlag, über den Herbst wolle er „gar nicht mehr reden“.
Auch ein weiteres Rapid-Sorgenkind der Hinrunde trat gegen den WAC positiv in Erscheinung. Der im Vorjahr nicht immer glücklich agierende Matej Jelić erzielte per Fallrückzieher einen Treffer der Marke Tor des Monats. „Das wird mich sicher sehr motivieren. Ich habe zwar schon drei, vier ähnliche Treffer erzielt, aber das war der schönste“, sagte der kroatische Stürmer, mit dem sich auch Barišić freute: „Er hat gezeigt, dass er ein sehr guter Spieler werden kann.“
Ebenfalls glücklich war der Betreuer über das Pflichtspiel-Debüt von Andreas Kuen. Nach zahlreichen Knieverletzungen kam der Tiroler 612 Tage nach seinem Transfer erstmals in einem Pflichtspiel für die Grün-Weißen zum Einsatz. Der Tiroler hatte sich in den vergangenen Monaten Holger Badstuber zum Vorbild genommen – auch der Bayern-Verteidiger wurde von zahlreichen Verletzungen zurückgeworfen, schaffte aber das Comeback. „Ans Aufhören habe ich nie gedacht“, beteuerte Kuen.
Englische Woche
Eine Woche vor dem Wiener Derby tankte auch die Austria Selbstvertrauen. Die Violetten siegten in Grödig dank eines Kopfballtreffers von Alexander Gorgon nach einem Eckball. „Ich habe der Mannschaft vorher gesagt, dass solche Spiele auch durch Standards entschieden werden“, erläuterte Trainer Thorsten Fink. Ein kleiner Wermutstropfen blieb nach der Auswärtspartie dennoch: Im Derby am kommenden Sonntag kann „Regisseur“ Alexander Grünwald wegen einer Gelbsperre nicht mitwirken. „Er wird uns sehr fehlen. Aber im Mittelfeld sind wir gut aufgestellt. Ich habe gute Alternativen“, erklärte Fink.
Nach der Winterpause geht es für die Wiener Klubs nun Schlag auf Schlag: Bereits am Dienstag trifft die Austria im Cup-Viertelfinale in der Generali-Arena auf den Lask (19, live ORF Sport plus). Am Mittwoch empfängt Rapid in der Runde der letzten acht die Admira (18). (red/ag.)
Tipico-Bundesliga 21. Runde
1. Austria 211155352938
2. Salzburg 201073442337
3. Rapid 211218432837
4. Sturm Graz 21867282630
5. Admira 20785253029
6. Altach 218211273126
7. Mattersburg 21759284226
8. Grödig 216510263123
9. Ried 216510263623
10. WAC 215412182719
Rapid – WAC 3:0 (0:0). 13.700. SR Hameter. Tore: Schobesberger (56.), Pavelic (60.), Jelic (62.).
Grödig – Austria 0:1 (0:1). 1436 Zuschauer, SR Schüttengruber. Gorgon (40.).
Mattersburg – SV Ried 3:3 (1:2). 2600, SR Lechner. Tore: Pink (21.), Malić (67.), Prietl (71.) bzw. Möschl (5.), Fröschl (24.), Antonitsch (59.) . Rot: Novak (41.).
Altach – Sturm Graz 2:2 (2:1). 4414, SR Muckenhammer. Tore: Harrer (4., Elfmeter), Galvao (11.) bzw. Stanković (32.), Schick (93.).
Nächste Runde, Samstag: Ried – Salzburg (16), WAC – Sturm Graz, Altach – Mattersburg, Grödig – Admira (je 18.30 Uhr).
Sonntag: Austria – Rapid, 16.30 Uhr.
Schützenliste: 14 Soriano (Salzburg) 12 Gorgon (Austria) 8 Kayode (Austria), Keita (Salzburg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2016)