Franz Wohlfahrt: Aus dem Leben eines Sportdirektors

Austrias Sportdirektor Franz Wohlfahrt ist ganz auf Erfolg fokussiert.
Austrias Sportdirektor Franz Wohlfahrt ist ganz auf Erfolg fokussiert.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Fußball. Franz Wohlfahrt behauptet, ein violettes Herz zu haben. Austrias Sportdirektor bastelt am neuen Kader, genießt die Zusammenarbeit mit Trainer Fink – und freut sich auf das Derby.

Die Presse: Wird das Derby künstlich hochgespielt? Welche Bedeutung hat es wirklich?

Franz Wohlfahrt: Es war schon zu meiner Zeit als Spieler etwas Besonderes, daran hat sich nichts geändert. Für die Fans ist das ein Highlight, sie sind halt heute anders vernetzt als früher.

Wer wird die 316. Auflage am Sonntag gewinnen?

Es wird nicht leicht zu tippen, meiner Meinung nach nicht wettbar.

Verspürt man als Austrianer gegenüber Rapid manchmal Eifersucht?

Nein, es gibt keine Eifersucht, ich fühle so etwas nicht. Das würde nur stören. Was für uns jetzt zählt, ist die Leistung auf dem Platz.

Ihre Erinnerungen an Derbys?

Gute und schlechte.

Hat Ihnen Zoran Barišić einmal ein Tor geschossen?

Ich habe viele Tore bekommen, da wird schon eines von Barišić dabei gewesen sein. Aber Zoki war immer ein Spieler, den man gemocht hat.

Hat der eigene Trainer, Thorsten Fink, Sie einst bezwungen?

Er war bei Bayern und ich bei Stuttgart, ich glaube, er hat nicht so viele Tore geschossen. Aber das ist egal, es spielt keine Rolle.

Wie sind Sie eigentlich auf Fink als neuen Austria-Trainer gekommen?

Wir hatten eine Liste mit möglichen Kandidaten. Da standen 45 Trainer drauf. Von jedem haben wir ein Profil angelegt – und dann haben wir jeden benotet.

Und Fink hatte einen römischen Einser?

Ich selbst habe mich mit dreizehn Trainern getroffen, einer davon war Felix Magath. Ich bin dankbar für dieses Treffen mit ihm. Er hat dann abgesagt. Aber Thorsten Fink ist der richtige Mann für uns. Wir haben uns da nicht getäuscht.

Sie waren Tormanntrainer im ÖFB-Team, haben dann aber den Entschluss gefasst, Sportdirektor werden zu wollen. Warum?

Das war im Sommer 2014, ich war bei der Nationalmannschaft. Im Urlaub in Lignano habe ich dann länger nachgedacht, ich wollte mich verändern. Und ich habe mich richtig entschieden. Der Job ist schwierig und sehr umfangreich. Es ist so, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Beginn war zwar holprig, aufgrund der sportlichen Situation. Aber ich bin von meinem Schritt weiterhin überzeugt.

Was meinen Sie mit holprig?

Ich wollte mir selbst ein Bild machen. Das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft war schlecht. Wenn es obendrein im Trainerteam selbst Disharmonie gibt, dann sind Misserfolge logisch.

Wie darf man sich denn einen Arbeitstag eines Fußball-Sportdirektors vorstellen?

Meine Woche ist sehr arbeitsreich. Aber nur so geht's. Ich habe zuletzt 50 Flüge absolviert, bin 45.000 Kilometer mit dem Auto gefahren. Jeden Montag haben wir einen Sport-Jour-fixe. Jeden Dienstag haben wir Bereichsleitersitzung.

Sie müssen auch vorausplanen, was ist Ihr derzeitiges Projekt?

Die Kaderplanung für den Herbst hat begonnen. Was können wir optimieren? Was würden wir für den Europacup brauchen – ich meine da die Gruppenphase. Wir müssen gewappnet sein. Vielleicht ist der eine oder andere Spieler in drei Monaten nicht mehr finanzierbar.

Wir sitzen hier in Ihrem Büro, an der Wand hängen die Wimpel von der Teilnahme an der Champions League. Kommen da bald weitere dazu?

Wenn wir jetzt an so etwas denken würden, geht das unter Garantie schief. Wir wollen in den Europacup, das ist gar keine Frage – und derzeit schaut es ganz gut aus.

ZUR PERSON

Franz Bernhard Wohlfahrt. (1. Juli 1964 in St. Veit/Glan)

Vereine als Spieler: Austria (mehrmals Meister und Cupsieger), VfB Stuttgart (DFB-Pokalsieger), Austria, Untersiebenbrunn, Hirm.

Stationen als Trainer: Schwadorf, Admira, Baden, Nationalteam (Torhütertrainer). Seit 2015 ist er Austrias Sportdirektor. 59 ÖFB-Länderspiele.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2016)

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