Rapid: Die Fassungslosigkeit nach der Blamage

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Rapids angepeilter Sprung an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga hat am Samstag mit einer Bruchlandung geendet.

Die Hütteldorfer kassierten mit dem 0:4 gegen die Admira die höchste Liga-Heimniederlage seit dem 1:5 am 15. September 2007 gegen Sturm und lieferten dabei eine derart gespenstische Leistung ab, dass sich die Club-Verantwortlichen bei der Suche nach Erklärungen äußerst schwertaten.

Sportdirektor Andreas Müller sprach von Hochnäsigkeit und Arroganz seiner Mannschaft und entschuldigte sich bei den Fans. "Wir waren in keiner Phase in der Lage, dem Gegner auch nur annähernd Paroli zu bieten. Das stimmt mich sehr nachdenklich."

Dabei schien alles angerichtet für die Rückkehr auf Platz eins. Die Salzburger hatten vor dem Anpfiff im Happel-Stadion gegen den WAC nur ein Unentschieden geholt, daher wäre Rapid bei einem Sieg über die Admira zwei Punkte vor dem Titelverteidiger gelegen. "Möglicherweise war es eine Kopfsache. Das Resultat von Salzburg war eine schöne Vorlage, vielleicht haben einige gedacht, wir werden jetzt schon irgendwie gewinnen", vermutete Müller.

Die Folge war ein Auftritt, der die Gemütslage des Sportdirektors zwischen Fassungslosigkeit und Ärger pendeln ließ. "Das Wort Meistertitel sollte in den nächsten Wochen kein Spieler in den Mund nehmen", betonte Müller.

Sein Club hatte aus den vorangegangenen sechs Meisterschaftspartien im Frühjahr fünf Siege und ein Unentschieden geholt - umso größer war die Verwunderung bei Müller, dass man gegen die Admira völlig versagte. "Der Unterschied zu den letzten Spielen ist mir unerklärlich. Ob es ein einmaliger Ausrutscher war oder tiefer geht, wird man sehen."

Trainer Zoran Barisic glaubt an Ersteres. "Ich gehe davon aus, dass es ein rabenschwarzer Tag war, der so nicht passieren darf." Der Wiener bezeichnete den Auftritt Rapids als "kollektives Versagen. Von vorne bis hinten hat von der ersten bis zur letzten Minute überhaupt nichts gepasst. Die Admira hat auch in dieser Höhe verdient gewonnen und war in allen Belangen besser."

Die Grün-Weißen seien von Beginn an nicht in die Zweikämpfe gekommen, außerdem habe es an Durchsetzungsvermögen und gutem Passspiel gemangelt, analysierte Barisic und kündigte eine intensive Aufarbeitung des Debakels an. "Wir werden sicher nicht zur Tagesordnung übergehen", versprach der 45-Jährige.

So wie Müller wollte auch Barisic nichts mehr von einem möglichen Meisterschaftsgewinn hören. "Es ist wichtig, dass wir uns von Titelträumen verabschieden. Wir sind nicht so gut, wie uns alle anderen gesehen haben oder machen. Wir müssen zu unseren Grundsätzen zurückkehren und uns einfach immer nur aufs nächste Spiel vorbereiten."

Während sich Barisic auf Ursachenforschung für eine historische Niederlage begab, erfreute sich sein Admira-Gegenüber Ernst Baumeister an einem berauschenden Auftritt seiner Mannschaft. "Die ersten 25 Minuten waren für unsere Verhältnisse wie Fußball von einem anderen Stern", sagte der 59-Jährige und war vom Gala-Auftritt der Südstädter nicht einmal groß überrascht. "Solche Spiele wie heute haben wir in der Vorbereitung in der Türkei fünf abgeliefert."

Umso größer sei die Enttäuschung gewesen, dass es im Frühjahr in der Liga zunächst nicht wirklich geklappt hatte. "Aber unter der Woche hat es eine Kopfwäsche gegeben, und die Spieler haben sie kapiert", erzählte der Ex-Teamspieler.

Die vor Saisonbeginn als Abstiegskandidat gehandelten Niederösterreicher liegen nun vor dem letzten Meisterschaftsviertel zwölf Punkte vor Schlusslicht Grödig und verbesserten sich zumindest vorläufig auf Rang vier. Obwohl dem Cup-Semifinalisten sogar eine Europacup-Teilnahme winkt, blieb Baumeister bescheiden: Ziel seien nach wie vor der Klassenerhalt und 40 Punkte, gab der Coach zu Protokoll. Neun Runden vor Schluss hält die Admira bei 37 Zählern.

Sechs davon holte man aus den Duellen mit den Rapidlern, die außerdem im Cup-Viertelfinale besiegt wurden. Gegen die Südstädter gelang dem Rekordmeister in den jüngsten acht Liga-Partien nur ein Sieg. Diese Bilanz verwunderte selbst Baumeister. "Es gibt keine Erklärung dafür, warum wir gegen Rapid immer so gut spielen", meinte der Wiener.

(APA)

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