ÖFB-Cup: Die violette Rätselhaftigkeit

FUSSBALL: OeFB-CUP-HALBFINALE/RED BULL SALZBURG - FK AUSTRIA WIEN
FUSSBALL: OeFB-CUP-HALBFINALE/RED BULL SALZBURG - FK AUSTRIA WIENAPA/DANIEL KRUG
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Titelverteidiger Salzburg drehte das Halbfinale gegen die Wiener Austria nach der Pause und feierte einen 5:2-Triumph. Im Endspiel am 19. Mai in Klagenfurt wartet die Admira.

Salzburg/Wien. Er hat zwar nicht von einer perfekten, aber einer sehr guten Saison geträumt. Jetzt muss Thorsten Fink allerdings mitansehen, wie der Austria schön langsam die Felle davonschwimmen. In der Meisterschaft wird man von Problemen geplagt, das Thema Cup hat sich nun auch erledigt. Vor dem Halbfinale in Salzburg hatte nur wenig für die Wiener gesprochen, am Ende wurde es ein bitterer Abend für Violett, es setzte eine 2:5-Schlappe. Im Internet regt sich bereits Unmut der Fans, die Kritik richtet sich gegen den Trainer. Fink ist nicht mehr unantastbar. Im Herbst war die Welt in Favoriten noch in Ordnung, seit einigen Wochen jedoch gibt die Austria eher ein Bild des Jammers ab. Geht es in der Tonart weiter, dann gerät auch ein Europacup-Startplatz noch in Gefahr.

Die Austria ist immer wieder für Überraschungen gut, sie präsentierte sich in Salzburg zunächst wie verwandelt. Im Wiener Derby hatten die Violetten erschreckend schwach agiert, vor der Pause in der Red-Bull-Arena jedoch fast wieder wie in besten Tagen. Da war nichts zu sehen von einer Krise. Die Wiener spielten ambitioniert, aggressiv und hielten in den Zweikämpfen dagegen. Auch im Spiel nach vorn machten sie den gefährlicheren Eindruck. Nach dem schnellen Führungstreffer durch Lucas Venuto (12.) hatte Alexander Gorgon sogar die Möglichkeit auf das 2:0. Das waren Szenen ganz nach dem Geschmack von Torsten Fink. „Wir haben in der ersten Hälfte alles rausgehaut, besser kann man gegen diese Mannschaft nicht spielen“, sagte der Deutsche.

Was dann mit der Austria passiert ist, das gehört ins Reich des Unerklärlichen. Nach dem Seitenwechsel waren die Stärken der Austria wie weggeblasen, die Wiener ließen stark nach, waren körperlich und geistig überfordert. So gut die Abwehr anfangs auch war, so schnell zerfiel sie nun. Salzburg gelang es, den Schalter umzulegen – und machte enormen Druck. Austria konnte dem nicht standhalten, „In dem Tempobereich, in dem sich Salzburg da aufgehalten hat“, erklärte Fink, „können wir einfach nicht mit. Das muss man akzeptieren.“ Der Austria-Trainer zeigte sich als fairer Verlierer. Ein echter Sportsmann eben. Aber als Trainer mittlerweile gewaltig entzaubert. Man könnte manchmal den Eindruck gewinnen, dass er überfordert ist.

Die besonderen Spieler

Wenig überraschend, dass einmal mehr Jonatan Soriano zum großen Matchwinner avancierte. Er leitete mit dem Ausgleich (1:1, 57.) die Wende ein und war an drei weiteren Treffern beteiligt. Austria hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. „Salzburg hat eben die Spieler, die so ein Spiel drehen können“, erklärte Fink, der von der Bank aus allerdings auch nicht eingriff. Er war lediglich stiller und stummer Zeuge des Untergangs seiner Mannschaft. Erklärungen dafür gab er nach der Niederlage keine. Der Fußball der Austria bleibt rätselhaft. Das stellt dem obersten Übungsleiter nicht gerade das beste Zeugnis aus. Vielleicht ist Torsten Fink aber auch ein wenig lustlos geworden. Wohl nicht ohne Grund appellierte Rotpuller: „Gefordert ist Leidenschaft!“

Wie ein Besessener agiert hingegen Salzburgs Oscar García. „Ich muss meiner Mannschaft gratulieren“, meinte er. „So ein Spiel noch zu drehen, das ist sehr schwierig.“ Auf eine laute Kabinenpredigt hatte der Spanier verzichtet. Mit mehr Pressing konnte Austria ihr Spiel nicht mehr aufziehen und es war um sie geschehen.

Auf die Salzburger wartet im Finale am 19. Mai in Klagenfurt nun die Admira, die St. Pölten bezwungen hat. Die Chance aufs Triple-Double (drittes Mal Meister und Cupsieger) lebt. Garcías Urteil: „Gegen Admira wird es genauso schwer wie gegen die Austria.“

AUF EINEN BLICK

Salzburg besiegte im Cup-Halbfinale die Austria nach 0:1-Pausenrückstand noch mit 5:2. Kapitän Jonatan Soriano erzielte den Ausgleich und war an drei weiteren Treffern beteiligt, Konrad Laimer bejubelte seine ersten beiden Tore bei den Profis.

Der Titelverteidiger trifft nun im Endspiel am 19. Mai in Klagenfurt auf die Admira, die sich am Dienstag gegen St. Pölten mit 2:1 durchgesetzt hat, und kämpft um den dritten Cupsieg in Folge.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2016)

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