Vom einstigen Exerzierfeld bis zum Sankt Hanappi

Gerhard-Hanappi-Stadion
Gerhard-Hanappi-StadionDie Presse/Clemens Fabry
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Zum vierten Mal übersiedelt Rapid in eine neue Heimstätte, ein kurzer historischer Abriss über Spiele auf von Pferdehufen malträtierten oder unebenen Plätzen, dem Fußball–Tempel auf der Pfarrwiese und dem Einzug ins Weststadion.

Auf der Schmelz: Die Urahnen der Grün-Weißen, die anfangs noch Blau-Rote waren, spielten nach der Vereinsgründung 1899 auf der Schmelz in Wien-Rudolfsheim. Auf dem einstigen, von Pferdehufen zertrampelten, Exerzierfeld der k. u. k. Armee mussten vor jeder Partie Spielfeld und Tore neu begrenzt bzw. aufgebaut werden. Die Baukosten für 200 bis 300 Meter Spagat, Eisenstangen und einer Gießkanne mit Kalkmilch betrugen zwei Kronen, wie nachzulesen ist.


Sportplatz Rudolfsheim: Um einen ständigen Sportplatz einzurichten, pachtete Rapid 1903 einen Grund in Rudolfsheim. Der Untergrund war abschüssig und steinig, mit einem Höhenunterschied von zwei Metern von einem Tor zum anderen. Hier soll die inzwischen legendäre Rapid-Viertelstunde ihren Ursprung haben, da der Turm der Rudolfsheimer Kirche vom Kardinal-Rauscher-Platz herüberlugte – offizielle Matchuhren gab es damals noch nicht. Belegt ist das freilich nicht, in Medienberichten wird das rhythmische Klatschen in der 75. Spielminute erst später erwähnt.


Pfarrwiese: Als die Gemeinde Wien den Pachtvertrag kündigte, übersiedelte Rapid nach langer Suche 1912 samt Holztribüne aus Rudolfsheim auf die Pfarrwiese. Diese verdankte ihren Namen dem Verpächter, der Pfarre Hütteldorf. Anfangs fasste der Platz etwa 4000 bis 6000 Zuschauer, nach einem Umbau im Jahr 1921 waren es offiziell 20.000 bis 25.000, laut zeitgenössischer Chronisten sollen zuweilen gar 30.000 Rapid-Fans auf die Pfarrwiese gepilgert sein.

Die Pfarrwiese war Bühne der grün-weißen Glanzzeiten der 1950er-Jahre, 1956 sahen etwa 20.000 Zuschauer im Meistercup ein 1:1 gegen den AC Milan. Der nostalgische Charme der Hütteldorfer Holztribünen währte bis zur Übersiedlung ins Weststadion im Jahr 1977. Da dieses wegen Rissen im Beton der Tribünenpfeiler gesperrt wurde, kehrte Rapid nach einer Odyssee über Sportclubplatz und Franz-Horr-Stadion in der folgenden Saison noch einmal auf die Pfarrwiese zurück. Ein 6:0-Sieg mit dem fünffachen Torschützen Hans Krankl gegen Admira beendete dieses Kapitel am 22. April 1978.


Weststadion/Gerhard-Hanappi-Stadion:
Das Weststadion – nach dessen Tod nach Erbauer und Ex-Spieler Gerard Hanappi (1929–1981), benannt – wurde am 10. Mai 1977 mit einem Derbysieg eingeweiht, die offizielle Eröffnungsfeier erfolgte bei einem Uefa-Cup-Spiel im September. Musste sich Rapid das für damalige Verhältnisse topmoderne Sitzplatzstadion für rund 20.000 Zuschauer anfangs noch mit der Austria teilen, avancierte es in den folgenden Jahrzehnten zum „Sankt Hanappi“. In dieser Zeit wurden sieben Meisterschaften gewonnen und legendäre Europacup-Partien bestritten, etwa auf dem Weg zum Finale im Cup der Cupsieger 1984/85 oder ein 2:1-Sieg gegen Inter Mailand im Uefa-Cup 1990/91.

Anfang der 2000er-Jahre wurde das Stadion generalsaniert und neu überdacht, die Kapazität sank auf 17.500 Besucher. Am 6. Juli 2014 absolvierte Rapid das Abschiedsspiel gegen Celtic Glasgow.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2016)

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