Einblick in den grün-weißen Lebenssinn

Fan-Choreografie
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Rapid hat das Allianz-Stadion feierlich eingeweiht, Trainer Mike Büskens war von der „total geilen Atmosphäre“ begeistert. Getrübt wurde das Erlebnis von Problemen im Block West.

Wien. Es war die Rückkehr in die alte Heimat, wenngleich in ein neues Zuhause. Rapid zelebrierte den Einzug ins neue Allianz-Stadion mit 28.400 Fans und einem großen Fest, die Mannschaft sorgte mit einem 2:0-Sieg (Tore: Joelinton und Tomi) gegen Chelsea für die sportliche Krönung. „Es war leiwand“, sagte Mike Büskens nach dem ersten Auftritt in der neuen Heimstätte. Der Support vom Block West, der ab sofort von der Südtribüne kommt, sei Weltklasse gewesen, befand der Deutsche und wusste die Herzen der grün-weißen Fans für sich zu erobern. „Jetzt habe ich das verstanden mit dem Lebenssinn.“

Büskens kann freilich keinen Vergleich zum alten Gerhard-Hanappi-Stadion ziehen, ist er doch erst seit Juni im Amt. Bis das Allianz-Stadion beim Anhang den Heiligenstatus erreicht, dürfte es noch dauern, zumal die Premiere im Block West nicht reibungslos verlief. Dafür verantwortlich waren nicht nur die rund 70 Anzeigen nach dem Pyrotechnikgesetz. Die seitlichen Zugänge am unteren Rand der Tribüne erlauben zwar durchgängige Choreografien, sorgten jedoch auch für Staus beim Zu- und Abgang. Die zum Teil voll besetzten Stiegen sind nicht nur auf dem Weg zum Bierverkauf oder der Toilette ein Hindernis, sondern im Falle einer Evakuierung ein echtes Sicherheitsrisiko.

Staus und Schlägereien

Der beinah auf das dreifache Fassungsvermögen angewachsene Sektor lockte zudem etliche Neugierige an, die nicht mit den Sitten der Kurve vertraut sind, andere witterten ihre Chance, die bestehenden Hierarchien herauszufordern. Es kam zu Schlägereien, Ordner suchte man jedoch vergebens. In Foren machten so manch alteingesessene Fans ihrem Unmut Luft, trauerten dem „Sankt Hanappi“ wehmütig nach. Der Klub hat inzwischen mit einer Stellungnahme auf die Vorfälle reagiert.

Die lautstarke Unterstützung hinterließ jedenfalls bei Spielern wie Trainer Eindruck. „Es macht richtig Spaß, hier Fußball zu spielen“, sagte Kapitän Steffen Hofmann, und Büskens schloss sich diesem Urteil an. „Die Atmosphäre ist echt total geil“, erklärte der 48-Jährige. „Ich wünsche mir das jede Woche, denn wir haben eine junge Mannschaft. Die braucht diesen Impuls von außen.“

Sein Gegenüber, Antonio Conte, beurteilte die Stimmung mit einem knappen „good“, in England sei sie immer so. Der Italiener stand in Wien unter besonderer Beobachtung, denn Chelsea-Eigentümer Roman Abramowitsch verfolgte das Geschehen von einer der VIP-Logen. „Ich verliere nie gern. Die Spieler auch nicht“, sagte Conte, der gewohnt emotional an der Seitenlinie mitfieberte. „Wir können aus dem Spiel eine Menge lernen.“

Büskens wollte sich vom Erfolg gegen den englischen Topklub nicht blenden lassen. „Das war ein schöner Tag, aber wir wissen das Spiel einzuschätzen“, betonte er. Es habe eine Mannschaft, die knapp vor dem Ligastart stehe, gegen eine andere gespielt, die erst am Anfang der Vorbereitung sei. „Wichtiger ist, dass wir kommende Woche gegen Ried gut aus den Startlöchern kommen.“

Kroate Močinić verpflichtet

Personell hat sich Rapid vor dem Bundesliga-Auftakt noch einmal verstärkt. Ivan Močinić, 23, kommt für kolportierte 1,5 Millionen Euro vom kroatischen Vizemeister HNK Rijeka. Der defensive Mittelfeldspieler soll den Abgang von Thanos Petsos kompensieren. „Mit ihm steigt die Qualität unseres Kaders weiter“, freute sich Büskens. Zumal Eigenbauspieler Tamás Szántó, 20, gegen Chelsea eine echte Talentprobe abgab. „Das war sehr ordentlich, er hat auf sich aufmerksam gemacht“, lobte der Trainer den jungen Ungarn wie auch Torschützen Joelinton, 19. „Seine Entwicklung ist echt gut.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2016)

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