Wiener Jagd auf den Dauermeister

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FUSSBALL - TRAININGSAUFTAKT SK RAPID: BUeSKENSAPA/HERBERT NEUBAUER
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Rapid eröffnet heute die Bundesligasaison. Neo-Coach Mike Büskens hat eine Problemstelle ausgemacht, Austria-Trainer Thorsten Fink sieht sein Team gar als „krassen Außenseiter“.

Wien. Gleich zum Auftakt treffen also die zwei Neuen aufeinander. Im Allianz-Stadion startet Rapid die Jagd auf den ersten Meistertitel seit 2008, Gegner im Bundesliga-Auftaktspiel ist die SV Ried. Für den deutschen Rapid-Trainer Mike Büskens ist es das Pflichtspiel-Heimdebüt, sein ebenfalls im Sommer gekommener Landsmann Christian Benbennek gibt seinen Liga-Einstand auf der Trainerbank der Innviertler.

20.000 Zuschauer werden in Hütteldorf erwartet, doch Benbennek stellte klar: „Wir fahren nicht nach Wien, um uns nur das neue Stadion anzusehen.“ Die Rieder Bilanz kann dennoch als katastrophal bezeichnet werden: In 38 Anläufen haben die Oberösterreicher noch nie beim Rekordmeister gewonnen, Ried ist quasi Rapids Lieblings-Heimgegner.

Beim Favoriten fehlt Kapitän Steffen Hofmann nach seinem Meniskuseinriss, dafür ist die Arbeitsbewilligung des erst am Sonntag verpflichteten kroatischen Spielmachers Ivan Močinić, 23, rechtzeitig eingetroffen. Gelöst wurde damit allerdings nicht jene Problemstelle, die Neo-Coach Büskens ausgemacht hat: die mangelnde Durchschlagskraft an vorderster Front. Als Topklub in der Liga brauche man zwei, drei Akteure, die in einer Saison zehn oder mehr Tore beisteuern. Wegen der Verletzung von Stürmer Matej Jelić (Muskelbündelriss) könnte Rapid also noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen.

Eine grünweiße Kampfansage nach Salzburg – der Dauermeister startet die Mission Titelverteidigung bei Sturm Graz – blieb vorerst aus. Zu groß scheint der Respekt. „Sie haben schon eine wahnsinnige Qualität im Kader. Sie sind eine Mannschaft, die ad hoc im Pokal zehn Spieler auswechseln konnte, ohne dass es ihnen wehgetan hätte“, erklärte Büskens. Viel Geld erhöhe freilich die Erfolgswahrscheinlichkeit, Garantie gebe es aber keine. Rapid nehme deshalb auch gern die Rolle des ersten Salzburg-Verfolgers an, versicherte der Coach. „Wir wollen aus dieser Position heraus sehr unangenehm sein.“

Fink stapelt tief

Am Sonntag (16.30, live in ORF eins) startet die Austria beim Aufsteiger St. Pölten in die Meisterschaft. Der Einzug in die dritte Runde der Europa-League-Qualifikation über FK Kukesi gab Selbstvertrauen, Trainer Thorsten Fink geht bereits in seine zweite Saison mit den Wienern. Er sagt: „Die Mannschaft kapiert, was ich will. Wo wir uns verbessern müssen, ist die Defensivarbeit.“

Bei den Zielen für die neue Bundesligasaison bleibt Fink vorsichtig. „Im Moment sind wir krasser Außenseiter, Salzburg und Rapid sind immer noch vor uns“, meinte der Deutsche. Aber: „Wir wollen uns oben etablieren, wollen auch Rapid schlagen. Auch wenn es im Moment scheint, als hätten sie die bessere Ausgangssituation.“

Die Kaderplanung ist in Favoriten bereits abgeschlossen, Kevin Friesenbichler wurde noch von Benfica Lissabon zurückgeholt. Der 22-Jährige stürmte schon in der vergangenen Saison für die Austria, mit Benfica wurde erneut eine Leihvariante für ein Jahr ausgehandelt. „Er hat sich super entwickelt und passt zur Mannschaft“, meinte Fink, der mit seinen jungen Spielern vor allem langfristig arbeiten will. Verlange man zu schnell zu viel, stehe am Ende oft die Enttäuschung, verwies der Coach auf den EM-Auftritt der Österreicher. Mit „Teamwork, Herz, Leidenschaft und Wille“ seien hingegen Überraschungen möglich. Am Sonntag müsse aber erst einmal der Aufsteiger besiegt werden. „Das ist besonders schwer“, glaubt Fink. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2016)

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