Thorsten Fink: "Ich bin auch kein Zauberer"

Austria-Trainer Thorsten Fink.
Austria-Trainer Thorsten Fink.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Austria-Trainer Thorsten Fink stellt der heimischen Bundesliga ein gutes Attest aus, die Rückkehr nach Deutschland aber bleibt eine ungestillte Sehnsucht. Die violette Heimstätte Happel-Stadion werde "nicht die Punkte einfahren"

Viel zu verlieren hatte Thorsten Fink nicht, als er im Sommer 2015 zum neuen Trainer der Wiener Austria bestellt wurde. Die Violetten hatten eine abermals enttäuschende Saison absolviert, mit Rang sieben gar den Tiefpunkt erreicht. Der Ruf nach Veränderung wurde unüberhörbar laut, nach wochenlanger Suche und einer Absage von Felix Magath stand Fink in Wien ante portas. Der Deutsche führte Violett fortan in ruhigere Gewässer und in der abgelaufenen Saison letztlich souverän zu Platz drei in der Bundesliga. In der vergangenen Spielzeit konnte sich Fink ein Bild von Österreichs oftmals kritisierter höchster Spielklasse machen. Sein Fazit: „Österreich ist nicht Deutschland, England oder Spanien, aber es sind schon gute Sachen dabei.“ Praktisch alle Mannschaften würden den Plan verfolgen, Akzente in der Offensive setzen zu wollen. Diesbezüglich sei also ein erfreulicher Trend zu verfolgen. „Der Fußball hier ist gut.“

Fink ist einer von aktuell fünf ausländischen Bundesliga-Trainern, vier davon kommen aus Deutschland. Dass dieser Umstand manch österreichischen Kollegen wie Dietmar Kühbauer oder Toni Polster regelmäßig sauer aufstößt, kann der 48-Jährige nicht nachvollziehen. „Heutzutage so zu denken, wo doch alles internationalisiert wird, ist merkwürdig. Es geht doch nicht darum, wer welche Nationalität besitzt. Entweder man legt ein gutes Konzept vor und verfolgt eine klare Philosophie oder eben nicht. Das ist der Markt.“ Fußballer hegen Träume von Engagements in den großen Ligen Europas. Sie wollen dorthin, wo der beste Fußball gespielt wird, das meiste Geld vorhanden ist. Trainer stellen dabei freilich keine Ausnahme dar, sie ticken nicht anders. „Natürlich möchte ich irgendwann wieder in die deutsche Bundesliga zurück“, betont Fink, der bis 2013 zwei Jahre den Hamburger SV betreut hatte. Österreich und die Austria könnten auf dem Weg in die Heimat helfen, Peter Stöger war nach seinem violetten Meisterstück vor drei Jahren letztlich in Köln gelandet.

Nachteil Happel-Stadion. Fink beobachtet mit Wohlwollen die Entwicklung seiner jungen Mannschaft, die jüngste 1:4-Niederlage im Derby gegen Rapid war der erste wirkliche Rückschlag in dieser Saison. Ob man denn Salzburg und Rapid über 36 Runden fordern oder gar überflügeln könne? Fink relativiert. „Diese beiden Klubs sind uns weiterhin etwas voraus, auch wenn einige Fans das vielleicht etwas anders sehen. Ich bin auch kein Zauberer.“ Dennoch, wer wie Fink als Aktiver mit Bayern München die Champions League und vier Mal die deutsche Meisterschaft gewinnen konnte, der strebt gewiss stets nach dem Höchsten. „Dass ich nicht immer Zweiter oder Dritter werden will, ist doch klar“, sagt Fink, der im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“ keinen Hehl über Bedeutung und Attraktivität des Europacups macht. „Wenn wir es in die Champions-League-Qualifikation schaffen, muss ich nicht weg von hier . . .“

Gewiss kein Vorteil gegenüber der Konkurrenz sei die Tatsache, dass die Wiener ihre Heimspiele aufgrund des Um- und Ausbaus der Generali Arena („wird ein kleines Schmuckstück“) in den nächsten zwei Jahren im Happel-Oval austragen müssen. „Das Happel-Stadion“, weiß Fink, „wird uns nicht die Punkte einfahren.“ In die Stadioninfrastruktur zu investieren sei allerdings der einzig richtige Ansatz.

Fink erinnert sich an ein Champions-League-Spiel mit den Bayern gegen Rosenborg Trondheim im alten Olympiastadion. „Damals kamen 13.000 Fans, heute sind es in der Allianz Arena nie weniger als 60.000.“ Apropos Rosenborg: Die Norweger gastieren am Donnerstagabend im Play-off der Europa League in Wien. Es wäre schön, würden 13.000 Zuschauer kommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2016)

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