Verheißungsvolle Momentaufnahme

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Sturm Graz scheint nach Jahren der Enttäuschungen wieder auf dem richtigen Weg, womöglich ist der derzeitige Tabellenführer in dieser Saison sogar ein seriöser Titelkandidat.

Graz/Wien. Sturm Graz geht als Tabellenführer in die zweiwöchige Länderspielpause. Die Elf von Franco Foda distanzierte Verfolger Altach im umkämpften Spitzenspiel der sechsten Runde um drei Punkte und siegte 3:1. Die Grazer gewannen alle drei Saisonheimspiele mit demselben Ergebnis, der Erfolg gegen die Vorarlberger war der fünfte in sechs Runden. Diesmal waren die drei Punkte allerdings auch ein wenig glücklich. Mit dem finalen Tor von Stefan Hierländer zum 3:1 in der 82. Minute war das Spiel entschieden. Zuvor waren die Steirer gegen die in der zweiten Hälfte tonangebenden Altacher stark in Bedrängnis geraten. „Wir waren nicht mehr passsicher, wollten keinen Ball mehr haben“, sagte Foda über die zweite Hälfte.

Denn nach 40 starken Minuten, in denen die Sturm-Elf den Gästen ihr Spiel aufdrückte, fiel sie in alte Muster zurück. Passiv ließen die Blackys Altach gewähren und hatten Glück, dass sie bei vier exzellenten Kopfballmöglichkeiten nicht bestraft wurden. Unmittelbar nach Wiederbeginn servierte Fabian Koch den Altachern mit einem Fehlpass eine Topchance. „Das hat uns total aus dem Tritt gebracht. Altach war vor allem die ersten 30 Minuten in der zweiten Hälfte die klar bessere Mannschaft“, ärgerte sich Foda. „Die berühmte Viertelstunde nach der Pause war zum Vergessen“, meinte auch Sturm-Verteidiger Lukas Spendlhofer. Und Foda, der seiner Truppe bis Dienstag freigab, gestand: „Wir hatten heute in der einen oder anderen Situation auch Glück. Das Spielglück ist in letzter Zeit doch auf unserer Seite.“

Zwei Gesichter

Altach, das die zweite Niederlage hintereinander hinnehmen musste und dabei insgesamt sechs Treffer kassierte, haderte mit dem Spielverlauf. Aus dem Traumstart, als Nikola Dovedan nach zwei Minuten traf, konnten die Vorarlberger kein Kapital schlagen. „Wir haben uns die Schneid abkaufen lassen. Wir waren nach der Führung nicht selbstsicher genug, müssen nach dem 1:0 abgeklärter spielen“, meinte Andreas Lienhart. Die Vorarlberger präsentierten sich in der zweiten Hälfte wie ausgewechselt. „Wir haben gezeigt, wie man gegen Sturm spielen muss“, sagte Altach-Coach Damir Canadi. „Sie haben dann nichts mehr kreieren können, sind zu keiner Chance gekommen. Es ärgert mich extrem, weil viel mehr drin war.“

Hinter ihm feierten die euphorisierten Sturm-Anhänger die Sieger noch immer, die jüngst fertig ausgebaute Fankurve war auch 20 Minuten nach dem Abpfiff noch sehr voll. In weiter Ferne scheinen die Zeiten, als sich Mannschaft und Fans noch nach den Frühjahrsspielen nicht viel zu sagen hatten. Sturm-Torhüter Christian Gratzei versprach angesichts der Tabellenführung: „Wir werden täglich im Training dafür arbeiten, dass es so bleibt.“ Und Torschütze Hierländer betonte: „Wir müssen demütig sein und weiterarbeiten. Dann kann das ein guter Weg bis zum Ende der Saison sein.“ Im nächsten Spiel kreuzt Vizemeister Rapid den Weg der Steirer.

Proseniks perfektes Spiel

Beim 5:0-Kantersieg des WAC gegen Admira drängte vor allem Dreifachtorschütze Philipp Prosenik in den Mittelpunkt. Der Stürmer hatte bereits vergangene Woche den späten Ausgleich gegen Rapid erzielt, diesmal spielte er von Beginn an groß auf. „Es ist einfach alles aufgegangen. Ich hab drei Torschüsse gehabt, und alle waren drin“, erklärte Prosenik.

Der 23-Jährige, von Rapid ausgeliehen, darf sich nun berechtigte Hoffnungen machen, seinem bisherigen Schicksal als Joker künftig zu entgehen. „Ich habe einen guten Grund genannt, in Zukunft wieder zu spielen“, richtete er seinen Wunsch an Trainer Heimo Pfeifenberger. Dieser gab sich nach Schlusspfiff betont nüchtern. „Die Leistung war okay. Ich bin nicht der Typ, der nach dem Spiel in ein Extrem verfällt, weder in die eine noch in die andere Richtung.“

Joachim Standfest, der Proseniks ersten beide Tore aufgelegt hatte, erklärte sich den Erfolgslauf des Wieners so: „Ihm tut der Wechsel zu uns gut. Bei Rapid ist er nicht so zum Zug gekommen. Dass er irrsinniges Potenzial hat, weiß man schon seit Jahren.“ (ag./red.)

BUNDESLIGA 6. RUNDE

1.Sturm650114515
2.Altach44029812
3.Rapid531114310
4.Salzburg53119510
5.Austria530210109
6.WAC6222968
7.Admira62044136
8.Mattersburg61146114
9.St. Pölten61146124
10.Ried5104193

Ergebnisse: Sturm – Altach 3:1, WAC – Admira 5:0, Mattersburg – St. Pölten 1:1.
7. Runde:
Samstag, 10. September: Sturm – Rapid (16), Altach – Mattersburg, Austria – WAC, St. Pölten – Ried (je 18.30h). Sonntag, 11. September: Admira – Salzburg (16.30h, live in ORF eins).

AUF EINEN BLICK

Sturm Graz erlebte seine erfolgreichste Zeit kurz vor und um die Jahrtausendwende. 1998 und 1999 feierten die Blackys ihre beiden ersten Meistertitel, man sorgte auch international für Furore. 2001 überstanden die Grazer die erste Gruppenphase der Champions League. Es folgten eine sportliche Talfahrt, Konkursantrag und Zwangsausgleich. 2010 gewann Sturm den Cup – der erste Titel seit elf Jahren. 2011 wurden die Grazer zum dritten Mal Meister.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2016)

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