ÖFB-Team: Baumgartlinger, der einzig logische Anführer

SOCCER - FIFA World Cup 2018 quali, GEO vs AUT
SOCCER - FIFA World Cup 2018 quali, GEO vs AUT(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Ort)
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Fuchs-Nachfolge ist geklärt, Koller bestimmte Baumgartlinger, 28, zum Kapitän.

Wien. Dienstagmittag hatte der Österreichische Fußballbund das Geheimnis, das eigentlich gar keines war, gelüftet. Julian Baumgartlinger wurde beim Medientermin im Presseraum des Ernst-Happel-Stadions offiziell als neuer Kapitän präsentiert, seit Christian Fuchs Rücktritt aus der Nationalmannschaft kurz nach der EM galt es, dieses Amt neu zu besetzen. Teamchef Marcel Koller dürfte die Entscheidung nicht sonderlich schwer gefallen sein, er wählte aus „zwei, drei Optionen“.

Baumgartlinger war die erste und auch logische Wahl des Schweizers, der 28-Jährige genießt bei Teamchef, Mitspielern und Fans gleichermaßen ein hohes Standing. „Julian hat sehr viel Persönlichkeit“, erklärte Koller, „er weiß, wie ich ticke. Wir kennen uns gut.“ Tatsächlich dürfte der Salzburger das perfekte Bindeglied zwischen Trainer, Mannschaft und Verbandsspitze sein. Baumgartlinger besticht durch Sachlichkeit und Eloquenz, das zeigte sich nicht erst bei seinem Premierenauftritt als Kapitän. Ist Kritik angebracht, dann äußert er sie. Er versteht es, Probleme klar anzusprechen und ist einer der wenigen ÖFB-Spieler, die nach der Euro nicht mit Selbstkritik gespart haben.

Als Träger der Kapitänsbinde soll Baumgartlinger künftig „noch mehr Verantwortung“ übernehmen, wie Koller es formulierte. Eine zentrale Aufgabe spielt dabei die Kommunikation. „Er soll auch mit dem Mundwerk die Initiative ergreifen.“ Für den Leverkusener ist diese Rolle keine gänzlich neue, schon in Mainz ist ihm diese Ehre zuteil geworden. Die Erkenntnis: „Dieser Job beinhaltet viel Außendarstellung und Medienarbeit.“ Darauf legte Baumgartlinger in der Vergangenheit aber ohnehin bereits gezielt Wert. Er ist niemand, der Skandale liefert, keiner, der mit skurrilen Fotos auf sozialen Kanälen polarisiert. Baumgartlinger betreibt keine eigene Facebook-Fanseite, auch eine Homepage sucht man vergeblich.

Daran wird sich auch künftig nichts ändern. „Ich bin nicht der Typ, der sein Privatleben öffentlich preisgibt. Damit bin ich bislang gut gefahren“, sagt der Ex-Austrianer und hebt sich damit deutlich von vielen seiner Kollegen ab.

Kein zweiter Herzog

Doch wie wichtig ist eigentlich die Rolle des Kapitäns im heutigen Fußball? Ist sie überhaupt noch zeitgemäß oder vielleicht längst überholt und gar überbewertet? Der letzte ÖFB-Kapitän der alten Schule war Andreas Herzog. Für Baumgartlinger steht fest: „Es ist nicht mehr so wie früher, dass es in einer Mannschaft einen Leithammel oder eine steile Hierarchie gibt. Die Aufgaben werden nicht auf eine, sondern auf mehrere Schultern verteilt.“ Der Mittelfeldspieler möchte sich gezielt einbringen, das Team „antreiben, auch im Training“.

Baumgartlinger und seine Mannschaftskameraden sind bereits dieser Tage voll gefordert. Am Montag (18 Uhr, live in ORF eins) startet Österreich in Tiflis gegen Georgien in die WM-Qualifikation für Russland 2018. Dann dürfen die enttäuschenden Vorstellungen in Frankreich und die geplatzten EM-Träume keine Rolle mehr spielen. „Wir starten ein neues Kapitel“, sagte Baumgartlinger über die anstehende Qualifikation, die dem ÖFB-Team auch noch Duelle mit Wales, Irland, Serbien und Moldau beschert.

Marcel Koller hat am Montag durchwegs fitte Spieler in Wien begrüßen dürfen. Auch der Schweizer sehnt einen Neuanfang herbei, vier Debütanten (Schaub, Gregoritsch, Stangl, Lukse) bekräftigen diesen Eindruck. „Es ist wichtig, dass wir wieder in die Gänge kommen und loslegen“, betonte der 55-Jährige, der seinen Vertrag noch vor der Euro bis zum Ende der WM-Qualifikation verlängert hatte. Im Herbst steht neben drei weiteren Qualifikationsspielen auch noch ein Test gegen EM-Teilnehmer Slowakei in Wien (15. November) an, im Frühjahr (28. März, Spielort noch unbekannt) empfängt man Finnland.

DER NEUE KAPITÄN

Julian Baumgartlinger (28) wurde am Dienstag von Teamchef Marcel Koller als Kapitän und Nachfolger von Christian Fuchs bestimmt. Baumgartlinger gab im September 2009 gegen Rumänien sein Debüt im ÖFB-Team und absolvierte bislang 48 Spiele (ein Tor). Seit Sommer ist er bei Bayer Leverkusen engagiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2016)

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