Marc Janko ist und bleibt Kollers Liebkind – aber wem gehört die Zukunft?
Wien. Marcel Koller steht für Beständigkeit, wenn es um Kaderfragen geht. Personelle Adaptionen bedürfen in der Regel schon einem besonderen Anlass, diesmal gab es einen. Weil Martin Harnik wegen Wadenproblemen passen musste, war der Teamchef zum Handeln gezwungen. Seine Wahl fiel auf Deni Alar, mit zehn Toren Führender in der Torschützenliste der heimischen Bundesliga. Donnerstagabend wird Koller dennoch seinen Paradestürmer Marc Janko in die Schlacht werfen, alles andere wäre eine Sensation.
Koller ist kein Freund von Experimenten. Nachdem er Alar, 26, ursprünglich nur auf Abruf nominiert hatte, erklärte sich der Schweizer. Alar kenne das Team und die Spielidee der Nationalmannschaft nicht und in drei Tagen bliebe ohnehin zu wenig Zeit, um alles im Detail zu erläutern. Nun steht Alar aber doch im Team, versucht sich in den wenigen Trainings vor dem Duell mit Wales „aufzudrängen“, wobei er seine interne Position gewiss kennt. „Marc Janko hat in den vergangenen Jahren immer super gespielt . . .“
Die Frage nach Alternativen im Sturm ist die wohl wichtigste, denn hinter Janko klafft ein Loch. Dass er aber nach einer möglichen WM-Qualifikation in Russland 2018 als 35-Jähriger aus der Nationalmannschaft zurücktreten wird, gilt als sehr wahrscheinlich. Rubin Okotie war unter Koller stets die erste Option, der Wechsel in die zweite chinesische Spielklasse dürfte den 29-Jährigen längerfristig aber nicht für höhere Aufgaben qualifizieren. Wer ist also der Mann hinter Janko, der Stürmer der Zukunft im österreichischen Nationalteam? Eine Frage, die auch Ralph Hasenhüttl beschäftigt. Auf „Servus TV“ übte er Kritik an Kollers Ideen. „Es kann nicht sein, dass ich mein Wohl oder Wehe an einem Mann wie Marc Janko aufhängen muss. Ich sehe in Österreich so viele tolle Stürmer, die Tore schießen können.“
Namen nannte Hasenhüttl, der mit Leipzig momentan die deutsche Bundesliga aufmischt, keine. Gedacht hat er vermutlich an Michael Gregoritsch (22) – und eben an Deni Alar. (cg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2016)