Kollers Umgang mit Österreichs Besserwissern

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Das ÖFB-Team hat heute gegen EM-Halbfinalisten Wales eine beachtliche Heimserie zu verteidigen. Teamchef Marcel Koller setzt trotz Kritik von prominenter Seite weiterhin auf Kontinuität. „Ich bin meinen Weg gegangen.“

Seit ziemlich genau fünf Jahren werkt Marcel Koller nun als österreichischer Teamchef. Sportliches Highlight bisher war die erfolgreiche Qualifikation zur EM in Frankreich, vor einem Jahr wurde sie fixiert, damals trat der Schweizer mit Baskenmütze und Baguette vor die Medien. Nun, am Vortag des Schlagers in der WM-Qualifikation gegen Wales (20.45 Uhr, Happel-Stadion, live ORF eins) erschien er mit einer gewissen Aufgebrachtheit zur Pressekonferenz.

Es galt, Kritiker zurechtzustutzen. Der prominenteste war Leipzig-Erfolgscoach Ralph Hasenhüttl. Der Steirer hatte im ÖFB-Team das Fehlen eines Plan B ausgemacht, zu sehr sei der Angriff auf den zuletzt angeschlagenen Marc Janko ausgerichtet. Koller sagt nun: „Ein bisschen Demut tut allen gut. Es ist schwierig zu beurteilen, dass es keinen Plan B gab, wenn man nicht dabei war.“ Dass Hasenhüttl, der sich während der EM bei Aufsteiger Leipzig mit den Gegebenheiten vertraut machte, die guten Stürmer in Österreich erwähnte, ohne jedoch eine konkrete Janko-Alternative beim Namen zu nennen, gefiel Koller noch weniger. „Soriano, Kayode, Joelinton, Oberlin – wenn man weiß, dass das keine Österreicher sind, wird es schon schwierig.“

Alaba gegen Bale? Nein!

Ebenfalls kein Lieblingsthema von Koller ist die Position von David Alaba. Mit dem Waliser Gareth Bale wird immerhin einer der weltbesten Außenstürmer auf Österreichs Abwehrreihen losgelassen. Mit einem Linksverteidiger Alaba, also auf seiner gewohnten Bayern-Position, würde sich Bale zumindest ein weiterer Weltklassemann entgegenstellen. „David ist auf seiner angestammten Position im Nationalteam vorgesehen“, winkte der Schweizer entschieden ab und meinte damit das zentrale Mittelfeld. Seine Erklärung: „Weil er das sehr gut macht.“

Den Weltranglistenzehnten Wales sieht Koller ohnehin nicht als Einmannteam. „Sie haben das ganze Repertoire, das notwendig ist.“ Und Bale müsse man im Verbund entgegentreten, Koller werde keinen Spieler abstellen, „der ihm 90 Minuten hinterherrennt“. Dabei sind alle 23 einberufenen Teamspieler fit und könnten die nötigen Kilometer abspulen. Auch der zuletzt angeschlagene Marko Arnautović hat voll trainiert und wird spielen. „Wir können aus dem Vollen schöpfen“, sagte Koller. Einzig Martin Harnik verpasst die Länderspielwoche, wer ihn auf der rechten Offensivseite ersetzen wird, blieb offen. „Wir wollen sie morgen überraschen.“ Mit den Kandidaten Marcel Sabitzer und Alessandro Schöpf würde jedenfalls Kollers Grundidee gewahrt bleiben. „Alles umzustellen, ist jetzt nicht unser Plan. Wir haben eine Grundidee. Auch morgen werden wir davon nicht grundsätzlich weggehen“, erklärte der Teamchef.

Diese Koller'sche Grundidee hat immerhin folgende Serie ermöglicht, man könnte sie durchaus als beeindruckend bezeichnen: Österreich hat die vergangenen zehn Qualifikationspartien allesamt gewonnen, die jüngste Niederlage in einem Qualifikationsspiel kassierte das ÖFB-Team am 11. Oktober 2013 beim 1:2 in Schweden. Darüber hinaus ist Kollers Truppe vor Heimpublikum seit neun Bewerbspartien ungeschlagen, die bisher letzte Pflichtspielniederlage auf heimischen Boden datiert vom 11. September 2012, Deutschland hatte sich im Prater zum Auftakt der Qualifikation für die WM 2014 mit 2:1 durchgesetzt. Danach folgten in Wien acht Erfolge und ein Remis.

Mit den jüngsten Enttäuschungen, erst in den Testspielen, dann bei der EM, ist naturgemäß Kritik aufgekommen. Auch von Leuten, „die nicht im engeren Kreis sind, die es aber besser wissen“, wie Koller meinte. Das gehöre dazu. „Mitte Oktober bin ich fünf Jahre in Österreich. Am Anfang gab es Kritik, ich bin meinen Weg gegangen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2016)

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