Die Koller-Elf verliert eine turbulente Partie in Belgrad 2:3. Mit der Niederlage rutscht Österreich in der Gruppe D auf Platz vier ab.
Nach dem 2:2-Remis gegen den vermeintlichen Gruppenfavoriten Wales in Wien stand Österreichs Nationalmannschaft in der WM–Qualifikation Sonntagabend vor der nächsten Bewährungsprobe. Dem Duell mit Serbien wurde im Vorfeld besondere Bedeutung beigemessen, es sollte schon etwas richtungsweisenden Charakter auf dem Weg zur Endrunde nach Russland haben.
Teamchef Marcel Koller nahm im Vergleich zur Wales-Partie nur eine Änderung an der Startformation vor, sie war erzwungen. Robert Almers Wadenverletzung dürfte schwerwiegender als zunächst angenommen sein, der 32-Jährige wurde durch Ramazan Özcan ersetzt. Österreich fand eigentlich gut in dieses Spiel, die ersten Pässe fanden meist einen Abnehmer.
Souveränität und Ruhe waren allerdings schlagartig verflogen, als der von der rotweißroten Innenverteidigung sträflich vernachlässigte Mittelstürmer Aleksandar Mitrovic in der sechsten Minute das 1:0 erzielte. Dass auch Serbiens Abwehr nicht zu den besten Europas zählt, offenbarte sich in mehreren Szenen, so etwa auch in der 15. Minute. Innenverteidiger Stefan Mitrovic servierte den Ball bei einem Klärungsversuch dem lauernden Sabitzer, der Leipzig-Stürmer hatte aus kurzer Distanz keinerlei Mühe – 1:1. Es entwickelte sich ein rassiger Schlagabtausch bei hohem Tempo, beide Teams suchten ihr Heil in der Offensive.
Schwerwiegende Fehler
Marko Arnautovic, gegen Wales Doppel-Torschütze, war abermals der gefährlichste Akteur auf Seiten der Gäste. Seine technischen Fertigkeiten befähigen ihn zu Außergewöhnlichem, zwei spektakuläre Solo-Läufe (9., 41.) durch die überforderte serbische Defensive zeugten davon, einzig es fehlte an der Präzision im Abschluss.
Auch Serbien hat seinen Marko Arnautovic, er heißt Dusan Tadic: Schnell, trickreich, hart im Geben und Nehmen, ein echter Führungsspieler. Die österreichische Abwehr hatte mit ihm über 90 Minuten mit große Mühe. Auch, weil Tadic mitunter viel zu viel Platz hatte, so auch beim zweiten Treffer der Serben in der 23. Minute. Nach einem Ballverlust von Baumgartlinger im zentralen Mittelfeld folgte das schnelle Umschalten der Gastgeber, eine Flanke von Tadic und der Kopfballtreffer von Mitrovic.
Österreich machte bis zu diesem Zeitpunkt im Grunde ein gutes Spiel, doch defensive Nachlässigkeiten sind mittlerweile eine höchst unangenehme Begleiterscheinung im Spiel der Österreicher geworden. Ein übler Dragovic-Patzer unmittelbar vor dem Pausenpfiff blieb glücklicherweise ohne Folgen.
Immer wieder Tadic
Weil Serbien freilich keineswegs ein übermächtiger Gegner ist, kam das ÖFB-Team auch weiterhin zu seinen Möglichkeiten. In der 62. Minute traf Janko glücklich zum erneuten Ausgleich, der 15. Ballkontakt des Stürmers war zugleich sein 28. Länderspieltreffer. Es war ein höchst unterhaltsames weil kurzweiliges Spiel in Belgrad, das doch noch einen Sieger sehen sollte.
Und natürlich war es Dusan Tadic, der zum Matchwinner avancierte. Das 3:2 (74.) des England-Legionärs versetzte die 20.000 Zuschauer in Ekstase, Tadic war bislang an allen acht serbischen Treffer in der laufenden Qualifikation als Torschütze oder Vorlagengeber beteiligt.
Österreichs Versuche, die drohende Niederlage doch noch abzuwenden, scheiterten in der Person von Arnautovic (81.) und Schöpf (94.). Die erste Niederlage in einem Qualifikationsspiel seit Schweden 2013 (1:2) war Gewissheit. Österreich steht damit nach drei von zehn Spieltagen bereits unter Druck, im Heimspiel gegen Irland (12. November) muss unbedingt gewonnen werden.
Ergebnisse, WM-Qualifikation:
Wales - Georgien 1:1
Moldau - Irland 1:3
("Die Presse", Print-Augabe 10.10.2016)