Die Violetten verlängerten vorzeitig den Vertrag mit Trainer Thorsten Fink bis 2019, dabei fehlen dem Deutschen noch Titel – und wichtige Derbysiege.
Thorsten Fink und die Wiener Austria wollen gemeinsam in die neue Klub-Ära starten. Seit Dienstag steht fest, dass der Vertrag mit dem deutschen Trainer vorzeitig um zwei Jahre bis 2019 verlängert wird. Mit dem seit Sommer des Vorjahres bei den Violetten arbeitenden Fink wollen die Violetten Kontinuität auf der Trainerbank beweisen. „Wir sind mit Fink aus einem sportlichen Tal herausgekommen und befinden uns jetzt auf dem richtigen Weg“, erklärte AG-Vorstand Markus Kraetschmer diese Personalentscheidung.
Finks Vertrag wäre bei den Favoritnern ursprünglich bis Ende der laufenden Saison (samt Option) datiert gewesen. Der 48-Jährige selbst bezeichnete die Aussichten beim Klub als entscheidend für seinen Schritt. Neues Stadion, eventuell neue Spieler, freilich auch Titel sollten folgen, ob Cup oder Liga.
„Ich will hier mit der Austria etwas aufbauen und meine Ideen einbringen. Ich habe mit meinem Agenten besprochen, dass ich unbedingt hierbleiben will“, erklärt Fink seine Liebe zum Verteilerkreis. Um seine Zukunft bei der Austria herrschte in seinem ersten Jahr mitunter mehrmals Rätselraten. So stand im vergangenen Winter ein Wechsel in die deutsche Bundesliga im Raum. Kolportiert wurde der FC Augsburg. Fink jedoch blieb in Favoriten.
Loyalität in Favoriten. Für den ehemaligen Basel- und HSV-Coach sprachen vor seiner Unterschrift einige Aspekte für den langfristigen Verbleib in Österreich. So war für Fink das Umfeld im Verein – „Hier sind sehr loyale Leute, das ist mir wichtig“ – ebenso bedeutsam wie die Aussicht, ab Juli 2018 in der großteils neu errichteten Generali Arena spielen zu können. „Ich will bei der Eröffnung dabei sein. Ich finde das ganze Projekt spannend und freue mich schon sehr auf das neue Stadion!“ Auch seine Familie sei der Vertragsverlängerung positiv gegenüber gestanden. Verlängert hat die Austria gleich mit dem gesamten Betreuerstab. Co-Trainer Sebastian Hahn, Athletiktrainer Nikola Vidović, Spielanalyst Kai-Norman Schulz und Technik-/Taktiktrainer Nestor El Maestro sind nun ebenso bis 2019 an den Verein gebunden. „Ich denke, es ist für alle Beteiligten eine Win-win-Situation“, erklärte Kraetschmer.
Sportlich lief es für die Austria im ersten Jahr unter Fink positiv. Zwar war man im Kampf um den Meistertitel am Ende nicht mehr dabei, es gelang nach zwei Jahren Pause aber wieder der Sprung in den Europacup. Dort schaffte man diese Saison den Einzug in die Gruppenphase der Europa League. In der Liga steht derzeit jedoch nur Rang fünf zu Buche.
Hohe Ziele will sich die Vereinsspitze jedenfalls weiter setzen. In den nächsten zweieinhalb Jahren will Fink mit der Austria dann ganz vorne mitmischen. „Wir wollen Meister werden – haben aber nicht den ganz großen Druck, weil wir nicht müssen“, legte sich der gebürtige Dortmunder fest. Nicht müssen, das hört man in Favoriten allerdings dann schon wieder nicht ganz so gern. Als Austrianer hat man es nie leicht, Balsam auf viele Wunden sind da nur Titel oder Derbysiege. Ersteres ist noch ein weiter Weg, der vorerst heute, 16.30 Uhr (ORF1) in Mattersburg Station macht. Das Duell gegen Rapid folgt am Sonntag darauf. Und da hat Fink aber tüchtig Aufholbedarf, die vergangenen drei Vergleiche (0:3, 0:1, 1:4) mit Grün-Weiß hat Austria durchwegs verloren.
AUSTRIA
24 Meisterfeiern
bestritten die Violetten, sie gewannen 27 Mal den Cup. 1978 standen sie zuletzt in einem Europacupendspiel.
Trainer
Thorsten Fink, 48, ist seit 2015 Trainer in Wien. Er ist der sechste Deutsche, der in Favoriten diese Tätigkeit ausübt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2016)