„Es wird für alle schwer, an uns vorbeizukommen“

FUSSBALL: SCR-ALTACH TRAINER ZELLHOFER
FUSSBALL: SCR-ALTACH TRAINER ZELLHOFER(c) APA (Dietmar Stiplovsek)
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Georg Zellhofer zieht als Sportdirektor in Altach die Fäden. Der Abgang von Damir Canadi sei bewältigt, im Ländle feiert man den „Luxus der Tabellenführung“ – und träumt. Ob Werner Grabherr Trainer bleibt, verrät er nicht.

Die Presse: Altach ist Tabellenführer der Bundesliga, erlebt einen für unmöglich gehaltenen Höhenflug. Wie geht das?

Georg Zellhofer: Ich kann die anderen nicht beurteilen, das will ich auch nicht. Aber bei uns sehe ich Qualität in der Mannschaft. Rapid, Austria, Salzburg – die haben alle auch viel mehr Geld. Aber was für Potenzial haben wir? Die realistische Einschätzung zeigt, dass wir eine gute Mannschaft haben, mit der richtigen Balance zwischen jung, alt, routiniert und neu. Aber, das stimmt auch, wir müssen uns Woche für Woche neu finden. Die Doppelbelastung kommt uns auch entgegen. Dazu die vielen Länderspiele – wir profitieren davon.

Altach hat aber auch den Vorteil, dass nicht jeder Fehlschuss wie bei Rapid bereits als Krise gilt.
Das ist normal. Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, was bei Rapid und Austria los sein kann. Was aber rundherum entsteht, hat hier eine besondere Dynamik. Wenn wir ein Spiel verlieren, wird es nie so laut rumoren. Aber bei uns will auch keiner verlieren.

Was bedeutet Ihnen, ganz persönlich, die Tabellenführung?
. . . ach, Realität und Zahlen. Wenn wir die Gunst der Stunde nützen, soll man nichts hinterfragen, sondern einfach alles nur genießen. Eines darf man aber nie vergessen, jetzt fällt es leicht, darüber zu sprechen: Im Vorjahr hatten wir 18 Partien verloren, steckten im Abstiegskampf bis knapp vor Ende der Meisterschaft. Da lernt man die andere Seite des Fußballs kennen.

Sie sprechen über Misserfolg?
Es ist für einen Klub aus einer 6000er-Stadt kein Misserfolg, wenn er Achter in der Bundesliga wird. Es gibt ja Landeshauptstädte in Österreich, die nicht einmal in dieser Liga mitspielen. Unser Erfolg ist kein Zufall! Fußball wird angenommen, es haben aber immer noch nicht alle in Vorarlberg wahrgenommen, was in Altach abgeht.

Wie schmerzhaft war der Abschied von Damir Canadi?
Es ist passiert. Wir mussten es kompensieren, der Trainerabgang hat geschmerzt. Es gab aber eine Trotzreaktion, wir sind noch mehr zusammengerückt. Viele dachten ja, es bricht alles zusammen bei uns ohne Canadi. Es gibt aber immer eine Vorsorge, damit das Kartenhaus nicht zusammenbricht. Ich weiß aber nicht, was jetzt los wäre, hätten wir zweimal verloren.

Ist das ein Verdienst von Werner Grabherr, wird er Cheftrainer?
Das ist ganz klar besprochen. Es gibt ein Übergangsmonat, dann sehen wir weiter. Die Trainer arbeiten gut, ich weiß aber, was in den vergangenen vier Jahren hier aufgebaut worden ist. Und da gibt es nichts zu diskutieren: Wir haben mit Martin Hämmerle einen Top-Konditionstrainer. Ich weiß, wovon ich spreche, Tormanntrainer, Co-Trainer und Werner Grabherr, es passt. Die Mannschaft zieht mit. Wir haben Salzburg auswärts, danach Heimspiele gegen WAC – und Rapid. Dann schauen wir weiter.

Stapeln sich die Angebote möglicher Trainerkandidaten?
Als Tabellenführer bist du eine ganz andere Adresse. Ja, es sind ein paar Anfragen da.

Wäre der Herbstmeistertitel für Sie ein schöner Schmuck?
Wieso denn nicht? Wir sind Tabellenführer, und ich hatte den Luxus, am Mittwoch die Füße hochzulegen, als die anderen gespielt haben. Der Meistertitel ist aber bei uns nie ein Thema gewesen. Wenn wir jedoch diese zwei Heimspiele gewinnen, wird es für alle schwerer, an uns vorbeizukommen.

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