Sturm Graz: Magie einer Momentaufnahme

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Sturm Graz feiert den Herbstmeistertitel, Fußballfans in Schwarz-Weiß schwelgen in Erinnerungen an das „magische Dreieck“ und das Hoch 1998. Für Franco Foda zählen nur Fakten.

Graz/Wien. Das neue Schwarzenegger-Stadion glänzte, die Ära von Klubpräsident Hannes Kartnig rollte unaufhaltsam ihrem Höhepunkt zu und die Trainerlegende Ivica Osim verlangte still kurze Pässe und Tore. Die Bundesligasaison 1997/1998 wurde vom „magischen Dreieck“, also Ivica Vastić, Mario Haas und Hannes Reinmayr, geprägt. Dazu wurden Namen wie Milanič, Neukirchner, Prilasnig, Mählich oder Foda bei den Blackys populär. Graz wurde Österreichs Fußballhochburg, mit 50 Punkten und 50 Toren erstmals Herbstmeister. Es folgte der erste Meistertitel, die erste von drei Saisonen in der Champions League.

Es herrschte nicht nur in Graz, sondern landesweit wieder Fußballeuphorie, es mutete wie die Hochzeiten von Austria Salzburg an. Mancherorts hingen sogar Vastić-Poster an der Wand, die Sturm-Spieler waren Stars. In der Gegenwart gerät man angesichts dieser Entwicklung wieder ins Schwärmen. Jedoch überwiegt nicht nur die Erinnerung an Spiele von Real Madrid in Graz, an Mählichs Schubserei mit David Beckham oder in der Gegenwart illusorische Siege in der Königsklasse. Auch am Absturz, Neukirchners kultigem TV-Interview (2005), Kartnigs Aus, der finanziellen Misere, dem Neustart oder dem sensationellen Titelgewinn 2011 gibt es im Zusammenhang mit Sturm kein Umhinkommen.

Die Konsequenz

Graz bot in dieser Saison nicht immer guten, aber oft erfolgreichen Fußball. Trainer Franco Foda achtete auf Ordnung, System, beim 4:0 gegen WAC gab es für ihn nichts zu kritisieren. Tore von Schmerböck, Lykogiannis, Koch und Hierländer sicherten den Steirern erstmals den Herbstmeistertitel – nach 1998. Für Foda ist das die Folge harter, konsequenter Arbeit, ein Resultat des Zusammenhalts. Der 50-Jährige sagt: „Wir stehen zu Recht ganz oben, sind sehr zufrieden. Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir vorn stehen, hätte ich das sofort unterschrieben.“

Der gebürtige Mainzer, der bis auf einen Ausflug nach Kaiserslautern seine komplette Trainerkarriere bei Sturm bestritten hat und seit 2014 wieder die Fäden zieht, spricht dennoch von einer Momentaufnahme. Es gab freilich Höhen, aber auch wirklich bittere Enttäuschungen gegen Ried, Austria oder Admira. Dass man nur als Einheit auftreten und gewinnen könne, musste er den Seinen erst einimpfen. „Halbe Sachen“ kann er nicht leiden, sie führen auch zu keinerlei Ergebnis, sondern nur zu Stillstand bzw. Rückschlägen.

Er mahnte Begriffe wie Mannschaft, Geschlossenheit und Effizienz ein, doch selbst ihn holten die Erinnerungen an einst ein. Er sei 1998 noch selbst Spieler gewesen, im Rampenlicht standen zwar andere, doch er war ein Teil dieser Erfolgself. Momentaufnahmen dieser Größenordnung transportieren dann zumeist auch einen Hauch von Magie: Sie bleiben unvergesslich, selbst wenn man sich als Herbstmeister weder Medaillen noch Pokale erwarten darf. Doch da bleibt Foda konsequent: „Meine Mannschaft hat dafür viel investiert.“ Über mehr wollte er nicht nachdenken, die echte Abrechnung erfolge erst am 36. Spieltag.

Bundesliga 18. Runde

Ergebnisse: WAC – Sturm 0:4, Admira – Austria 0:2, Salzburg – Altach 4:1, Rapid – St. Pölten 1:0, Ried – Mattersburg 2:1.

Torschützen: 11 Alar (Sturm) 9 Oberlin (Altach) Samstag: Altach – WAC (16 Uhr), Mattersburg – Admira (18). Sonntag: Rapid – Ried (14), St. Pölten – Austria, Sturm – Salzburg (16.30).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2016)

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