Spielerverträge: Zapfenstreich und Zimmerservice

Auf dem Platz tritt Larry Kayode meist mit seinem Torriecher in Erscheinung, abseits sollen ihn Vertragsklauseln zügeln.
Auf dem Platz tritt Larry Kayode meist mit seinem Torriecher in Erscheinung, abseits sollen ihn Vertragsklauseln zügeln. (c) GEPA pictures
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Wenn Austria zum Europa-League-Duell nach Pilsen reist, hat Torjäger Larry Kayode einige Verhaltensregeln zu beachten. Sein Arbeitspapier enthält kuriose Klauseln.

Wien. Spätestens um Mitternacht ist Zapfenstreich im Teamhotel der Austria in Pilsen, wo am Donnerstag um den Aufstieg in die K.-o.-Phase der Europa League gekämpft wird (siehe Artikel rechts). Zumindest gilt diese Vorgabe im Zimmer von Stürmer Olarenwaju (genannt Larry) Kayode. Sollte beim 23-Jährigen nach Mitternacht nämlich noch Licht brennen, sind 100 Euro Strafe fällig. Das ist so im Anhang seines Vertrages geregelt, den der „Falter“ im Zuge der neuesten FootballLeaks-Enthüllungen nun veröffentlicht hat.

Während die Superstars Cristiano Ronaldo und Co. Briefkastenfirmen und dubiose Steuermodelle zum eigenen Vorteil genutzt haben (siehe Seite 28), beschränken sich die Enthüllungen aus der heimischen Bundesliga bisher auf Kayode und seinen Verhaltenskatalog. Weitere Auszüge: 100 Euro sind in die Teamkasse zu zahlen, falls der Nigerianer seine Schuhe nicht schon vor der Garderobe auszieht, noch einmal 100 Euro, sollte er in der Kabine sein Handy benutzen. Passt der Dresscode nicht, sind ebenfalls 100 Euro fällig, im Wiederholungsfall 200. Auch zu spät zum Training zu erscheinen, geht ins Geld: 100 Euro Strafe pro fünf Minuten Verspätung. Und bestellt sich Kayode im Trainingscamp Essen auf sein Zimmer, kostet das 50 Euro. Offen bleibt, ob auch das als Strafe zu verstehen ist, oder die Austria ihrem Spieler so das Essen in Rechnung stellt.

Das Nachtleben der Profis

Vor allem aber stellt sich die Frage: Sind diese Bestimmungen bei Austria-Verträgen standardmäßig oder hat man bei Kayode das Gefühl, er sei anfällig für unerwünschtes Verhalten? Austria-Vorstand Markus Kraetschmer reagierte auf entsprechende Anfragen nicht. Sollten die Wiener aber gegen Viktoria Pilsen gewinnen, die Mannschaft also in Feierlaune sein, tritt für Kayode folgende Regelung in Kraft: In einer Woche mit zwei Pflichtspielen, wie es in der laufenden der Fall ist, sind Partys ausschließlich am Spieltag erlaubt, und nur bis drei Uhr. Sollte sich der Stürmer aber vor dem Bundesligaduell am Sonntag bei St. Pölten ein weiteres Mal ins Nachtleben stürzen, verliert er 15 Prozent seiner Boni. Wie hoch diese sind, wurde nicht veröffentlicht. Kayodes Grundgehalt aber liegt bei 19.500 Euro brutto. Er verpflichtete sich dafür, Deutsch zu lernen, nicht zu dopen und keine Sportwetten abzugeben.

Mit 800.000 Euro Ablöse, die im Mai 2015 an Maccabi Netanya zu zahlen war, ist der Torjäger außerdem ein Schnäppchen gewesen, mittlerweile wird sein Marktwert mit zwei Millionen Euro angegeben (transfermarkt.at). Im Dress der Austria erzielte er in bisher 66 Spielen 27 Tore und bereitete weitere 16 vor. In der laufenden Saison ist er mit 14 Treffern bester Torschütze der Favoritner. Damit einher geht auch ein gesundes Selbstbewusstsein und ein gewisser Hang zur Extravaganz. Nach seinem Tor beim 3:0-Heimsieg gegen Sturm Graz im Frühjahr riss sich Kayode das Trikot vom Leib und posierte im Stil eines Mario Balotelli.

Kein Bonus für „Super Mario“

Auch der Name Mario Balotelli taucht in den jüngsten Enthüllungen auf. Der als Enfant terrible bekannte Italiener hat bei seinem Wechsel zu Liverpool 2014 nicht minder kuriose Vertragsklauseln unterschrieben – wenn auch zu ganz anderen Konditionen. Nach Ende jeder Saison wurde dem Stürmer ein Bonus von 1,2 Millionen Euro garantiert, sofern er in keiner Spielzeit dreimal oder öfter ausgeschlossen wird und sich auch sonst keine Undiszipliniertheiten leistet. Dazu zählten: Anspucken eines Gegenspielers und verbale oder körperliche Attacken. Auch „angemessenes Verhalten“ gegenüber dem Verein wurde eingefordert.

Balotelli erhielt in Liverpool zwar einen Dreijahresvertrag, spielte aber nur 2014/15 für die Reds, brachte es dabei auf 28 Pflichtspiele, vier Tore und sieben Gelbe Karten. Und obwohl er nicht ausgeschlossen wurde, ist die Extraprämie offenbar nicht geflossen – wohl deshalb, weil sich Balotelli geweigert haben soll, bei Eckbällen des Gegners zu verteidigen. Er wurde an den AC Milan verliehen, seit Sommer 2016 ist der Ex-Nationalspieler für OGC Nizza im Einsatz. Skandale sind vom französischen Tabellenführer bisher noch keine nach außen gedrungen.

Auf einen Blick

Larry Kayode spielt seit Mai 2015 für die Austria, hat in insgesamt 66 Spielen 27 Tore erzielt, in der laufenden Saison ist er bester Torschütze des Vereins. Im Anhang seines Vertrages (bis 2019) findet sich eine Ansammlung kurioser Verhaltensregeln. Für Handybenutzen in der Kabine, nicht korrekten Dresscode oder unerlaubtes Feiern sind Geldstrafen fällig oder werden die Prämien des 23-jährigen Nigerianers gekürzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2016)

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