Verlassenes Paradies: In der Türkei wird nicht mehr gegaberlt

An der türkischen Riviera wird vorerst nicht mehr gegaberlt. Ried war Winterstammgast in Belek, heuer überwogen jedoch Sicherheitsbedenken.
An der türkischen Riviera wird vorerst nicht mehr gegaberlt. Ried war Winterstammgast in Belek, heuer überwogen jedoch Sicherheitsbedenken.(c) Daniel Scharinger/picturedesk.com
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Nach den jüngsten Terroranschlägen hat die SV Ried ihr Trainingslager in der Türkei storniert. Auch bei der Ligakonkurrenz ist die einst so beliebte Winterdestination kein Thema mehr.

Wien. Belek, Side, Lara oder Manavgat: Seit 2009 haben jede Winterpause zumindest sieben Bundesligamannschaften ihr Trainingslager an der türkischen Riviera absolviert. 2011 waren sogar alle zehn Teams dort. Doch die Türkei hat als Trainingslagerhotspot ausgedient. Grund ist die politische Situation, der Ausnahmezustand gilt bis heute, und die unsichere Lage.

Nach dem Doppelanschlag von Samstagabend in der Nähe des Beşiktaş-Stadions in Istanbul mit 38 Todesopfern hat die SV Ried nun ihr Trainingslager in Belek (25. Jänner bis 3. Februar 2017) abgesagt. Seit 2005 waren die Oberösterreicher Stammgäste in der Türkei. Auch die Konkurrenz geht in der Frühjahrsvorbereitung diesmal andere Wege. „Natürlich aus Sicherheitsgründen. Man hat ja auch eine gewisse Verantwortung“, erklärt Sportdirektor Georg Zellhofer vom Überraschungstabellenführer Altach. Er wolle im Nachhinein nicht sagen müssen, dass es besser gewesen wäre, nicht hinzufliegen. Die Vorarlberger schlagen daher ab 20. Jänner eine Woche lang im Raum Valencia ihre Zelte auf und nehmen damit auch Mehrkosten auf sich. Denn vom Preis-Leistungsverhältnis sei die Türkei „perfekt“, sagt Zellhofer. „In Spanien haben sie mitbekommen, was in der Türkei passiert, und sind mit den Preisen raufgegangen.“

Auch Herbstmeister Sturm Graz, langjähriger Türkei-Stammgast, wird von 26. Jänner bis 4. Februar an der spanischen Mittelmeerküste residieren (Resort Oliva Nova). „Es war der allgemeine Wunsch innerhalb des Klubs, nicht in die Türkei zu fliegen“, berichtet Pressesprecher Alexander Fasching. Auch bei Rapid ist die Türkei derzeit kein Thema mehr, der neue Coach Damir Canadi wird sein Team in Alicante auf die Rückrunde vorbereiten.

Titelverteidiger Salzburg kehrt von 22. bis 31. Jänner nach Dubai zurück. Am Persischen Golf hatte der Meister schon 2007 und 2008 trainiert. 2014 und 2015 war Salzburg außerdem in Doha zu Gast und damals auch der einzige Liga-Abwesende in der Türkei.

2016 fehlten nur die zuletzt in Portugal trainierenden Mattersburger. „Wir haben dort in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gemacht“, erklärt Franz Lederer, Sportchef beim Tabellenschlusslicht. Beim Vorletzten St. Pölten sprachen sich die Spieler gegen einen Türkei-Trip aus, als Konsequenz daraus geht es für den Aufsteiger von 21. bis 31. Jänner nach Kroatien. Und auch der WAC kehrte wegen Sicherheitsbedenken dem türkischen Lara den Rücken, fällte den Entschluss, etwas Neues auszuprobieren. Coach Heimo Pfeifenberger gab Malta (20. bis 29. Jänner) gegenüber Spanien den Vorzug.

Austria, Admira bleiben treu

Zum siebenten Mal in Serie wird hingegen die Austria auch im Jänner 2017 wieder in der Türkei trainieren. Residiert wird im Titanic Deluxe Resort in Belek. Hier sei das Gesamtkonzept schlichtweg das beste. Ähnlich sieht das die Admira. Die Südstädter haben zwar Angebote aus Spanien und Zypern eingeholt, halten aber an den Türkei-Plänen fest. „Vom Gesamtpaket ist die Türkei unschlagbar“, sagt Team-Manager Roland Kormesser.

Auch wenn die einst so zahlreich vorhandenen Testspielgegner nun fehlen werden. Siehe Deutschland: 16 der 36 Teams der ersten und zweiten Liga trainierten im Jänner noch in der Türkei, 2017 wird kein deutscher Profiverein in Belek und Co. gastieren. (joe)

Auf einen Blick

Die türkische Riviera hat als Trainingslager-Hotspot ausgedient, die Angst vor Terroranschlägen ist zu groß. 2011 absolvierten noch alle zehn Bundesligisten ihre Frühjahrsvorbereitung in der Türkei, nun ist vor allem Spaniens Mittelmeerküste hoch im Kurs.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2016)

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