Salzburg steuert dem vierten Meistertitel in Serie entgegen, der Konkurrenz fehlt es an Konstanz und Klasse. Der Erfolg hat bei Red Bull auch System, die U19-Auswahl möchte am Dienstag in der Uefa Youth League abermals glänzen.
Salzburg/Wien. Meister Salzburg hat die Bundesliga wieder fest im Griff. Das 6:1 in Ried glich einer Machtdemonstration, es wäre keineswegs verwunderlich, würde Salzburg die eben erst errungene Tabellenführung bis Saisonende nicht mehr abgeben. Die Mannschaft von Óscar García hat in der Meisterschaft die vergangenen sechs Spiele allesamt gewonnen, die Torbilanz täuscht nicht – 19:3.
Gegen Ried überzeugte Salzburg mit großer Laufbereitschaft und einer beeindruckenden Konsequenz im Abschluss. Garcias Worte nach Schlusspfiff klangen wie eine Drohung an die Konkurrenz. „Es ist unser Ziel, in jedem Spiel bis zum Saisonende so aufzutreten.“ Auf dem Weg zum achten Meistertitel in der Ära Red Bull – dem vierten in Serie – dürfte sich der Widerstand in Grenzen halten.
Bei Winterkönig Altach scheint der Zauber seit Damir Canadis Abgang verflogen, Sturm Graz lässt jegliche Konstanz vermissen – und Rapid ist mit Canadi und 15 Punkten Rückstand auf die Spitze ohnehin ein Schatten seiner selbst. Bleibt im Grunde nur die Austria, für die aktuell drittplatzierten Violetten wäre allerdings schon der Vizemeistertitel als Erfolg zu werten. Der große Coup gelang den Wienern zuletzt 2013 unter der Ägide von Peter Stöger, eine Wiederholung dieses Kunststücks erscheint doch eher illusorisch.
Weil Erfolg bekanntlich Begehrlichkeiten weckt, wird Salzburg auch im Sommer von Spielerverkäufen nicht verschont bleiben. Wie weit die Reise von der Mozartstadt aus gehen kann, zeigt am besten das Beispiel Sadio Mané, der über Southampton in Liverpool landete und seitdem die Fans an der Anfield Road verzückt.
Nebst millionenschweren Transfers gehört auch eine exzellente Jugendarbeit zum System Red Bull Salzburg, den Beweis liefert gegenwärtig die U19-Mannschaft. Sie trifft am Dienstag (18 Uhr) in der Uefa Youth League, der Champions League der Nachwuchsteams, zuhause auf die Alterskollegen von Paris SG. In der Runde zuvor hatte Salzburg Manchester City eliminiert, damit neben Teams wie Real Madrid, FC Barcelona und Dortmund das Ticket für die Runde der letzten 16 gelöst.
Das Spiel gegen die Franzosen sei „die nächste Standortbestimmung“ für seine Spieler, sagt Salzburg-Coach Marco Rose, 40 und einst Profi bei Leipzig, Hannover und Mainz. Das von Rose betreute Team gleicht einer Multikultitruppe, die Talente kommen aus Polen, Tschechien, Brasilien, Mali, Ghana, Bosnien, Serbien, Slowenien, Deutschland und natürlich Österreich. Die Suche nach dem nächsten Bundesligaspieler ist eine treibende Kraft des Trainingsalltags in Salzburg, Marco Rose spricht ausschließlich von „guten Jungs“, er möchte niemanden einzeln hervorheben. Dennoch, manches ist augenscheinlich, etwa die Entwicklung von Kapitän Xaver Schlager.
Der Mittelfeldspieler hat seit der U15 sämtliche Nachwuchsauswahlen durchlaufen, sammelte bei Liefering wertvolle Spielpraxis und kam auch schon zu sieben Bundesligaeinsätzen für Salzburg. Über Schlager sagt Rose zur „Presse“: „Er hat ein außergewöhnlich gutes Spielverständnis, Einsatz und Dynamik passen.“
Bei Salzburg seien große Talente jedenfalls bestens aufgehoben, „ich kann mir keinen besseren Weg vorstellen“. Transfers aber werden irgendwann einmal unvermeidbar. „Das passiert doch den besten Mannschaften der Welt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2017)