Rapid, das grün-weiße Gruselkabinett

Die 0:2-Niederlage im Derby gegen die Austria zeigte schonungslos die bittere Realität auf.
Die 0:2-Niederlage im Derby gegen die Austria zeigte schonungslos die bittere Realität auf. (c) GEPA pictures
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Rapid offenbarte im Derby erschreckende Defensivschwächen und absolute Plan- und Ideenlosigkeit im Spiel nach vorn. Noch meidet Trainer Goran Djuricin den Begriff Abstiegskampf.

Wien. Rapid und der Trainereffekt, das funktioniert in dieser Saison nicht nach Wunsch. Auf Mike Büskens folgten Damir Canadi und bekanntlich der sportliche Absturz, die finale Rettungsmission der katastrophalen Saison obliegt seit zwei Runden Goran Djuricin. Der Debüterfolg gegen Altach hatte zarte grün-weiße Hoffnungen geweckt, die 0:2-Niederlage im Derby gegen die Austria zeigte jedoch schonungslos die bittere Realität auf. „Wir haben eigentlich viel Selbstvertrauen getankt und die ganze Woche gut gearbeitet. Vielleicht war der eine oder andere ein bisschen verschreckt, keine Ahnung, warum“, meinte Djuricin.

Neben zahlreichen Störfeuern abseits des Platzes ließ auch das auf dem Rasen Gezeigte die meisten Rapid-Fans vor dem Cup-Halbfinale gegen den Lask am Mittwoch (20.30 Uhr, live auf ORF eins) enttäuscht und ratlos zurück. Grobe Fehler in der Defensive gepaart mit einem kreativbefreiten Offensivspiel machten die Hütteldorfer zu einer leichten Beute für den Erzrivalen, der damit auch das zweite Duell im Allianz-Stadion gewann. „Ich habe es nicht geschafft, die Mannschaft taktisch so einzustellen, dass sie in der einen oder anderen Situation tiefer steht“, sagte Djuricin und nahm damit die Verantwortung auf sich. Womöglich war der Aufstieg für den 43-Jährigen, der binnen eines halben Jahres den Sprung aus der Regionalliga zum Rekordmeister geschafft hat, zu steil.

Stur und blind durch die Mitte

Im Derby agierte Rapid geradezu naiv und öffnete durch die breit gestaffelte Viererkette mit hoch aufrückenden Außenverteidigern dem flinken Angriffstrio der Austria Tür und Tor. Venuto (22.) und Pires (56.) trafen jeweils nach Kontern, allein Kayode, der beste Chancen zum Teil stümperhaft vertändelte, war es zu verdanken, dass die Niederlage nicht höher ausfiel. Thorsten Fink hatte Spielgestalter Raphael Holzhauser deutlich offensiver positioniert und damit einer engen Deckung entzogen, Grün-Weiß fand darauf über 90 Minuten keine Antwort.

Das unter Canadi forcierte Flankenspiel wurde quasi eingestellt, von Murg und Szanto war nichts zu sehen. Rapid hatte zwar mehr vom Ball, aber weder Konzept noch Idee. Das Resultat: Zwölf der 19 Torschüsse kamen von außerhalb des Strafraums. Spätestens als Szanto in der Nachspielzeit zwar den Austria-Keeper umkurvte, aber das leere Tor nicht traf, erhärtete sich das Gefühl, dass die Hütteldorfer auch in den nächsten Stunden keinen Treffer erzielen würden.

Angesichts der schaurigen Vorstellung wirken sieben Punkte Vorsprung auf Schlusslicht Ried nicht beruhigend, Djuricin wollte dennoch nicht von Abstiegskampf sprechen. „Ich sehe das nicht so schlimm. Wir haben nicht 0:7 oder 0:8 verloren. Mund abwischen, dann geht es weiter“, lautete seine Devise. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ohnehin nicht, am Mittwoch geht es um die letzte Europacupchance. „Da müssen wir aggressiver und mutiger sein.“

Austria hat unterdessen wieder ruhigere Gewässer erreicht. Der Derby-Sieg brachte Platz zwei, zudem sind die Basel-Gerüchte um Fink vom Tisch. „Wir spielen eine gute Saison, wenn man von der Misserfolgsserie zuletzt absieht“, betonte der Deutsche. Einziger Wermutstropfen: Venuto erlitt den befürchteten Kreuzbandriss, der Brasilianer wird heute operiert.

Bundesliga 30. Runde

SP S U N TORE P
1. Salzburg 30 21 5 4 46 68
2. Austria 30 17 2 11 13 53
3. Sturm 30 16 3 11 18 51
4. Altach 30 15 6 9 2 51
5. Admira 30 11 7 12 -12 40
6. Rapid 30 8 10 12 4 34
7. WAC 30 9 7 14 -16 34
8. Mattersburg 30 9 6 15 -15 33
9. St. Pölten 30 8 7 15 -18 31
10. Ried 30 8 3 19 -22 27

Rapid – Austria 0:2 (0:1). 26.000, SR Grobelnik. Tore: Venuto (22.), Pires (56.).

Samstag: Austria – Sturm (16 h), Salzburg – Ried, WAC – Mattersburg, St. Pölten – Altach (je 18.30 h). Sonntag: Admira – Rapid (16.30 h, ORF1).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2017)

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