Salzburgs Personaldilemma

Valentino Lazaro ist ein potenzieller Abgang bei Salzburg, der ÖFB-Teamspieler ist in Gesprächen mit anderen Klubs.
Valentino Lazaro ist ein potenzieller Abgang bei Salzburg, der ÖFB-Teamspieler ist in Gesprächen mit anderen Klubs.(c) APA/KRUGFOTO
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Die Zukunft des Meisterteams ist ungewiss, Abgänge, insbesondere nach Leipzig, sind garantiert. Trainer Óscar García hält die internationalen Ziele daher bewusst niedrig.

Salzburg/Wien. Die Meisterschale gibt es zwar erst in zwei Wochen, gefeiert wurde in Salzburg aber schon am Samstag. Nach dem vorzeitigen Titelgewinn waren Spieler und Klubverantwortliche noch nicht von den Bierduschen getrocknet, da rückte bereits der Blick in die Zukunft in den Fokus. Die Dominanz in der heimischen Liga ist angesichts der finanziellen Red-Bull-Sphären nach wie vor unbestritten, die Rolle als Ausbildungsklub sorgt aber einmal mehr für personelle Ungewissheit für die kommende Saison.

Schließlich hat Schwesternklub Leipzig in der deutschen Bundesliga mit der direkten Champions-League-Qualifikation seinen Status als interne Nummer eins untermauert. Salzburg droht damit der nächste Aderlass, wenngleich der sportliche Leiter, Christoph Freund, betonte: „Leipzig ist eine Topadresse, aber es werden nicht viele dorthin gehen.“ Konrad Laimer und Valon Berisha sollen in Sachsen jedenfalls hoch im Kurs stehen.

Der nächste Karrieresprung

Ob das Ziel nun Leipzig oder anderswo liegt, der Erhalt des Meisterteams ist ausgeschlossen. So bestätigte auch Valentino Lazaro Abschiedsgedanken. „Es gibt Gespräche mit anderen Klubs“, bestätigte der ÖFB-Teamspieler, gleiches gelte für einige seiner Kollegen. „Viele Spieler von uns haben Interesse geweckt.“ Vor dieser Tatsache verschließt auch Freund die Augen nicht. „Die Mannschaft wird nicht ganz so zusammenbleiben. Einige werden den nächsten Karrieresprung machen. Das ist auch unserer Philosophie geschuldet. Wir müssen damit leben, dass einige Spieler im Fokus von Topvereinen stehen“, gestand Freund, wenngleich er betonte: „Unser Ziel ist es, so wenige Spieler wie möglich zu verlieren, und dafür werden wir alles tun.“ Es ist jedoch fraglich, wie viel Salzburg diesbezüglich mitzuentscheiden hat.

Trotz allem blickt Freund dem Transferfenster und der Zukunft gelassen entgegen, die Vergangenheit habe schließlich gezeigt, dass selbst Abgänge von Ausnahmekönnern wie Jonatan Soriano kompensierbar sind. „Wir leben vom Kollektiv und nicht von Einzelspielern. Wichtig ist, dass wir alle an einem Strang ziehen und positiv in die nächste Saison gehen“, sagte der 39-Jährige und verwies auf die nächste vielversprechende Generation. „Es tut gut zu sehen, wie sich der Verein entwickelt.“ So könnten einige Akteure aus dem in der Youth League siegreichen U19-Team zur Kampfmannschaft aufsteigen.

García soll bleiben

Externe Transfers sind nur punktuell geplant – und erfolgen in enger Absprache mit Óscar García. Der Katalane hat sich als echter Glücksgriff erwiesen, ist nach dem Doublegewinn im Vorjahr der erste Trainer, der mit Salzburg drei Titel holte und gleichzeitig der erste Coach seit Kurt Jara mit dem FC Tirol (2000/2001), der in Österreich zweimal in Folge Meister wurde. Trotz zahlreicher Spekulationen, unter anderem soll Exklub Barcelona Interesse haben, geht Freund davon aus, dass der 44-Jährige „auch in der kommenden Saison unser Trainer sein wird.“ García selbst gab sich zurückhaltender: „Ich habe noch ein Jahr Vertrag, das ist die Gegenwart.“

Am 1. Juni geht es im Cupfinale gegen Rapid um das neuerliche Double, anschließend wartet im Sommer der zehnte Anlauf für die Champions League, in der sich Salzburg einmal mehr ab der zweiten Qualifikationsrunde (11./12. Juli) als gesetztes Team versucht. García hält angesichts der ungewissen Personallage die Erwartungen bewusst niedrig. „Es kann keiner von uns verlangen, dass wir in die Champions League einziehen, weil nun einmal die vorrangige Zielsetzung des Vereins ist, Spieler zu entwickeln.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2017)

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