Eine Zyste als Spielverderber

Kann David Alaba Österreich gegen Irland helfen?
Kann David Alaba Österreich gegen Irland helfen?(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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David Alaba fehlte bereits in zwei Trainingseinheiten, Knieprobleme zwangen den Bayern-Star beim Camp in Stegersbach zur Pause. Fällt er für das wichtige Spiel in Dublin aus?

Stegersbach. Österreichs Fußballteam bangt um den Einsatz von David Alaba im richtungsweisenden Spiel zur WM-Qualifikation 2018. Zehn Tage vor dem Match in Dublin sorgten Knieprobleme dafür, dass der Bayern-Star auch die zweite Trainingseinheit beim Teamtrainingslager in Stegersbach verpasste. Alaba, 24, trainierte auch am Donnerstag nicht mit der Mannschaft, sondern absolvierte mit Physiotherapeut Michael Vettorazzi in Laufschuhen nur ein Individualprogramm. In seinem linken Kniegelenk befindet sich durch eine geplatzte Zyste Flüssigkeit. Es zwickt, er spüre bei jeder Bewegung ein „Klemmen“.

Ein Ausfall Alabas würde besonders schwer wiegen, dieser Tatsache ist sich der bereits ohnehin um Improvisation bemühte Marcel Koller bewusst. Denn gegen Irland fehlen im Mittelfeld bereits mehrere etablierte Kräfte. Marko Arnautović und Stefan Ilsanker sind gesperrt, Alessandro Schöpf (Knie) und Marcel Sabitzer (Oberarm) verletzt. Das ÖFB-Tor wird in Irland wie zuletzt Heinz Lindner hüten, jetzt auch noch nach einer Alternative für Alaba Ausschau zu halten, passt nicht in den Plan. „Wir hoffen, dass wir das in den Griff kriegen, damit er nächste Woche voll einsteigen kann“, sagte Koller in einer Pressekonferenz.

Flüssigkeit im Knie

Die Probleme rühren von einer Verletzung, die sich Alaba am 22. April im Ligaspiel der Bayern gegen Mainz (2:2) zugezogen hat. Der Wiener ließ sich daraufhin in der 17. Minute auswechseln. Die Diagnose lautete damals: Kapselzerrung. Nur vier Tage später spielte der 24-Jährige, offenbar dank medizinischer Unterstützung, im Cup-Halbfinale gegen Dortmund (2:3) bereits wieder. Auch in den vier abschließenden Runden der deutschen Bundesliga war Alaba stets über die volle Distanz im Einsatz. Nun berichtete Koller von einer Zyste, die aufgesprungen sei. „Es ist Flüssigkeit im Knie“, schilderte der Teamchef. „Er spürt es bei der Streckung.“

Alaba hat einige Knieverletzungen hinter sich. Im Herbst 2014 und im Sommer 2015 hatte der Allrounder wegen eines Teilabrisses bzw. eines Risses des Innenbandes unter anderem die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Russland (jeweils 1:0) verpasst. Zlatko Junuzović sagt: „Es wäre ein herber Verlust, wenn er fehlt. Aber wir haben die Qualität, ihn zu ersetzen. Selbst ohne ihn können wir drei Punkte holen.“

Die Bedeutung der Partie in Irland hatte Koller den Seinen bei der Kaderbekanntgabe vergangene Woche öffentlich vor Augen geführt. Österreich liegt fünf Runden vor Abschluss in der Gruppe D als Vierter bereits vier Punkte hinter Spitzenreiter Serbien und Irland. Nur der Gruppensieger fährt fix zur WM 2018 nach Russland, dem Gruppenzweiten bleibt zumindest noch die Chance auf die Barrage – Koller sprach also zu Recht von einem „Finalspiel“. Im Fall einer Niederlage wäre das WM-Ticket wohl verspielt. Kollers Vertrag läuft mit Ende der Qualifikation aus, eine Verlängerung steht im Misserfolgsfall nicht zur Diskussion. Oder muss der Schweizer bereits nach dem Dublin-Spiel gehen? Eine Woche später findet die Wiederwahl von ÖFB-Präsident Leo Windtner statt. Seine Vorstandskollegen hatten, das war Anlass ihrer mittlerweile ausgeräumten Unstimmigkeit, „Mitspracherecht in Personalfragen“ verlangt . . .

Neuauflage der Dreierkette

Nächsten Dienstag übersiedelt der ÖFB-Tross nach Wien, am Samstag erfolgt der Abflug nach Dublin. Arbeit wartet auf Koller bis dahin genug. Der Schweizer muss Lösungen für mehrere Problemzonen finden. Auf der Linksverteidiger-Position steht nach dem Team-Rücktritt von Markus Suttner und der Absage von Andreas Ulmer, der am Wochenende des Irland-Spiels heiratet, mit Stefan Stangl nur ein Mann mit kaum Spielpraxis zur Verfügung. Eine Option scheint eine Neuauflage der defensiven Dreierkette. Koller dürfte im Burgenland daran arbeiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2017)

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