Frauen-EM: Eigenwerbung auf großer Bühne

Viktoria Schnaderbeck.
Viktoria Schnaderbeck.(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Österreich möchte die Auftaktsensation heute gegen Frankreich bestätigen. Viktoria Schnaderbeck ist bei Bayern München glücklich, aber „offen für Neues“ – England hätte seinen Reiz.

Österreich hat sich bei der Frauen-EM in den Niederlanden mit dem 1:0-Auftaktsieg gegen die Schweiz in die Rolle der Überraschungsmannschaft gespielt, dies wollen die ÖFB-Frauen heute (20.45 Uhr, live, ORF eins) im zweiten Auftritt gegen Gruppenfavorit Frankreich bestätigen. Zahlreiche anerkennende Nachrichten von Klubkolleginnen und Spielerinnen anderer Mannschaften sind bei Kapitänin Viktoria Schnaderbeck eingegangen, die Abwehrchefin ist nach Knieproblemen bereit für ihren ersten Startelfeinsatz.

Seit zehn Jahren steht die Steirerin bei Bayern München unter Vertrag, hat in dieser Zeit zwei deutsche Meistertitel sowie einen Cupsieg gefeiert. Jedes Spiel mit der Nationalmannschaft ist für die 26-Jährige nach wie vor „eine Ehre, die Endrundenteilnahme noch einmal ganz speziell“. Dass die EM-Auftritte auch Gelegenheit zur Eigenwerbung auf großer Bühne bieten, dessen ist sie sich bewusst. Bis 2018 läuft Schnaderbecks Vertrag in München, konkrete Wechselabsichten hat sie zwar nicht, schließt eine Luftveränderung für die Zukunft aber nicht aus. „Ich bin im besten Fußballalter und offen für Neues“, erklärt die Verteidigerin, legt die Latte für potenzielle Interessenten allerdings hoch. „Bei Bayern passt die sportliche Perspektive, und ich habe mir ein privates Umfeld aufgebaut.“

Ein großes Ziel ist die Champions League, diese dominieren zurzeit die französischen Klubs. Auch für Schnaderbeck und Bayern kam heuer gegen Paris Saint-Germain mit 1:4 das deutliche Viertelfinal-Aus, im Endspiel setzte sich schließlich zum zweiten Mal in Folge Olympique Lyon durch. Für Schnaderbeck versprüht dennoch die englische Liga den größeren Reiz. „Sie ist sportlich ausgeglichen, finanziell und von der Infrastruktur her gut aufgestellt und es gibt viele Frauenteams mit bekannten Namen“, sagt sie. Arsenal, Chelsea, Liverpool oder Manchester City verleihen der FA Women's Super League den besonderen Glanz. Mit alledem möchte sich Schnaderbeck zurzeit allerdings noch nicht auseinandersetzen, „jetzt liegt der Fokus voll auf der EM“.

Der Traum vom FC Barcelona

Als erste Spielerin aus der heimischen Bundesliga kam Nadine Prohaska zu einem EM-Einsatz, als sie gegen die Schweiz in der ersten Halbzeit für die verletzte Lisa Makas eingewechselt wurde. „Das war früher als erwartet, aber ich habe mich natürlich sehr gefreut“, sagt die 26-Jährige. Wie einst ihr berühmter Namensvetter Herbert Prohaska trägt die Mittelfeldspielerin von Double-Gewinner St. Pölten die Nummer acht und hätte von Natur aus sogar lockige Haare, ist jedoch nicht mit ihm verwandt. „Dabei würde alles zusammenpassen, aber es ist wirklich nur Zufall“, meint sie lachend.

Auch Prohaska hat bereits mit 19 Jahren von Neulengbach aus den Sprung nach Deutschland gewagt, konnte sich damals bei Bayern aber nicht durchsetzen. Nach drei Spielzeiten kehrte sie 2012 in die Heimat zurück und avancierte beim Ligadominator St. Pölten zur absoluten Leistungsträgerin. Das Ausland hat Prohaska noch nicht abgeschrieben, doch erst einmal möchte sie ihr Wirtschaftsrecht-Studium an der WU Wien abschließen. Dies ist voraussichtlich im Dezember der Fall, und damit könnte ein Wechsel aktuell werden.

Ein zweiter Versuch in Deutschland ist für die Wienerin nicht ausgeschlossen, „das ist in Europa die ausgeglichenste Liga“. Daneben steht Spanien ganz oben auf der Liste, der FC Barcelona ist längst nicht mehr nur für männliche Profis eine verlockende Adresse. „Frauenfußball ist dort total im Aufwind“, berichtet Prohaska und erzählt von Lokalderbys in Valencia vor fast 10.000 Zuschauern. Noch wurde sie von keinem Klub kontaktiert, das könnte sich mit weiteren EM-Auftritten freilich ändern. Als Alternative für die angeschlagene Sarah Zadrazil stünde Prohaska jedenfalls bereit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2017)

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