Wiener Derby: Austria schlittert gegen Rapid in ein Debakel

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Im planmäßig letzten Wiener Derby im Ernst-Happel-Stadion geht die Austria gegen Rapid mit 0:4 unter. "Wir können uns nur bei den Fans entschuldigen", sagt Michael Madl.

Ein Wiener Derby ist stets ein besonderes Spiel, die 326. Auflage stand zudem unter besonderen Vorzeichen. Weil die Spannungen zwischen den beiden Klubs in der jüngeren Vergangenheit einen neuen Höhepunkt erreicht haben und unrühmliche Zwischenfälle zur mühsamen Tagesordnung geworden sind, ergriff Violett diesmal eine besondere Maßnahme. Tickets im neutralen Sektor des Happel-Stadions wurden ausschließlich an Abonnenten und Mitglieder der Favoritner verkauft,

Rapid-Sympathisanten konnten sich nur im Gästesektor niederlassen.
Auch das ist ein Grund, warum bei bestem Fußballwetter nur 11.267 Zuschauer den Weg zum planmäßig letzten Derby im Prater-Oval fanden. Zuletzt fand ein Spiel zwischen Austria und Rapid im März 2015 (11.000 Fans in der Generali-Arena) vor weniger Fans statt. Sportlich hat das Derby mittlerweile arg an Bedeutung verloren, ein Vergleich zwischen dem aktuell Dritten (Rapid) und Sechsten (Austria) der Bundesliga lässt sich nicht mehr als Spitzenspiel verkaufen.

Überfordert

Austria verspürte vor diesem Aufeinandertreffen gewiss mehr Druck, nur ein Sieg hätte die Hoffnungen auf einen Europacupstartplatz weiter genährt. Die Violetten quälten jedoch Personalsorgen, neben Holzhauser und Serbest (Sperren) fehlten mit Prokop (Sprunggelenk) und Friesenbichler (Leistenprobleme) gleich vier arrivierte Kräfte. Im zentralen Mittelfeld kam der erst 18-jährige Vesel Demaku zu seinem erst vierten Bundesligaeinsatz. Die Probleme der Austria, sie waren unübersehbar. Rapid ging mit der ersten Chance des Spiels in Führung. Nach einem feinen Außenristzuspiel von Schaub verschätzte sich der in die Mannschaft gerückte Alhassan, Nutznießer Schwab traf unbedrängt zum 1:0 (8.).

Austria hatte zwar nur zwei Minuten später durch Pires die große Ausgleichschance, fiel aber konsequent durch defensive Unordnung auf.
Viel zu einfach und oftmals ohne Bedrängnis konnte Rapid seine Angriffe lancieren, die Austria enttäuschte nicht nur spielerisch, sie ließ auch den nötigen physischen Widerstand vermissen. Ein fatales Signal, speziell in einem Derby. Und so überraschte es auch kein bisschen, dass die Hütteldorfer noch vor der Pause auf 2:0 stellten. In der 42. Minute genoss Murg sämtliche violette Freiheiten, sein Schlenzer war für Penz unhaltbar.

Anti-Werbung in Violett

Die Austria betrieb an diesem Sonntagnachmittag kräftig Anti-Werbung in eigener Sache, die Aboverkaufszahlen für die neue Generali-Arena dürften in den kommenden Tagen nicht signifikant ansteigen. Auch in der zweiten Spielhälfte änderte sich am Spielverlauf nichts. In der 53. Minute zeichnete sich das Debakel in Violett ab, als Schobesberger der hoch stehenden Austria-Abwehr enteilte, Penz umkurvte und auf 3:0 stellte. Danach drosselte Rapid etwas das Tempo, bestimmt nicht aus Mitleid vor dem Erzrivalen: Am Mittwoch wartet das Cup-Halbfinale bei Sturm.

Die zaghaften Angriffe der Austrainer waren wertlos, Rapid wurde auch noch ein vierter Treffer gestattet, diesmal durfte sich der eben eingewechselte Kvilitaia in die Schützenliste eintragen. Wenig später feierte der Rapid-Anhang noch den Auftritt von Joker Steffen Hofmann. Der Deutsche verdoppelte seine Spielminuten (16) im Frühjahr, für den 37-Jährigen war es das letzte Derby seiner Karriere, sein Vertrag läuft im Sommer aus.

Die Austria konnte an diesem Tag auch die Rückkehr von Alexander Grünwald nach achtmonatiger Verletzungspause (Knorpelschaden im Knie) nicht mehr glücklich stimmen. Michael Madl sagte: "Wir können uns nur bei den Fans entschuldigen." Das 4:0 war der höchste Derby-Sieg Rapids seit 1981 (5:1).

("Die Presse", Printausgabe 16.04.2018)

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