Deutschland schlägt Frankreich im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro dank Mats Hummels mit 1:0 und steht damit im Halbfinale.
Die Deutschen haben in den vergangenen zwei Tagen ihre ganze Fußball-Psyche offen gelegt. Das mit Spannung erwartete Viertelfinal-Duell mit Frankreich wurde vereinzelt sogar schon zum Schicksalsspiel für Joachim Löw erhoben. Er habe nicht immer alles richtig gemacht und ein weiteres Turnier in seiner Ära ohne Titel würde man dem Bundestrainer wohl nicht mehr so leicht verzeihen. Ein klares Aus in Brasilien in der Runde der letzten acht hätte wohl zu Konsequenzen geführt. Trotz Vertrag bis 2016.
Joachim Löw aber hat nach außen hin nichts anmerken lassen. Er hat in Rio de Janeiro einen Strandspaziergang gemacht - und dann zu personellen Änderungen durchgerungen. Zu Umstellungen, die das Fußball-Volk gefordert hat. In erster Linie ging es um Philipp Lahm, den Kapitän. Er fand sich gegen die Franzosen wieder rechts in der Viererkette. Dort, wo ihn eigentlich fast alle sehen wollten. Für Per Mertesacker sah Löw keine Verwendung, auch für Mario Götze nicht. Dafür für Miroslav Klose, der an vorderster Front stürmte.
Löw, dem man sogar Sturheit vorgeworfen hat, ist sehr wohl in der Lage, sich zu bewegen. man kann auch von einem variablen System sprechen, das bei dieser Weltmeisterschaft vermutlich notwendig ist, will man tatsächlich das Finale erreichen. Aber vorerst galt es für Deutschen die Franzosen zu eliminieren. „Es gibt keinen Favoriten, das wird eine Partie auf Augenhöhe", wiederholte Oliver Bierhoff. Und der Manager der Nationalmannschaft sollte damit auch mehr oder weniger Recht behalten.
Die Deutschen fanden zunächst besser ins Spiel, Frankreich beschränkte sich eher auf gediegene Passivität. Und fand dennoch die erste Torchance vor. Aber Benzema hatte sein Visier nicht gut genug eingestellt. Nur fünf Minuten später ergab sich für die Deutschen eine Möglichkeit aus einer Standardsituation. Toni Kroos zirkelte den Ball in den gegnerischen Strafraum und Mats Hummels war per Kopf zur Stelle - 1:0 (13.). Es war das bereits zweite Tor des Dortmund-Spielers bei dieser WM. Gegen Algerien hatte er zuletzt wegen einer Virus-Erkrankung gefehlt.
Die Bedingungen in Rio waren nicht einfach, die Sonne lachte ungeniert ins ehrwürdige Maracana, an richtigen Tempofußball war nicht zu denken. Und die Franzosen verstanden es auch, die Deutschen ein wenig einzulullen. Aber im Fußball geht es unter Kontrolle, nicht um Zufallsprodukte. Das Tempo war Frankreichs Teamchef Deschamps zu gering, darum legte sein Team nach dem Seitenwechsel auch einen Zahn zu.
Die deutsche Mannschaft dürstete nach frischen Kräften, Schürrle kam für Klose, der sich nur ein einziges Mal in Szene setzen konnte. Es gab Elferalarm, das war es auch schon. Nach einem Özil-Zuspiel hatte Schürrle hingegen die Entscheidung auf dem Fuß, er scheiterte jedoch. Und die Kräfte bei den Deutschen ließen weiter nach. Aber die Uhr meinte es gut mit ihnen. Frankreich lief die Zeit davon, ganz Deutschland hingegen bejubelt letztlich den Einzug ins Halbfinale. Und das sind insgesamt immerhin 80 Millionen Bundestrainer.