Mascherano: Argentiniens Anführer auf dem Platz

Javier Mascherano
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Javier Mascherano ist das Um und Auf im Mittelfeld. Teamchef Sabella lobt den 30-Jährigen als "Bastion für unser Team".

Der Mittelkreis ist bei dieser WM das Revier von Javier Mascherano. Nach dem Elferschießen im Halbfinale gegen die Niederlande fiel der heimliche Kapitän der Argentinier genau dort auf die Knie und ballte sekundenlang wie von Sinnen seine Fäuste. Alle Spieler stürmten auf Torhüter Sergio Romero zu, nur Mascherano und Verteidiger Ezequiel Garay verharrten in inniger Umarmung am Anstoßpunkt.

Die Szene zeigte die große Erleichterung eines mittlerweile 30-jährigen Weltklasse-Spielers, der am Sonntag im Endspiel gegen Deutschland gemeinsam mit seinen Teamkollegen auf die Krönung hofft. "Wir haben Argentinien wieder in den Kreis zurückgebracht, in den es hinein gehört. 24 Jahre lang nicht mindestens ein WM-Halbfinale erreicht zu haben, ist eine viel zu lange Zeit für eine Fußball-Nation von unserer Größe", meinte Mascherano. Über das Endspiel selbst sagte der Barcelona-Profi: "So etwas erlebt man vielleicht nur einmal im Leben. Aber noch haben wir nicht Geschichte geschrieben. Dazu fehlt uns noch ein Sieg."

Auch ohne Kapitänsbinde der Chef

Das Zentrum des Spiels ist auch sportlich Mascheranos Heimat, obwohl er bei seinem Klub hauptsächlich in der Innenverteidigung eingesetzt wird. Bei Argentinien ist er der Chef im Mittelfeld, von dort aus dirigiert er seine Mitspieler. Das Besondere daran ist, dass er nur der heimliche, aber nicht der offizielle Kapitän des WM-Finalisten ist. Wahrscheinlich gab es im gesamten Turnier keinen zweiten Spieler, der einen derart großen Einfluss auf seine Mannschaft hat, ohne dabei die Schleife zu tragen.

Superstar Messi und nicht Mascherano zum Kapitän zu ernennen, war vor drei Jahren vor allem eine symbolische Entscheidung des Trainers Alejandro Sabella. Er wollte damit den in der Heimat nicht immer unumstrittenen Stürmerstar stärken.

Praktisch hat das an den internen Abläufen aber nicht viel geändert. Sabella bespricht jede wichtige Entscheidung nach wie vor mit Mascherano. Während des Halbfinales gegen die Niederlande war es "El Jefecito" ("Der kleine Chef") und nicht Messi, der die Mannschaft auf die Verlängerung einschwor und später vor dem Elfmeterschießen Sergio Romero zur Seite nahm. "Ich habe ihm gesagt: Heute ist dein Tag. Heute kannst du in die Geschichte eingehen." Genauso kam es dann auch. Romero hielt zwei Elfer und wurde zum Matchwinner.

Gutes Verhältnis mit Messi

Das Nebeneinander eines offiziellen und eines heimlichen Kapitäns funktioniert aber nur deshalb, weil sich Messi und Mascherano auch persönlich gut verstehen. Beide spielen schon seit vier Jahren beim FC Barcelona zusammen. Pep Guardiola holte Mascherano einst von Liverpool in die katalanische Metropole. "Er ist intelligent. Solche Spieler will ich immer haben", erklärte der nunmehrige Trainer von Bayern München damals zum Transfer.

Mit diesem Satz bestätigte Guardiola auch, was Nationalcoach Sabella nach dem WM-Halbfinale in einer wahren Eloge auf seine Nummer 14 formulierte: "Mascherano ist wie eine Bastion für unser Team. Mit ihm wollte bisher jeder Trainer unbedingt zusammenarbeiten. Und das waren bei ihm immer große Namen wie Pep Guardiola oder Rafa Benitez."

Junioren-Weltmeister, Champions-League-Sieger, sogar zweimal Olympiasieger ist Mascherano in seiner Karriere schon geworden. Fehlt nur noch der WM-Titel. "Das ist vielleicht eine einmalige Chance", sagte er vor dem Finale. "Wir sollten sie nutzen."

(APA/dpa)

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