Deutschland: Die besten Stürmer – und Neuer

Manuel Neuer
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Deutschland wird Weltmeister, weil die Effizienz überwiegt. Auf einen Pokal wartet Deutschland seit der EM 1996. Vielleicht beendet ja Klose seine Teamkarriere mit dem Siegestor.

Der 7:1-Triumph im Halbfinale über Gastgeber Brasilien lässt keinen Zweifel offen: Deutschland ist reif für den vierten WM-Titel. Die Mannschaft des ehemaligen Tirol- und Austria-Trainers Joachim Löw ist gereift, der Schwabe selbst nennt sie „geerdet“. Er kann es mit Fakten belegen: Im Durchschnitt hat jeder Spieler der Startelf 66 Länderspiele in den Beinen. Sein Team ist mit 17 Treffern die „Tormaschine“ des Turniers. Minimalismus praktizieren andere.

Thomas Müller hat bislang fünf Treffer bei dieser WM erzielt, Miroslav Klose ist mit insgesamt 16 Treffern der erfolgreichste WM-Stürmer. André Schürrle ist in Brasilien der beste Joker. Und – die Deutschen haben die Standardsituationen wiederentdeckt. Zwischen 2008 und 2010 gelang in 20 Spielen kein Eckballtor, in Brasilien sind es bereits derer vier. Jeder fünfte Schuss sitzt, die Fifa-Statistik weist diese Zahl aus. Auch die Laufleistung überzeugt – die DFB-Spieler liefen zusammen jeweils 116 Kilometer pro Spiel.

Ist ein Angreifer einmal der Abwehrformation rund um den souverän spielenden Kapitän Philipp Lahm enteilt, ist zumeist Manuel Neuer parat. Er parierte 86,2 Prozent aller Schüsse, gilt als „Torhüter-Libero“, „falsche Fünf“ – seine Reflexe entscheiden. Vier Gegentore in sechs Spielen bestätigen die Hoffnung auf den ersten WM-Sieg nach 1990. Es wäre nach 24 Jahren der insgesamt vierte – dieses Kunststück feierten zuvor schon Brasilien (1970–1994) und Italien (1982–2006).

Argentinien, bereits Deutschlands Finalgegner von Mexiko 1986 (2:3) und Italien 1990 (1:0), bündelt seine Offensive zumeist auf einen Spieler, Lionel Messi. Löws Angriffe laufen über Schweinsteiger, Özil, auch Lahm, Khedira, Kroos oder Hummels können präzise Pässe schlagen, ja sogar Boateng. 82 Prozent der Zuspiele finden ihr Ziel. Doch erst die absolute Zahl des Turniers hat repräsentativen Charakter: Deutschland passte 3421 Mal.

Es ragt kein Einzelspieler heraus, das Spiel wirkt schlicht, schnörkellos, nach Löws Wunsch. Der Ball wird nicht lang gehalten, die Richtung ist stets vorwärts. Aber nicht nur deshalb gilt der Auftritt im Maracanã womöglich als Heimspiel. Der Unterstützung aller Brasilianer können sich Löws Spieler gewiss sein – den Triumph Argentiniens bei ihrer WM, just im Heiligtum Maracanã, den will keiner sehen.

Mit Deutschlands insgesamt achtem Einzug in ein WM-Finale ist Löws Mannschaft auch der Bezeichnung „Generation Halbfinale“ (29 Siege aus 32 Pflichtspielen) enteilt. 2006 (0:2 gegen Italien n.V.) und 2010 (0:1 gegen Spanien) war Deutschland nur dem späteren Weltmeister unterlegen. Im EM-Finale 2008 war es Spanien (0:1), im EM-Halbfinale 2012 erneut Italien (1:2). Das Gros der Spieler hat auf Klubebene alles gewonnen, nur ein Titel mit dem Nationalteam fehlt noch.

Auf einen Pokal wartet Deutschland seit der EM 1996. Vielleicht beendet ja Klose seine Teamkarriere mit dem Siegestor. Als Dank für Löws Loyalität und Beharrlichkeit – er ließ keinen seiner Spieler trotz Formkrisen oder Verletzungen jemals fallen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2014)

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