WM-Finale: Vier Kandidaten für eine Hauptrolle

SOCCER - FIFA World Cup 2014, NED vs ARG
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Nach 1986 und 1990 stehen sich Deutschland und Argentinien zum dritten Mal in WM-Finale gegenüber, vor dem Anpfiff lautet der Spielstand 1:1.

Für einen wie Franz Beckenbauer ist das Finale eigentlich schon gelaufen, für ihn ist die Sache völlig klar – „Deutschland gewinnt mit 2:0“. Der „Kaiser“ hat da keine Zweifel, er kann sich auf die Erfahrung vom Finale 1990 in Rom stützen. Ein übrigens schwaches Endspiel, das auch nur ein Elfmetertor von Andreas Brehme gesehen hat. Diego Maradona hingegen glaubt freilich an seine Landsleute. Für das argentinische Fußballidol Maradona hat im WM-Finale ein Superstar wie Lionel Messi mehr Wert als etwa die deutsche Teamleistung. „Wer den Besten auf dem Spielfeld hat, und das sind wir, wird die Partie gewinnen!“ Zugleich bestritt Maradona, dass es eine Rivalität zwischen ihm und dem Barcelona-Superstar gebe. „Wenn Messi den Pokal in die Höhe stemmen und damit Maradona übertreffen will, rolle ich für ihn den roten Teppich aus.“

Deutschlands Teamchef, Joachim Löw, hat eine Taktik geschmiedet, wie man Messi neutralisieren kann, Argentinien ist allerdings von der Nummer 10 weniger abhängig als etwa Brasilien von Neymar.

Geleitet wird das Spiel vom italienischen Schiedsrichter Nicola Rizzoli. Es ist sein vierter WM-Einsatz, im Vorjahr hat er das Champions-League-Finale zwischen Bayern und Dortmund gepfiffen.


LIONEL MESSI


Meistertitel, Champions-League-Siege, viermaliger Weltfußballer – es ist der WM-Titel, der fehlt, damit der Ausnahmekönner endgültig in den Olymp der Fußballgrößen aufsteigt. Liebling der argentinischen Fans ist der 27-Jährige bis heute nicht, zu früh verließ er die Heimat Richtung Barcelona. Teamchef Alejandro Sabella aber setzt auf Messi, richtet die Mannschaft nach ihm aus und lässt ihm alle Freiheiten in der Offensive. Vier Tore sind bislang der Dank. Der Superstar hat freilich seine unsichtbaren Phasen, aber eben auch das Potenzial, mit einem genialen Moment für die Entscheidung zu sorgen.


THOMAS MÜLLER


Der Offensivallrounder zählt immer noch zu den meistunterschätzten Spielern. Müller agiert zwar technisch nicht auf allerhöchstem Niveau, macht aber oftmals instinktiv das Richtige. Bei der WM 2010 mit fünf Treffern Torschützenkönig, könnte der 24-Jährige mit seinem sechsten Turniertreffer seinen Titel aus Südafrika verteidigen – das gab es in der WM-Historie noch nie. Müller glänzt nicht nur als Vollstrecker, sondern auch als Vorbereiter. Er ist ein Garant für das Kreieren von Torchancen, weil er unermüdlich selbst in der 120. Minute noch zu einem Sprint ansetzt. Im Spiel der Deutschen ist Müller längst unersetzbar.


JAVIER MASCHERANO


Er ist zwar offiziell nicht Argentiniens Kapitän, aber der Anführer auf dem Platz. Muss er bei Barcelona seit Jahren in der Innenverteidigung aushelfen, überzeugt er im Nationalteam auf seiner angestammten Position im Mittelfeld. El Jefecito (der kleine Chef) spielt selten spektakulär, besticht jedoch mit gutem Stellungsspiel und dem Auge für den Pass. Nicht eine Minute hat der 30-Jährige bei seiner dritten WM bislang verpasst und hält mit 509 Pässen (90 Prozent erfolgreich) den Topwert aller WM-Spieler. Es sind nicht nur Messis Tore, sondern auch Mascheranos saubere Tacklings – wie zuletzt im Halbfinale gegen Niederlandes Arjen Robben, die Argentinien bis ins Finale gebracht haben.


MANUEL NEUER


Deutschlands Schlussmann gilt unumstritten als derzeit bester Torhüter der Welt. Diese Stellung untermauerte der 28-Jährige in Brasilien mit zahlreichen Paraden und tollen Reflexen – in Erinnerung bleibt auch sein außergewöhnliches Spiel als „Libero“ gegen Algerien im Achtelfinale. Die Verteidigung vor ihm dirigiert Neuer stets lautstark, seine Worte haben Gewicht, zumal er in den vergangenen Jahren bei seinem Klub Bayern München und im Nationalteam zu einem echten Führungsspieler gereift ist. Neuer, der sein drittes Turnier mit dem DFB-Team bestreitet, könnte auch im Finale zum großen Matchwinner der Deutschen avancieren – denn er gilt auch als Spezialist fürs Elfmeterschießen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2014)

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