Brasilien verliert kleines Finale gegen Niederlande

Niederlande jubelt, Brasilien ist enttäuscht
Niederlande jubelt, Brasilien ist enttäuschtREUTERS/Ruben Sprich
  • Drucken

Der versöhnliche WM-Abschluss blieb aus, die Seleção enttäuschte auch im Spiel um Platz drei und war bei der 0:3-Niederlage chancenlos.

Natürlich hätten sowohl Brasilien als auch die Niederlande ihr letztes WM-Spiel viel lieber am heutigen Sonntag im ehrwürdigen Maracanã-Stadion absolviert. Vor allem beim Gastgeber saßen die Wunden des 1:7-Debakels gegen Deutschland tief, auch weil die Seleção damit auf demütigende Weise um ihren Auftritt im wohl berühmtesten Fußballtempel der Welt gebracht worden war. Beiden Mannschaften blieb nur das ungeliebte kleine Finale um den dritten Platz, und hatte Bondscoach Louis van Gaal nach dem Halbfinal-Aus gegen Argentinien noch so sehr über das „Duell der Verlierer“ geschimpft und für dessen Abschaffung plädiert, am Ende bot er dann doch seine A-Elf (Sneijder verletzte sich beim Aufwärmen) auf. Schließlich ging es um die eigene Ehre und speziell für die Seleção um einen halbwegs versöhnlichen Abschied.

Früher Rückstand

Doch die Hoffnungen der brasilianischen Fans im Estadio Nacional Mane Garrincha in Brasilia erlitten schon nach wenigen Minuten einen herben Dämpfer. Der nach Gelbsperre zurückgekehrte Thiago Silva riss den durchbrechenden Arjen Robben als letzter Mann knapp vor dem Strafraum nieder und der algerische Schiedsrichter Djamel Haimoudi bewertete die Szene gleich doppelt falsch. Er zeigte nur Gelb statt Rot und verhängte dafür einen Elfmeter. Robin van Persie nahm das Geschenk dankend an und verwandelte souverän (3.).

Wie gegen Deutschland ging dann mit Brasilien erneut die Motivation durch. Man wollte sofort den Ausgleich erzwingen, vergaß dabei aber auf jegliche Organisation und die Defensive. Die Niederländer hatten bei Balleroberung sehr viele Räume und damit leichtes Spiel. Beim Tor erhielten sie allerdings wieder Hilfe vom schwachen Schiedsrichterteam. Aus Abseitsposition flankte de Guzman zur Mitte, David Luiz klärte per Kopf genau zu Daley Blind und der schoss locker zum 2:0 ein (16.). Die Blamage gegen Deutschland hatte offenbar nachhaltigen Schaden an der brasilianischen Fußballseele hinterlassen, die Mannschaft von Luiz Felipe Scolari knüpfte nahtlos an die unterirdische Leistung von Dienstag an, präsentierte sich chaotisch und spielerisch limitiert. Das Publikum gab lange sein Bestes, spendete jedem noch so planlosen Angriff Beifall - ohne Erfolg. Mit mit dem Pausenpfiff gab es dann doch erste Pfiffe.

Pure Ernüchterung

Auch in der zweiten Hälfte erweckte Brasilien nicht den Anschein, dem Spiel noch eine Wende geben zu können. Oscar mühte sich zwar redlich, doch ihm und seinen Kollegen fehlte es an Durchschlagskraft. Insbesondere Solospitze Jo, der Fred-Ersatz verbuchte nicht einen einzigen Torschuss. Die Elftal hielt sich unterdessen vornehm zurück, stand in der Defensive aber weiter kompakt und kam somit auch nie wirklich in Bedrängnis. Ein Weitschuss von Ramires (60.) und ein Freistoß von David Luiz (63.) blieben Brasiliens einzige Ausbeute - Torhüter Cillessen war zur Stelle. Viel näher kam Brasilien dem Ehrentreffer nicht, Oscar sorgte immerhin für eine WM-Premiere: Der Chelsea-Akteur wurde als erster Spieler bei diesem Turnier für eine vermeintliche Schwalbe verwarnt, der inferiore Referee lag auch diesmal falsch (68.).

Van Gaal nutzte die Gelegenheit und schenkte auch seinen letzten Kaderspielern ein paar Einsatzminuten. Zog seine Mannschaft doch einmal das Tempo an, dann wurde es sofort gefährlich. So auch in der Nachspielzeit, als Wijnaldum zum 3:0-Endstand traf (93.).

Die Heim-WM endete für Brasilien in purer Ernüchterung. Der Verband ist in den kommenden Jahren gefordert, denn außer Neymar versprüht die Mannschaft nichts vom spielerischen Glanz und der Leichtigkeit, die den Rekordweltmeister stets ausgezeichnet haben. Darüber konnten am Ende dann auch die Ergebnisse nicht mehr hinwegtäuschen.

Brasilien: 12 Julio Cesar; 23 Maicon, 3 Thiago Silva, 4 David Luiz, 14 Maxwell; 8 Paulinho (57. 18 Hernanes), 17 Luiz Gustavo (46. 5 Fernandinho); 16 Ramires (73. 7 Hulk), 11 Oscar, 19 Willian; 21 Jo.
Niederlande: 1 Cillessen (93. 22 Vorm); 15 Kuyt, 3 de Vrij, 2 Vlaar, 4 Martins Indi, 5 Blind (70. 7 Janmaat); 20 Wijnaldum, 8 de Guzman, 16 Clasie (90. 13 Veltman); 9 van Persie, 11 Robben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Brazil´s Neymar reacts after his team lost their 2014 World Cup third-place playoff against the Netherlands at the Brasilia national stadium in Brasilia
Fußball-WM

Brasilien: Pure Tristesse statt Ehrenrettung

Die Seleção leistete sich den nächsten Totalausfall. Teamchef Scolari betrieb danach zwar Realitätsverweigerung, doch sein Abschied ist besiegelt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.