Deutsche feiern sich selbst und verhöhnen Argentinier

Members of Germany´s 2014 Brazil World Cup appear on stage celebrations at ´fan mile´ in Berlin
Members of Germany´s 2014 Brazil World Cup appear on stage celebrations at ´fan mile´ in Berlin(c) REUTERS (THOMAS PETER)
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Ein despektierlicher Tanz der deutschen Spieler gegen die "Gauchos" sorgt im Internet für Aufregung. Der ORF übertrug live.

Berlin/Wien. „Ich hab eine Fahne". Die deutsche Konzeptband Deichkind hat in ihrem Satiresong bereits vor der Fußball-WM die unschönen Seiten der Sportart thematisiert. Nicht gerade respektvoll war auch der Tanz, den sechs Spieler des erfolgreichen deutschen Nationalteams beim Empfang am Dienstag in Berlin vollzogen. Er richtete sich gegen die Finalgegner vom Sonntag, die Argentinier, die im Fußballkontext umgangssprachlich „Gauchos" (Viehzüchter) genannt werden.

„So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so", sangen Goldtorschütze Mario Götze und seine Kollegen (Miroslav Klose, Toni Kroos, André Schürrle, Shkodran Mustafi und Roman Weidenfeller) mit gebückter Körperhaltung. Aufrecht sang das Sextett „So gehen die Deutschen, die Deutschen gehen so". Hunderttausende Fans sangen und tanzten beim „Gaucho Dance" - der Titel stammt vom Fernsehsender ARD - mit. Im Internet polarisierte der Auftritt der Kicker des Deutschen Fußballbunds (DFB), der in der Vergangenheit sein soziales Gesicht zeigte und sich gern das Fair-Play-Logo auf die Fahnen heftete.

"Peinlich" und "kleiner Scherz"

„Peinlich und respektlos". So wurde die Aktion auf Twitter vielfach kommentiert. Zeit Online bewertete den Auftritt auf der Siegesfeier als „abwertend" und „peinlich", Spiegel.de sah „siegestrunkene Nationalspieler", Faz.net einen „kleinen Scherz auf Kosten des unterlegenen Finalgegners".

Die ARD übertrug den Empfang vor dem Brandenburger Tor live. ORF eins änderte für die schwarz-rot-goldenen Feierlichkeiten - überraschend - sein Programm. Oder vielleicht doch nicht so überraschend. Schließlich bescherte die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien dem Sender exzellente Quoten. Das Finale am Sonntag verfolgten bis zu 1,94 Millionen Zuschauer. Insgesamt erzielte der ORF - im Vergleich zur Weltmeisterschaft 2010 - im Juni Reichweiten- und Marktanteilzuwächse. Rund 6,2 Millionen sahen zumindest eines der 64 Spiele.

Das war dann wohl das Paradebeispiel wie man Arbeit gegen Rassismus in 5sec zunichte macht und Glaubwüridkeit verliert! @DFB_Team#gauchos

— Nadine_Berlin (@Nadine_Berlin) July 15, 2014

That disgraceful performance by six #GER players of "The #Gauchos walk like this" [apes] was broadcast live on @BBCWorld

— Damian Mac Con Uladh (@damomac) July 15, 2014

Da ist @DFB_Team wochenlang Vorbild an Correctness,dann 1 Lied über die #gauchos +schon stürzt sich Berliner Politikszene drauf. #weltfremd

— mscharfschwerdt (@mscharfschwerdt) July 15, 2014

Wieso muss man sich an einer Meistersause über die Gegner lustig machen? Respektlos. Peinlich. #Deutsche#Gauchos

— Angelo Rocchinotti (@Rocchinotti85) July 15, 2014

@Andre_Schuerrle thanks for destroying the last tiny piece of belief in 'german cosmopolitanism' by the #gauchos performance, thank you.

— Levia Tan (@leviasign) July 15, 2014

Manchmal habe ich den Eindruck, Niveau ist eine Handcreme... #Deutschland#WM#Gauchos#Berlinhttps://t.co/Kd9VdqYqka

— hellin_sapinski (@hellin_sapinski) July 15, 2014

(Red.)

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